Libyentour 1998
vom 1. bis 13. September

Mit diesem Bericht beabsichtige ich nicht nur über eine Reise zu berichten, sondern vor allem Vorurteilen entgegenzuwirken, die nicht geeignet sind, die gerade hierzulande vielgepriesene Völkerverständigung herbeizuführen, sondern nur dazu dienen, den Unfrieden in der Welt zu erhalten. Ein Diktator ist nicht schon deshalb böse, nur weil er ein Diktator ist. Ein Gadaffi ist nicht besser und ganz bestimmt nicht schlechter als ein Clinton oder Schröder. Wer einmal im Staat Gadaffis war, der erhält erst einen Begriff vom Sinn des Wortes "arabische Gastfreundschaft" (möge sie ewig währen), die in anderen (meist westlich orientierten) arabischen Staaten oft nicht mehr oder nur noch in Ansätzen vorhanden ist, nämlich dann, wenn Geld dabei herausspringen könnte.

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Am Beispiel Libyens zeigt es sich deutlich, daß es nur die Politik ist, die Menschen zu Feinden macht. Es ist jedenfalls ein Staat, der allen "Demokratisierungsversuchen" seitens des Westens mit Erfolg trotzt mit einem Führer an der Spitze, der sich nicht wegbomben ließ. Das Land genießt Dank der Verleumdungkampagnen einen denkbar schlechten Ruf, was sich aber insofern positiv auswirkt, als daß dadurch Libyen noch auf viele Jahre von der Touristenflut verschont bleiben wird. Die unangenehmen Neckermänner, die in den Urlaub fahren, um Tags am Strand zu liegen, abends einen Rausch im Gesicht haben, sich die Nächte in Diskos um die Ohren schlagen und zu jeder Tages und Nachtzeit den Dicken markieren wird man in Libyen vergebens suchen. Auch die ebenso unangenehmen Beleiterscheinungen, die von lästigen Ramschverkäufern über zubetonierte Landschaften bis zu Taschendiebstählen reichen hören spätestens in Tunesien auf. Es ist in dieser Hinsicht sozusagen noch ein Fleckchen "Heile Welt". Wenn man in Libyen auf der Straße von Unbekannten gegrüßt und angesprochen wird, dann deswegen, weil sie sich aufrichtig freuen, daß Fremde ihr Land besuchen und nicht, weil sie am Touristen verdienen wollen. Im Gegenteil. Als Fremder wird man oft eingeladen, mehr als einmal mußten wir für das bestellte nicht bezahlen oder ein einheimischer Gast hatte die Rechnung bereits übernommen. Auch so etwas wie Kriminalität scheint in Libyen nicht zu existieren, zumindest nicht seitens der Einheimischen, sondern hierfür sind hauptsächlich die angeblich ziemlich unbeliebten Gastarbeiter, die aus dem Sudan, Tschad, Niger und Nigeria nach Libyen kommen zuständig.
Leider sind die ersten drei Filme dieser Reise zerstört worden (die Kamera war schuld), so daß mir nur die anderen drei blieben.

Gadaffis Politik mag man beurteilen wie man will - wenn er im grünen Buch schreibt "Dauerhafte Beziehungen bestehen unter Völkern, nicht zwischen Regierungen", dann hat er, glaube ich, nicht ganz unrecht.
MoKo, Kradblatt und Bremer Motorradanzeiger.


Vorbereitungen:

Für die Reise nach Libyen ließ ich am Fahrzeug einige Änderungen vornehmen.
Zunächst baute ich einen sogenannten Tropenkühler (stärkere Kühlleistung für Anhänger- und Klimaanlagenbetrieb) ein und besorgte mir verstärkte Federn, da zu erwarten war, daß für diese Fahrt etwas mehr Gepäck mitgenommen werden mußte als sonst.
Dann verstärkte ich meine Bemühungen, eine Klimaanlage für den W123-Diesel zu bekommen. Das war, wie sich bald herausstellen sollte, nicht sehr einfach, da kein Schrottplatz im Umkreis von 200 km eine solche hatte und im Fachhandel war sie ob der geringen Nachfrage auch schon lange nicht mehr erhältlich. Bei Mercedes-Benz hätte alleine das Material 7.500 DM gekostet und somit Thema erledigt. Nach einem Telephonat mit einem Zuständigen vom Mercedes-Benz W123 Club klappte es dann plötzlich. Ich erfuhr, daß die Fa.Weileder in Garching für knappe 3.000 DM noch Klimaanlagen für den W123-Diesel einbaute. Ich setzte mich mit der Firma in Verbindung, bekam einen Termin und innerhalb eines Tages hatte ich eine funktionierende Klimaanlage auf dem neuesten Stand der Technik im Auto. Nur der Sachbearbeiter sah mich etwas komisch an, als seine Frage nach dem Kilometerstand mit 472.000 antwortete.
Nachdem diese eingebaut war besorgte ich mir noch einen Ölkühler und ein neues Ölfiltergehäuse und baute beides ein, was nach einigen Ölbädern dann auch klappte. Und weil ich gerade noch etwas Geld übrig hatte verpaßte ich meinem Kameraden noch ein Nebelhorn, da in südlichen Ländern eine starke Hupe oft wichtiger ist, als ein starker Motor.
An Ausrüstungsgegenständen besorgte ich mir beim Därr, einem Expeditionsausrüster in München einen Dachgepäckträger, der zwar "Made in Italy" aber trotzdem erstaunlich stabil ist, Sandbleche, Kraftstoffkanister (Wehrmacht) und Trinkwasserkanister (USMC), Bergegurte und zum ersten mal wurden bei einer Reise Werkzeug und Ersatzteile eingeplant.

An Schreiberei gab es auch noch einiges zu erledigen:

  • Pässe: Die Pässe müssen mindestens 6 Monate über den geplanten Ausreisetermin aus Libyen hinaus gültig sein.
  • Paßstempel: Für eine Reise nach Libyen muß man sich einen "Libyenstempel" oder "arabischen übersetzungsstempel" holen, der auf eine (meist auf die letzte) Paßseite aufgedrückt wird. Diesen bekam ich gegen eine "Gebühr" von 10,-DM in München.
    Städt. Kreisverwaltungsreferat
    Ruppertstr. 19
    80337 München
    Tel.: (089) 2 33 00
  • Passübersetzung: Bei einem vereidigten Übersetzer müssen dann die Paßdaten in den Stempel eingetragen werden. In München kann man sich an folgende Adresse wenden:
    Dr.Talib Al-Sultan - Übersetzungsbüro
    Dresdner Str. 19
    80993 München
    Tel.: (089) 1 49 23 11
    Fax: (089) 1 49 22 00
  • Visum-Antragsformular: Diese sind schriftlich (ein frankierter Rückumschlag in DIN-A4-Größe ist dem Schreiben beizufügen) Anzufordern beim
    Volksbüro der Sozialistischen
    Libysch-Arabischen Volks-Dschamahirija
    Beethovenallee 12a
    53173 Bonn
    Tel.: (0228) 82 00 90
    Fax: (0228) 36 42 60
  • Visa beantragen: Hierzu müssen pro Person zwei grüne Antragsformulare (auf keinen Fall knicken) vollständig ausgefüllt und jeweils mit einem Lichtbild (Paßphoto) versehen samt den übersetzten Pässen und 56,-DM in Bar pro Paß sowie ein frankierter Rückumschlag an das Volksbüro (s.o.) zurückgeschickt werden. Die Bearbeitung erfolgt dann relativ schnell.
  • Fähre: Die Fähre mußte rechtzeitig gebucht werden (Genua - Tunis und zurück 2.240,-DM). Dies erledigte ich auch über die Fa.Därr, bei der man auch sonst
  • Karten, Reiseführer und allgemeine nützliche Reiseinformationen einholen kann.

    Ursprünglich war für die Fahrt die Stammbesatzung von Norwegen, sprich Metzger, Günther und Besold eingeplant. Leider war ein "Mädchen" unter uns: Günther ließ sich vom Geschwätz der Leute, die vielleicht von ihrem Pauschi-Urlaub an der Costa Brava etwas verstehen, verrückt machen und sagte zwei Tage vor der Abfahrt, als er Visum und Fährendrittel schon bezahlt hatte, ab nachdem er sich nach Köln abgesetzt hatte und so fuhren wir eben nur zu zweit. Besser so. Weniger Gewicht und Unkosten, dafür mehr Platz.

Hier weitere Literaturempfehlungen zu Libyen.
Michael Metzger Navigator
Markus Besold Kraftfahrer
Kilometerstand bei Abfahrt: 513.042 km

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