Ausfahrt zum Grand Canyon 2006
vom 3. bis zum 7. April

Viel Zeit hatten wir nicht. Schließlich muß der Mensch auch was schaffen. Doch Jana hatte ein paar Tage frei und ich machte mir eben frei und so ließ sich doch eine kurze Woche finden für einen gemeinsamen Ausflug.

Eigentlich hätten wir nach Mammoth fahren sollen. Der Grand Canyon sieht um diese Jahreszeit nicht so aus, wie man ihn von Photos kennt.

Man kann durchaus von einer Fehlkalkulation sprechen. Doch Wetter hin oder her - es tat sehr gut, einmal wieder in einem gescheiten Auto wie in alten Zeiten durch die Gegend zu heizen.

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Als der gute Daimler am Tag vor der Fahrt zum ersten mal seit meiner Rückkehr aus Deutschland aus der Garage geholt wurde und wie erwartet sofort ansprang checkte ich ihn durch. Es war das erste Mal, daß ich das Auto auf eine längere Fahrt nahm, ohne damit zuvor regelmäßig gefahren zu sein. Der Benz hat zur Zeit Urlaub, denn das Alltagsauto ist nun ein 91er F-250. Ein Pick-Up des bekannten Amerikanischen Schrottherstellers Fix Or Repair Daily, kurz Ford. Er verhält sich auch wie erwartet: drei Tage nach dem Kauf regnete es in Los Angeles, ich führte den obligatorischen Bremstest durch, um zu wissen, wie sich das Auto verhält, und die Fahrweise entsprechend anzupassen. Die Bremsen funktionierten erst nicht so, wie man es als Mercedes Fahrer gewohnt ist, denn die Karre hatte einen enorm langen Bremsweg. Als er zum stehen kam, war Feierabend. Der Motor ging aus und ließ sich auch nicht mehr anwerfen. Unter der Haube sieht es traurig aus. Irgendwo mittendrin verloren findet man einen sehszylindriges Gebilde von stattlichen 4,9 Litern Hubraum, das man hierzulande "Motor", in anderen Ländern "Mineralölvernichter" nennen mag. Der Verbrauch ist horrend - das bekommen die Kunden zu spüren. Ich selbst bekomme die ohnehin mageren 150 PS dagegen kaum zu spüren. Auf dem Highway schafft er gerade mal 10 km/h mehr als der Daimler. Nur bei der Beschleunigung steht er besser da. Bei der Zuladung auch, allerdings nur dadurch, daß man praktischerweise alles auf die Pritsche werfen kann und losfahren. Allerdings hat dieser Riesenkarren gerade mal 230 Kilo mehr Zuladung als der Mercedes.

Der ADAC schickte den AAA vorbei und der Pick-Up wurde in die Werkstatt abgeschleppt. Daraufhin ging es zurück zum Roten Löwen. Mein Auto konnte ich nicht aus der Garage nehmen, da davor der Tacoma des Managers stand. Also grattelte ich Elke um ihr Auto an. Ein 97er Taunus, ebenfalls ein Ford. Mit dem kam ich auch gerade mal 500 m weiter als bis zu der Stelle, an der der F-250 verreckte. Wieder den ADAC USA angerufen, wieder abschleppen lassen. Genau den ADAC, den ich abgesehen von dem Zwischenfall damals in Bozen, ausschließlich zwecks Rechtschutz in Anspruch nahm. Heute gleich zweimal innerhalb von nicht ganz zwei Stunden, und zwar zum Abschleppen. Dem zweiten Abschlepper sagte ich: "Ich weiß genau, warum ich Mercedes fahre". "Ich auch", sagte er, "aber meiner ist ein alter Diesel von 1978... Etwas lahm." Ein 123er-Fahrer aus South Central. Er hätte lieber einen neueren. Ich riet ihm davon ab. Der Neue verreckt Dir innerhalb von zwei Monaten. Jemals Probleme mit Deinem jetzigen gehabt?" Ja. Vor Jahren sei ein Problem mit dem Getriebe aufgetreten. Das sei das einzige mal gewesen, daß er in die Werkstatt mußte. 300.000 Meilen hat er auf dem Tacho. "Da siehste mal. Das wird Dir bei den neuen Plastikkisten wöchentlich passieren. Mein Vater hat einen neuen und wir wollen jetzt nicht über Werkstattrechnungen reden, sonst kotz ich Dir über das Armaturenbrett. Und, wenn Du einen Tip willst, kauf Dir niemals ein amerikanisches Auto. Hör auf 'nen alten Mann". "Hell, No! They are pieces o' shit, man..." Einen alten Buick hatte er auch mal, bevor er den 123er gekauft hat, aber weiter als bis zur Werkstatt ist er damit anscheinend nie gekommen.

Der alte Kamerad in seiner Garage (Car-Port)
Der alte Kämpfer in seinem Car-Port in Silverlake.

Ein verlorener Arbeitstag, den ich in Autowerkstätten verbrachte und eine saftige Werkstattrechnung. Das war ein teurer Bremstest. Aber zurück zum eigentlichen Thema: Mercedes-Benz. Nun... Ich holte ihn aus der Garage und ließ den Motor auf dem Parkplatz eine Weile laufen. Das altvertraute hämmern des Diesels ließ mich meinen Frust sofort vergessen. Das gibt einem auch wieder das alte Vertrauen zurück. Kein Liegenbleiben mehr. Zumindest schaffte es dieses Auto aus eigener Kraft in die Werkstatt, wenn es mal sein muß. Ich fuhr als erstes zur Tankstelle, tankte ihn auf. All die Kleinigkeiten, die man nicht wahrnimmt, wenn man jahrelang diesen Wagen gefahren hat, fielen mir nun auf. Man braucht den Motor nicht mehr beim Tanken abzustellen, der Tank wird trotzdem voll. Entzückend. Ich tat es dennoch, um den Ölstand zu prüfen. Alles im grünen Bereich. Dann die Scheiben gewaschen und zurück auf den Restaurantparkplatz. Da sah ich, daß irgendeine Flüssigkeit unter der Haube heraussuppte. Der grünlichen Farbe nach zu urteilen war es Kühlflüssigkeit. Nicht gut. Ich ging dem nach. Wasserausbruch über Wasserpumpe. Schlechte Voraussetzung. Aber es war schon nach sechs Uhr Nachmittag und ich hatte noch einen Kundenbesuch auf der Liste. Die Frage, mit welchem Auto zu fahren sei erübrigte sich. Trotz Leck kam nur der Daimler in Frage. Es war ein wichtiger Auftrag und ich wollte sicher sein, daß ich pünktlich ankam. Beim Ford weiß man nicht, ob man überhaupt ankommt. Und da es eine längere Fahrt war, wollte ich meinen Geldbeutel schonen, denn mit dem Ford wäre einer der Tanks (er hat zwei - serienmäßig) hinterher zu drei Vierteln leer gewesen.

Nachdem ich wieder zurück war und zufrieden feststellte, daß er normale Betriebstemperatur hielt, füllte ich Wasser nach. Die Aufnahme war allerdings beträchtlich. Das hieß, auf der Fahrt muß wohl öfter angehalten werden, um nachzufüllen. Einen Hinderungsgrund sah ich darin allerdings nicht. Ich ergriff auch Gegenmaßnahmen: Alle drei verfügbaren Wasserkanister wurden ausgewaschen und aufgefüllt. Es konnte losgehen.

Jana Green Navigator
Markus Besold Kraftfahrer

Kilometerstand bei Abfahrt: 814.695 km

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