Persien 2006
Donnerstag, 28. September

Hinter uns Kreta...Als ich am nächsten Morgen aufwachte, wunderte ich mich zunächst, woher das saubere, weißbezogene Daunenkopfkissen herkam. Im gegenüberliegenden Eck bemerkte ich, noch schlaftrunken, etwas, das ich zunächst für vier Schweinehälften hielt. Es war gegen acht Uhr, Almut würde vermutlich bald mit einer Erklärung dafür im Blickfeld auftauchen. Ich schlief noch ein wenig weiter. Als es mir zu blöd wurde, ging ich zur Rezeption und fragte nach, wo die Almut untergebracht ist. Ich hielt der Rezeptionistin Almuts Paß entgegen. "Zimmer Nummer 224", sagte sie, ohne im Computer nachzusehen, und ohne nahe genug an den Paß zu gehen, als daß sie ihn hätte lesen können. Seltsam. Ich ging los auf die Suche nach der Kabine. Überall lagen Leute umher, als hätte man eine Packung Leute aufgerissen und sie wild verstreut. Kabinen Nummer 223 und 225 fand ich. Aber von den geraden Zahlen keine Spur. Die müssen auf der anderen Seite sein. Ich ging hinüber, doch dort ging es mit 250 weiter. "Ich krieg gleich so einen Zorn!", knurrte ich vor mich hin, als ich Almuts Stimme hinter mir meinen Namen sagen hörte. "Gleich schlag ich alles zusammen!", begrüßte ich sie, "Wo ist denn die dreckskajüte? Da soll man normal bleiben und nichts umtrappen." Ich solle mich beruhigen, hieß es. Ist doch wahr. Wenn die so einen Scheiß bauen... Sowas Idiotisches, sollen sie den verdammten Kabinen doch Farben oder Tiernamen geben und nicht Nummern willkürlich an die Türen heften.

"Wie kommt das Kopfkissen unter meinen Schädel?", fragte ich und hielt es ihr hin. Das habe ich Dir gestern noch gebracht. Weißt Du das nicht mehr? Du hast Dich jedenfalls bedankt." Erste unrealistische Szene: Ich und mich bedanken. Das würde mir im Traum nicht einfallen. Höchstens hätte ich gesagt: "Oho! Ich kann doch mit Kopfkissen nicht schlafen, das ist mir viel zu bequem. Ich kann nur auf Glassplittern schlafen..."

"Wir treffen uns an der Treppe um halb zehn", machten wir aus. Als ich - ausnahmsweise mal pünktlich - dort einfand, war außer mir keiner da. Ich ging in den Frühstücksraum und fand dort die anderen beiden. "Ist es jetzt halb zehn?", fragte ich, und ohne eine Antwort abzuwarten: "Ist einer von Euch gerade unten vor der Rezeption? Wieso macht man etwas aus, wenn man sich hinterher nicht daran hält?" Ich hielt meinen Sermon, wobei jedem klar war, daß ich von allen mit Abstand der unzuverlässigste war und nun einmal im Leben die Situation anders gelagert war und ich das auskosten mußte. "Das kanst Du im späteren Leben auch nicht machen, einfach nicht da sein, das geht doch nicht. Wenn man etwas ausmacht, dann muß man sich daran halten. Pacta sunt servanda, frag mal Deinen Bruder, was damit gemeint ist..." Und noch mehr Blablabla, als wir zum Zimmer gingen, um das Material wegzubringen. Dann wieder zurück in den Frühstücksraum.

Dort blieben wir auch, bis der Kellner uns hinausbeförderte. Dann gingen wir wieder in das Refugium unter die Treppe. Dort lagen immer noch die beiden Fettsäcke. Ein wenig Bewegung könnte denen nicht schaden. Almut erklärte, daß es sich um Franzosen handelte, die sie gestern dazu angehlaten hätten, leiser zu reden, als sie sich mit Michl unterhielt und ich schon längst eingeschlafen war. "Und was habt ihr dann gemacht?", wollte ich wissen. "Wir haben dann leiser geredet und ich bin dann bald ins Bett gegangen", sagte Almut, so als wäre es normal, sich von dahergeschwommenen Baguette-Fressern beleidigen zu lassen. "Was? Wieso weckt mich keiner von Euch Trotteln?" Das fehlt mir noch, daß zwei verfettete Franzosen Teile der Mannschaft belästigen. Erstens waren wir vor ihnen hier, zweitens lassen wir uns nicht von zwei fetten Franzosen den Mund verbieten. Wenn ihnen was nicht paßt, sollen sie woanders hingehen. Und ich hab wieder alles verpennt. Die hätte ich noch runder gemacht, diese zwei Müllsäcke. Die hat wohl schon lange keiner mehr in sechs Wochen von der Marne bis zum Atlantik gejagt, so wie die aussehen. Und nun, da ich wach war, weigerten sie sich, uns blöd zu kommen, obwohl ich mich jedes Mal des Präfixes "scheiß" bediente, wenn ich Frankreich oder Franzosen sagte. Aber Franzosen mit Fremdsprachenkenntnissen sind solche, die aus den Kolonien kommen. Die sprechen dann Arabisch, Bambara, sonstwas, jedenfalls keine Sprache. Sie gingen irgendwann. "Genau, fette Sau, verpiß Dich! So. Problem erledigt, ich hab sie verjagt..." Kein Wunder, daß sich Deutsche und Franzosen seit jeher in den Haaren liegen: Die versuchen sich schon seit Jahrhunderten im Scheiße-Sein zu übertreffen und keiner schafft's. Sowas regt mich auf! Sollen sich eine Kabine leisten, wenn es ihnen hier draußen zu laut ist. Und wenn sie schon um Ruhe bitten, dann wenigstens auf Englisch, ansonsten glaubt man anständiger Mensch, daß sie einen gebeten hatten, lauter zu sprechen.

Almut ging in die Kabine um das Zeug zusammenzupacken. Sie kam wieder zurück und erklärte, sie hätte ihrer Zimmergenossin angeboten, daß wir ihr die Koffer runtertragen. Ich ging ins Zimmer, packte den Koffer und trug ihn ihr hinunter. Sie war zu Fuß, hatte keine Auto, aber das Autodeck war offen. Was tun? Zum Auto gehen, oder die anderen holen? Ich warf einen Blick ins Treppenhaus und sah, daß es von Minute zu Minute voller wurde. Ich rannte zurück, gab den anderen den Befehl zum Sammeln am Fahrzeug und wollte wieder zurück. Doch daraus wurde nichts. Im Treppenhaus war Stau. Ich verstand nicht, warum die Leute sich nicht in Bewegung setzten, unten war doch auf und man durfte zu den Autos. Es dauerte eine halbe Stunde, bis wir unten waren. Das hat man davon: Zwei Kasperle: Die eine ist zu studiert, sich ein Mobiltelephon zuzulegen, der andere schafft das zwar, ist aber zu blöd, es mitzunehmen. Nur Bekloppte, Bescheuerte und Dilettanten. Auf geht's. Zum Fahrzeug, marsch!
Um zehn vor eins waren wir am Daimler, ich warf den Motor an und ließ ihn warmlaufen, während die geistige Elite sich an das Herauswinken der Fahrzeuge machte, was man an den charakteristischen Lauten erkannte: "Uhuh! He! Ho! Ha! Ah!"

Um 12:55 Uhr kam das Zeichen zum Anfahren

Wenig später standen wir im Hafen. Nun wollte ich mal sehen, ob es hier sowas wie Kurzzeitkennzeichen gab. Es ist schließlich ein Hafen, ein "Port of Entry", sozusagen. Hier muß es irgendwas geben, das es mir erlaubt, ein Fahrzeug von A nach B zu führen. Als erstes ging ich zum Zoll. Da war niemand, dann ging ich zu dieses unseriösen Agenturen. Nichts, also wieder auf den Parkplatz. Hinter uns stand eine X5 mit einem Kurzzeitkennzeichen. Wir hätten unsere verkauft, wieso sollte er es nicht tun? Kann ihm doch egal sein, und die Kosten für die Kennzeichen amortisieren sich dadurch für ihn.

Es war eine großee Anzahl von Autoschiebern unterwegs. Alles Russen, alles sehr dubiose Gestalten und alle mit teuren Autos unterwegs, die irgendwo eine Macke hatten. Man erkannte sie an den deustchen Ausfuhrkennzeichen mit dem roten Rand rechts. Die konnten natürlich weder Englisch noch Spanisch. Und mit meinem Russisch ist's nicht weit her. Für die alte Hymne, "Ruki werch" und "Idi sjudah" langt es zwar, aber die Verhältnisse haben sich insofern umgekehrt, als daß es heutzutage die ehemaligen KGB-Barone sind, die auf der richtigen Seite der Flinte stehen und einen mit "Hände hoch" und "Komm hierher" anrufen. Aus denen war jedenfalls nichts rauszukriegen und ich versuchte es wieder beim Zoll. Es war nicht so, daß keiner wußte, was ich wollte, sondern es war schlichtweg niemand da.

Als es mir zu blöd wurde, fuhr ich los. Jetzt mußten wir uns irgendwie durch Österreich schlawinern, an der Grenze übernachten und uns in Kackland ein Kurzzeitkennzeichen abholen. "So eine Scheisse!", wieso ist das so ein Gezeter mit den Kennzeichen? Wir fuhren weiter, blieben auf der italienischen Autobahn, statt uns über die Landstraßen durchzuschlagen. Ich wollte möglichst noch bei Tageslicht nach Österreich kommen.

"A14 Bologna - Taranto
47 Tote seit Januar
Fahre vernünftig"
- ein Aufruf, der an jedem echten Deutschen spurlos vorübergeht.

Die Hoffnung den größten Teil Österreichs noch bei Tageslicht hinter uns zu lassen, schwanden mehr und mehr. Ich hatte die Entfernung von Ancona bis zur Grenze unterschätzt. Und das Diesel, das wir noch in Griechenland gebunkert hatten, hielt nicht ganz bis zur Grenze. Ich hielt an einem Parkplatz. Dort beschloß ich sogleich, die Gitter von den Scheinwerfern abzunehmen, um in Deutschland damit nicht unnötig aufzufallen. Das ist dort ja immer so, sobald irgend etwas nicht in DIN-Norm sowieso paßt, wird Alarm geschlagen. Das konnte ich nun nicht brauchen. Falls die Herrn Ostmärker nach Papieren fragen, bin ich geliefert.

An einem Rastplatz mußte ich halten, um das Diesel von den Kanistern in den Tank zu lassen. "Ich will das auch mal machen", sagte Almut. Ich erinnerte mich daran, daß sie das in Argentinien auch mal gesagt hatte. Hinterher hatte sie das Maul voll mit gebrauchtem Pflanzenöl. Daher erklärte ich ihr nochmal, wie das funktioniert: Schlauch in den Kanister, möglichst so, daß man die tiefste Stelle des Kanisters spürt. Dann ansaugen und, sobald man einen noch so leichten Luftdruck aus dem Schlauch spürt, das Ende des Schlauches in den Tankeinfülstutzen halten. Ich ging derweil vor, um die Motorhaube zu öffnen. Vom hinteren Teil des Autos hörte ich etwas, das sich anhörte wie "Mhmblubbäh!" Ich ging wieder hinter zu Almut. Sie hatte das Diesel schön über das Gesicht verteilt. "Hm. Das ist gut. Jetzt kannst Du mir endlich auch mal einen Dieselkuß geben..." Nachdem das erledigt war, fragte ich sie, was schiefgelaufen war. Immerhin lagen ein paar Deziliter Diesel völlig unmotiviert auf dem Boden, da kann man dan schon mal schimpfen. "Ich dachte, da kommt nichts, ich wollte neu ansetzen und plötzlich sprudelt es aus dem Schlauch heraus", wie immer in sachlicher Manier, fast schon juristisch, getreu der Familientradition. Ich sag doch, Diesel ist nichts für Frauen. "Laß jetzt mal die Profis ran ", sagte ich, als der zweite Kanister an der Reihe war.

Als nächstes mußte ich die Scheinwerfergitter abnehmen. Die fallen hier nur unangenehm auf. Das dürfen sie gerne tun und ich lege mich auch gerne mit jedem deutschen Drecksbullen an - aber nicht, wenn ich keine Zulassung habe und der Führerschein auf wackligen Beinen steht. Nur fehlte nun ein entsprechender Schraubenzieher. Neben dem Benz befand sich ein Wohnmobil aus Landsberg am Lech, erkennbar an dem LL-Kennzeichen. Darinnen saß ein Mann, der meiner Vermutung nach die Schlacht im Teutoburger Wald als Jüngling mitgemacht hatte. "Äntschuldigen's. Hätten's ma vielleicht an Schraubenzieher?", fragte ich höflich nach. "Jo, bestimmt", sagte er, stieg aus und fing an zu suchen. "Das ist aber noch ein weiter Weg bis Fulda", sagte er. "Awa, des baaßt schoo... Muß doch bloß bis Augsburg. Das Kennzeichen täuscht", sagte ich. "Dann sind wir ja nicht weit voneinander her, ich fahre heute noch heim, deswegen ruhe ich mich noch ein bißchen aus", erklärte er. Das ist eben der Unterschied zwischen einer gültigen und einer ungültigen Zulassung. Wir würden es nicht mehr bis Augsburg schaffen. Wir mußten uns durchschlagen und spätestens an der Demarkationslinie Halt machen. Ich nahm die Gitter ab und wartete auf die anderen, die irgendwo umherirrten, um sich die Beine zu vertreten.

An einem Rastplatz irgendwo in Norditalien.

Wir fuhren weiter nach Norden - widerwillig, aber beständig. Die Dunkelheit brach herein, wir fuhren durch Südtirol. Etwa um acht Uhr abends passierten wir unbemerkt die Grenze zwischen Italien und Österreich, fuhren auf der Landstraße entlang in Richtung Garmisch. "Michl, sag mir rechtzeitig bescheid, wann ich rausfahren soll", gab ich Anweisung. Er hieß mich dann in Seefeld von der Brenner Landstraße herunterfahren, um Quartier zu beziehen. Wir fuhren durch Seefeld in Richtung Hauptbahnhof. Von dort aus begannen wir mit der Hotelsuche. Almut stieg allerdings noch schnell aus, um sich nach der Abfahrtszeit zu erkundigen. "Oh. Es gibt tatsächlich etwas, das Madame Doktor nicht auswendig weiß..." Wir suchten die Hotels und Pensionen ab und wunderten uns dabei, daß es so wenig normale Häuser gab. Es war, als ob jedes Haus eine Pesion war. Pension Monilka, Pension Margarethe, Pension Maria... Aber irgendwie hatte keine offen.

Wir hielten einmal an und gingen zu zweit los, um zu erfragen, ob man sich dort in irgendein Zimmer flacken konnte. An einem der Häuser stand zwar was von Pension, aber es machte keiner auf. Das andere sah zwar aus wie eine Pension, es stand aber nichts dran. Wir klingelten, keiner öffnete, aber als wir zum Auto zurückgehen wollten, stand plötzlich ein Typ da. Ich fragte ihn, ob es in diesem grattligen Kaff auch ein Hotel gibt, in dem man übernachten kann, ohne Millionär zu sein, von dem aus man aber nicht zwei Monate Fußweg zum Bahnhof hat. Er nannte uns eine Pension. "Haben die auch einen Parkplatz?", wollte ich wissen. "Nein, das nicht, aber Du kannst das Auto auf der Straße stehen lassen", er sah auf unser Auto, "aber das Auto wird Euch schon keiner klauen - oder habt Ihr was Wertvolles drin?" "Nö, nö, aber ein Parkplatz wäre uns doch ganz lieb..." Er winkte wieder ab, meinte, wir sollten uns keine Sorgen machen. "Gegenüber ist die Gemdarmerie", sagte er. Das waren genau die einzigen Verbrecher, vor denen ich Angst hatte. "Das ist... schlecht", sagte ich grinsend. "Ah! Ihr wollt das Auto verstecken", stellte er fest. Ich legte die Karten auf den Tisch: "Ich hab keine verdammte Zulassung, ich probiere schon seit fucking Griechenland, eine zu bekommen, aber irgendwie sind alle Länder zu blöd, sowas zu besitzen. Weißt Du zufällig, ob ich in Österreich sowas bekomme?", fragte ich ihn. "Achso. Ja, gibt es, aber nur für eine Fahrt. So Kurzzeitkennzeichen für fünf Tage, wie ihr sie habt, gibt es hier nicht." Na, prima. Der Gasthof Schloßberg hat einen Parkplatz, dort sollen wir uns einfach einquartieren, der sei eine Viertelstunde vom Bahnhof. Eine Wegbeschreibung gab er uns auch noch mit.

Wir fuhren, wie uns geheißen und fanden ihn auch sofort. Dort klingelten wir, fragten nach einem Zimmer. Der Mensch zeigte uns das Zimmer, wir fragten nach dem Preis. 20€, hieß es. Das war relativ günstig und wir wollten schon anfangen zu feiern, als er uns klarmachte, daß er 20€ pro Person meinte. Da verging uns das Jubeln. Aber was blieb uns übrig? Überflüssig anzumerken, daß er mit Kreditkarte nichts anfangen konnte. Na, schön.

Michl und ich vernichteten nch die letzten zwei Fünf-Minuten-Terrinen, die sich noch im Kofferraum befanden. Zum Glück hatten wir die bis an die pakistanische Grenze und wieder zurückgefahren. Der Plan bestand nun darin, daß Almut und ich nach Garmisch fahren, uns dort Kennzeichen holen und zurückkommen, um das Auto über die Grenze dieses Dreckspolizeistaates zu bringen. Wie?, das war keinem klar. Notfalls jemanden mit einem Tieflader anfahren lassen, aber das Auto muß heim.

Das sind nun die Sachen, mit denen man sich herumschlagen muß, wenn man dieses beschissene Mitteleuropa befährt. Genau aus diesem Grunde wird es auch ausgeklammert, wenn es dereinst in die Mongolei gehen soll. Sowas nervt nicht nur, es kostet auch einen Haufen Geld. Und wenn man hier wenigstens auf der anderen Seite Geld verdienen könnte, wollte ich mich gerne mit Kritik zurückhalten. Aber nein, stattdessen rühmt sich irgendein offizieller Idiot damit, daß in keinem Land der Welt der Unterschied zwischen Arm und Reich so gering sei, wie in Deutschland. Damit geht dieser Penner, der sicher mindestens einen dicken Benz in der prunkvollen Garage stehen hat, im Fernsehen hausieren. So einem gehört der Schädel abgeschlagen. Wer also Leistung erbringt soll die durchfüttern, die Leistung verweigern. Na, bravo. Kein Wunder, daß die Leistungsträger alle abhauen - ich rede keineswegs von mir, denn ich bin erklärter Leistungsverweigerer. Recht haben die Leistungsträger. Warum soll sich eine, die jahrelang studiert hat, bei ihrer Arbeit weniger verdienen als eine Putzfrau, die kaum lesen und schreiben kann? Würde ich Almut, als Betroffene, diese Frage stellen, würde sie höchstens antworten: "Wenn es mir nicht gefiele, würde ich putzen gehen" - vollkommener Blödsinn, natürlich. Daraufhin würde ich sie als Deppin bezeichnen und sagen: "Geh nach Amerika", da funktioniert die Sache noch: Wer was tut hat was, wer nichts tut, hat nichts. Und so soll es sein. Nur: Wenn der Staat einem die Möglichkeit gibt, nichts zu tun und trotzdem etwas zu haben, wäre man ja saublöd, wenn man viel mehr tut aber nur wenig mehr verdient. In meinen Augen ist das ungerecht. Es ist nicht ungerecht, wenn einer, der mehr leistet, mehr studiert hat, bessere Ideen hat, auch mehr Geld verdient als die, die weniger leisten, nicht studiert haben und auch keine Ideen haben. Im Gegenteil. Dieses System, das man in der BRD hat, das die Leistungsverweigerer fördert und die Leistungsträger verhöhnt, das ist ungerecht. Ungerecht gegenüber denen, die für höhere Leistung mit höheren Abgaben bestraft werden. So ein System kann nicht bestehen und wird nicht bestehen, weil es gegen grundlegende Naturgesetze verstößt, nach denen sich derjenige durchzusetzen hat, der stärker, mutiger, besser oder schlauer ist, als die anderen, und nicht der, der fetter, fauler, feiger oder schwächer ist.
Die Natur ist die ewige Lehrmeisterin des Lebens. Man kann sie nicht überlisten. Manchmal läßt sie sich das zum Spaß eine Zeitlang gefallen. Aber dann rächt sie sich mit um so grausameren Strafen.


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© by Markus Besold