Reparatour Marokko 2004
Samstag, 14. August

Erst das Tageslicht offenbarte, daß wir mit dem Nachtplatz gar keine so schlechte Wahl getroffen hatten. Für nordmarokkanische Verhältnisse war dieser Nachtplatz sogar als hervorragend zu bezeichnen. In Marokko haben sich gute Nachtplätze bisher immer nur schwer finden lassen. Besonders im Norden. Da endet man meistens auf einem Acker oder auf einer Schafsweide, auf der sich allerlei Schwindsüchtige herumtreiben.

Wenn man es nicht wüßte, könnte man meinen, man säße in Libyen. Dazwischen lagen allerdings einige tausend Kilometer. Laut Almut, die sehr genau auf dem Laufenden ist, was die Einreiseformalitäten in arabische Länder angeht, war es auch mittlerweile gar nicht mehr so einfach, nach Libyen hineinzukommen. So fast ohne Unannehmlichkeiten, wie damals, lief heute nichts mehr. Nur noch organisierte Touristengruppen wurden ins Land hineingelassen. Auch der Trick zog nicht mehr, so lange vor dem Grenzübergang auf tunesischer Seite zu warten, bis sich andere Touristen einfanden, um sich dann als Reisegruppe auszugeben, die sich nach der Grenze wieder in Einzelfahrer oder kleine Trupps auflöst. Es soll auch teuer geworden sein. Wir waren froh, damals dort gewesen zu sein. Immerhin war Libyen 1998 der bedeutendste Wendepunkt in meinem Leben als Erwachsener. Und das, obwohl jene Fahrt an sich ein katastrophaler Reinfall war. "Keiner weiß im Augenblick, ist's Unglück oder Glück, was das Leben gibt und nimmt...", so singt es Zarah Leander und damals hatte ich keinen blassen Schimmer, wie wahr das war.

Unser Nachtplatz in der sogenannten "Hamada du Guir"

Wir packten zusammen, ohne zu frühstücken und fuhren los. Es lagen ein paar Käffer auf dem Weg, dort würde sich schon etwas zu Essen finden. Ich fuhr wieder auf die gut asphaltierte Straße hinaus. Da fiel mir ein, daß mich mal ein brasilianischer Doktor oder Professor (er konnte jedenfalls lesen und schreiben) ganz ungläubig fragte, in welchem Land in Afrika die Straßen bitte besser seien als in Brasilien.

Natürlich hat er sein eigenes Kackland nie verlassen, sonst wüßte er, daß die Antwort lautet: "In jedem". Natürlich hat er nie eine Straße gesehen wie die, auf der wir uns hier gerade befanden. Für den Europäer und den Nordafrikaner übergaupt nichts besonderes. Einfach eine vollkommen durchschnittliche Straße. Und doch macht sich selbst der gebildete Brasilianer keinen Begriff davon. Er hat ja sowas noch nie gesehen, wenn er Brasilien nie verlassen hat.

Kurz vor Tazzarine.

Es machte einfach Spaß, völlig entspannt auf ihr dahinzufahren, wie sie sich durch sanfte Täler und kleine, weitgezogene Hügel wand. Wir näherten uns wohl dem Drâa -Tal. Ab und zu durchfuhr man eine Oase, hier und da mal ein Dorf. In einem dieser Dörfer, vermutlich Boumalne-Dadès, hielten wir auf einem Taxi-Parkplatz. Wir fielen kaum auf, denn all die Taxen waren 123er und unterschieden sich von unserem nur durch einen leicht helleren Blauton. Gepäckträger hatten sie auch alle. Joe und Ines gingen auf den Markt, Almut und ich blieben im Auto.

Sie fühlte sich nicht ganz so wohl, anscheinend. Ich fühlte mich in der Gesellschaft der vielen 123er-Fahrer rings umher recht wohl. Weit und breit nur edle Karossen: Wenn es keine 123er waren, dann waren es /8er. Ich fuhr über die Straße und stellte mich einfach dazu. In dieser fast perfekten Tarnung beobachteten wir das bunte Treiben auf dem Markt. So fällt man nicht gleich von vornherein als Tourist auf. Das ging eine Weile gut. Erst als wir das Taxi blokierten, das als nächstes hinausmußte, bat man uns höflichst, etwas weiter weg zu parken.

Vor dem Markt 10:42 Uhr

Was die anderen so lange auf dem Markt machten, blieb uns unklar. Die wollten doch eigentlich nur Essen holen. Das ist für Almut nicht schwer: Ein Fladenbrot und eine Flasche voll Leitungswasser. Damit ist nicht nur sie versorgt für den restlichen Tag, sondern auch die beiden "Essens"-Holer, ihr Bruder und Ines. Und ich bin nicht wesentlich komplizierter: Einfach ein kohlensäurehaltiges Kaltgetränk in möglichst greller Farbe und zum Essen irgendwas mit Fleisch.

Nach etwa einer halben Stunde kamen die anderen, schwer bepackt, und es ging weiter. Getränke für Menschen gab es natürlich auf dem Markt keine, nur für Köter. Also mußten wir an einem Laden noch einmal anhalten, um eines zu holen. Wir hatten zum Bunkern zu wenig Platz im Auto und ohne Klimaanlage wäre das sowieso Quatsch, da warme Kaltgetränke normalerweise nicht schmecken. Schon lange habe ich mir vorgenommen, auf Tee umzusteigen. Doch bislang war ich immer der Versuchung erlegen, die von Blubberlimo ausgeht. Und die hält so lange an, solange das kohlensäurehaltige Kaltgetränk kalt ist und Kohlensäure enthält. Erfahrungsgemäß wird es in dieser Gegend ziemlich schnell warm und die Kohlensäure entweicht wegen der Stampf- und Rollbewegung des Motorwagens. Tee wäre ideal. Die Araber trinken schon seit Jahrhunderten Tee und das ganz sicher nicht weil sie dumm sind. Wären sie das, würden sie in kurzen Hosen und Hawaii-Hemden rumspringen und Cola mit Eiswürfel saufen. Tun sie aber nicht, und das hat seinen Grund.

Wir fuhren weiter. Der Himmel blieb bedeckt, die Temperatur angenehm, das Wetter war perfekt, um über Wüste zu fahren, vor sich hinzutuckern und die Landschaft zu genießen, die uns doch sehr zusagt, obgleich die meisten Leute sie nicht mögen. Es ist eben Wüste und die ist karg. Nicht jedermanns Sache. Ich mag zum Beispiel kein grün. Das bedeutet Ungeziefer, kaum Nachtplätze, schwüle Hitze, Diebsgesindel usw... Aber die meisten Leute mögen lieber das.

Um 13:41:24 Uhr überfuhren wir den 260.000 km. Ich dachte zurück an die Zeit, als ich mit meinem Auto Kilometerstand 260.000 erreichte. Das war wohl November 1994. Vor genau 10 Jahren.

Leider blieb das Wetter nicht die ganze Zeit so. Gegen halb eins waren die Wolken fort und die Sonne begann, herunterzuknallen. Die Deutschen checken's einfach nicht. Das muß wohl rassisch bedingt sein, daß man so stur und bescheuert ist. Die Amis haben längst schon kapiert, daß eine Klimaanlage wichtig ist. Auch, wenn man sie nicht benzutzt. Sie steigert den wiederverkaufswert, kühlt und/oder trocknet die Luft, läßt die Umweltverschmutzung nicht in den Innenraum, sorgt innerhalb weniger Sekunden für klare Sicht, Sommer wie Winter, kurz, sie macht das Fahren einfach angenehm. Und auch hier gilt: Besser man hat sie und braucht sie nicht, als man braucht sie und hat sie nicht. In Amerika findet man keinen 123er ohne Klimaanlage. In Deutschland findet man keinen mit. Und ausgerechnet da erzählt man sich gern "von den dummen Amis". Diese unglaubliche Blödheit! Und wenn man sich die Argumente anhört, die die Leute hervorwürgen. Die kann man allesamt schlichtweg als absurd bezeichnen. "Davon wird man krank", "mit Klima steigt der verbrauch", "in Deutschland hat man eh nur drei Monate Sommer". In Deutschland, wo die Luftfeuchtigkeit nie unter 65% sinkt... Wozu braucht man eigentlich Lichtschalter? Kerzen oder Fackeln tun es doch genauso, sind auch billiger. Warum lassen solche Primaten nicht einfach Haus, Hof und vor allem Auto stehen und gehen zu Fuß in ihre Höhlen oder auf ihre Bäume zurück? Im Fellkleid, versteht sich. Dieser deutschen Borniertheit war es nun zu verdanken, daß wir ohne Klimaanlage unterwegs waren, womit ich zwar leben konnte, weil sich die Luftfeuchtigkeit in Grenzen hielt, was mich aber nicht übermäßig erfreute.

Etwa vierzig Kilometer vor Ouarzazate erreichten wir ein kleines Dorf Namens Skoura, und Ines lotste mich auf den Parkplatz eines Gebäudes, das schwer einzuordenen war. Sah irgendwie aus wie eine Burg, die man zum Hotel oder Restaurant umgebaut hatte. Es begrüßte uns ein Bekannter von Ines. Er hieß Abdou, statt wie erwartet Mohammed. Wir gingen durch die geräumigen Gasträume und ließen uns erst für eine Weile in einem Nebenraum des Restaurants nieder. Dort bewirtete man uns, brachte uns Fanta und Cola. Joe und ich soffen das Zeug, das Reden überließen wir Ines. Keine Ahnung, woher sie ihn kannte, aber sie hatten sich einiges zu erzählen.

Bei dem Bau handelte es sich um eine Kasbah. Laut Definition von Wikipedia handelt es sich bei einer Kasbah um eine Burganlage im Atlasgebirge. Und diese hier hieß Ben Moro und war, wie gesagt, zum Hotel umgebaut. Ein sehr kuscheliges sogar und nicht gerade teuer. Man zeigte uns alles. Von einzelnen Räumen über Empfangssäle bis hin zum Keller. Erinnerte ein wenig an das Ataman Hotel in der Türkei. Es verfügt auch über eine schöne Dachterrasse, die eine wunderbare Sicht auf das Atlasgebirge bietet.

Blick von der Kasbah Ben Moro auf die Kasbah Aenrdihl.
Dahinter das Atlas Gebirge, dazwischen Palmengestrüpp.

Nun aber, um diese Jahreszeit, standen alle Räume leer.Wir ließen die größte Hitze vorüberziehen, dann führte man uns durch Palmenhaine zu einer zweiten Kasbah. Die Berber, die man uns mitgab, gaben uns eine Gratisführung. Die zweite Burg hieß Kasbah Aenrdihl - oder so ähnlich, wenn ich es richtig mitbekommen habe - ich versteh ja kein Wort. Vielmehr interessierte mich, ob diese Berber hier Germanen waren. Immehin hatten sie blaue Augen und ihre Sprache hat mit dem Arabischen nichts, aber auch gar nichts zu tun. "Das müssen Vandalen sein, die man hier vergessen hat..."

Ich war mir dessen ziemlich sicher - geht ja auch gar nicht anders. Woher sollen die sonst kommen? Aus Schwarzafrika sicher nicht. Entweder es waren Vandalen oder aber Westgoten, auf jeden Fall Barbaren, daher auch die Bezeichnung Berber, von Barbar. Ich zog mein Handy heraus und schickte eine SMS nach Leipzig. Der Diessl weiß ja sonst immer alles, der wird schon eine Antwort finden. Die Antwort kam auch mit diesselscher Zuverlässigkeit: "Bin ich ein Chinese? Woher soll ich das wissen? Hast Du kein Internet? Soweit ich weiß, kamen die Araber um 800.Wann die Berber kamen, wollte außer Dir keiner wissen."

Ein klassisches Afrikaphoto, das typischerweise um die Jahrhundertwende gemacht werden sollte.
Mit der rechten wird stolz die Waffe präsentiert und unter dem linken Fuß liegt das erlegte Wild (In diesem Falle eine stattliche Stubenfliege, auf dem Bild etwas schlecht zu erkennen).

Ich bleib dabei. Blaue Augen wachsen nicht aus dem nichts. Irgendjemand hat die wohl mal herverfrachtet und nachdem sie alles kaputtgeschlagen hatten und dadurch nichts mehr zu fressen hatten, zogen sie weiter. Und bei diesem fortgesetzten Weiterziehen wurden sie Nomaden. Die blauen Augen bewahrten sie deshalb, weil sich keiner mit ihnen vermischen wollte. Wer will schon mit unverständlich Plappernden zu tun haben, die nur morden, plündern, brandschatzen, gröhlen und vergewaltigen. Sie sind auch die Namenspaten für das Wort Vandalismus, das im Versicherungsdeutsch eine völlig normale Vokabel ist.

Hier machten sie allerdings mittlerweile einen zivilisierteren Eindruck als in Deutschland. Die haben sich wohl schon ausgetobt, denn in ganz Nordafrika gibt es relativ wenige Stellen, an denen mehr steht als ein paar Felsbrocken, was ein deutlicher Beweis dafür ist, daß sich die Vandalen hier schon vor Jahrhunderten ausgetobt haben. So sehe ich das jedenfalls.

Joe, Almut, Ines und derjenige, der uns durch die Kasbahs führte.

Irgendwie wollte ich nicht wirklich losfahren. Es war einfach noch viel zu heiß. Wir hatten leicht um die vierzig Grad. Und keine Klimaanlage im Auto. Hier draußen ließ es sich bestens aushalten. Das ist gar kein Problem, denn die Luft war relativ trocken. Und solange die trocken bleibt, darf es auch heiß sein, ohne, daß ich gleich damit anfange, wie ein Landsknecht zu fluchen. Der Tee, den man uns nach der Besichtigung heranbrachte, schmeckte vorzüglich. Und für mich gab es immer gleich doppelte Portion. Almut mag den Zucker nicht, würde aber nie auf die Idee kommen, zu fragen, ob es den auch ohne Zucker gibt. Sie würde aber auch nicht ablehnen, da das unhöflich sein könnte. Also nimmt sie ihn und tauscht im richtigen Augenblick einfach unsere Gläser aus. Komischer Vogel.

Heiß bis zum AnschlagDie Hitze ließ nur leicht nach, die Zeit raste uns dafür davon. Wir mußten noch einiges erledigen, und hier bleibt es nicht hell bis um 10, wie in Deutschland. Dafür waren wir schon zu weit im Süden. Wir mußten also los. Es war eine Art Staatsakt, bis wir alle im Auto waren. Almut und Joe schienen die 100°C nicht im geringsten zu stören, aber ich ließ erst die Tür offen, dann holte ich einen Lappen, machte den unter dem Wasserhahn naß, legte ihn auf das Lenkrad. Somit konnte man es nach einer Weile wieder anfassen.

Das Thermometer an der Mittelkonsole hatte eine für diese Breiten ungeeignete Skala. Diese war nämlich mit einer unzureichenden Anzahl von Strichen. Sie hörte bei 34°C auf, sowohl im Plus- als auch im Minusbereich. Weder in Alaska noch in der Sahara hilft uns dieder Temperaturmesser weiter. Für Mitteleuropa ist das ja ganz OK, aber was sucht so ein Thermometer in einem 123er? Mir deucht, Almuts Schwester weiß nicht um den Wert dieses Autos. Was noch dafür spricht, ist die Tatsache, daß sie diesen 123er für einen Brocken Plastik, also einen 190er, aufgegeben hat. Besser für uns. So können wir auf zwei Erdteilen operieren. Dieser hier muß allerdings noch durch eine harte Schule gehen, wenn er mit seinem braunen Kollegen mithalten will. Vor allem braucht er eine Klimaanlage. Die muß unbedingt her, ohne Klima ist es nur ein halbes Auto. Dauernd da mit offenem Fenster durch die Landschaft zu kariolen macht auf Dauer keinen Spaß. Nicht, wenn man genau weiß, wie angenehm und entspannend es mit einer Klimaanlage sein könnte. Vielleicht lasse ich mir in den USA eine amerikanische einbauen und schick meine bröckerlweise nach Europa zurück. Einbauen müßte ich sie mittlerweile können. Mal sehen. Erst muß Kohle her.

Vor uns der Bus, der Statisten für den Film "Königreich der Himmel" ankarrt.
Schöner Film übrigens. Die moderne Fassung dieses Films kann man sich jederzeit ansehen, wenn man auf CNN die Reportagen über den Mittleren Osten ansieht.

Wir hielten uns eine Zeitlang hinter dem Bus. Das macht kein Krawall und spart Brennstoff. Doch der fehlende Fahrtwind störte nicht nur mich, sondern auch den Kühler. Der bekam nicht genug Fahrtwind und das ließ die Kühlwassertemperatur ansteigen. Bevor die Temperaturanzeige für das Kühlwasser so aussieht wie die Temperaturanzeige für den Innenraum, gab ich Gas und überholte den Bus. Ich hatte den Kielsog noch keine zehn Sekunden verlassen, schon bewegte sich der Zeiger in Richtung Normalbereich. Da kein Gegenverkehr kam und der Bus doch relativ zügig fuhr, entschloß ich mich, einfach dahinter zu bleiben und nur ab und zu den Windschatten zu verlassen. So fährt es sich angenehm, der Dieselverbrauch senkt sich beträchtlich, also gleich Literweise. Man muß allerdings ruhig auf dem Gaspedal bleiben. Langsam herantasten. Das ist am Anfang etwas schwierig, aber wenn man den Bogen raus hat, dann wird man sich wundern, wie langsam die Tanknadel sich plötzlich bewegt. Wegen Abstandsmessungen braucht man sich hier sowieso keine Sorgen zu machen. Aber auch in Deutschland nicht. Wenn man es richtig macht, hat man zum LKW etwas weniger als einen Meter.

Wir fuhren an einen See, etwas östlich von Ouarzazate. Wolken zogen auf, zeitweise wurde es sogar extrem Windig. Wir hofften auf einen Sandsturm, aber der kam nicht auf. Eher ein Müllsturm. Als wir durch eine scheinbar verlassene Ortschaft fuhren, die aus einigen Bunkerähnlichen Gebäuden bestand, die wie Pilze aus den umliegenden Hügeln herauswuchsen und keine Scheiben in den Fenstern hatten, wehte der Wind eine halbe Mülldeponie quer über die Straße. Ich mußte das Fenster schließen, um nicht von umherfliegenden Dosen am Kopf getroffen zu werden.

Unterwegs auf der Piste.

Einige Minuten später fand entweder Almut oder Ines den Eingang zur Piste, die uns zu diesem Stausee führen sollte. Sie war auch recht gut befahrbar, bis auf einige Auswaschungen. Wir saßen leicht auf und ich merkte mir die Stelle für die Rückfahrt. Von Weitem sah man schon, daß wir nicht die einzigen waren, die hierher gefahren waren. Als wir ankamen, verschwanden die anderen drei gleich in der Umliegenden Gegend. Zwei Autos standen vor den Überresten einer gesprengten Hütte. Das eine war leer und von den Insassen fehlte jede Spur. Im anderen saßen zwei Marokkaner, wovon einer in Holland wohnte, was er gleich mitteilte, als er unser deutsches Kennzeichen sah.

Während die anderen nach irgendetwas Mysteriösem suchten, unterhielt ich mich mit den Marokkanern. Diese gingen irgendwann, als sich Ines näherte und ich ihnen erklärte, daß die bereits besetzt sei. "Verheiratet, Sie verstehen?" Als sie weg waren, sah ich mir die Überreste der gesprengten Hütte an. Alles lag wirr im Gelände, im Umkreis der Hütte verteilt. Das Dach fehlte, die Fenster. Es standen nur noch ein paar Grundefesten. Ich suchte mir ein paar schöne Holzlatten und lud sie auf den Gepäckträger.

Alles durcheinander...

Es fing an zu regnen. Aber der Regen war warm, so hielt ich es nicht für nötig, einzusteigen. Ich blieb draußen und wartete auf die anderen. Als der Regen einen Gang zulegte, machte ich die Haube auf und stellte mich davor. Da stand ich auch eine Weile, bis mit der Grill gegen den Schädel knallte. Hätte ich mir eigentlich denken können. Kurz darauf saß ich dann doch auf dem Fahrersitz und wartete auf die anderen, die auch bald ankamen und einen Felsbrocken mit sich trugen. Ich wollte natürlich wissen, welche Sinnhaftigkeit die beiden darin erblickten, einen zentnerschweren Felsbrocken in den Kofferraum zu packen. Das sei für das Grab der Großmutter. Als Erklärung akzeptiert. "Fertigmacheeeeen!", rief ich, während ich die Holzstücke auf dem Dach halbwegs sicherte.

Aufgesessen, den Motor gestartet und los ging es zurück. Die Stelle an der wir vorhin aufgesessen waren, ließ ich diesmal ausbauen. Almut und Joe machten sich an die Arbeit. Ich fuhr diesmal über die Auswaschung, ohne aufzusitzen. Die anderen stiegen ein und wir fuhren weiter. Die anderen Unebenheiten stellten kein Hindernis dar, ich stellte allerdings nur zu bald fest, daß wir einen Platten hatten. Vielleicht hätte ich doch bei der Auswahl der Bretter darauf achten sollen, daß sich im Brett keine Nägel befinden. Zu spät. Wir hatten zwar einen Kompressor dabei, aber der half nur bedingt. Im nächsten Kaff brauchten wir einen Reifendoktor. Davon gibt es in arabischen Ländern mehr als genug. Nur zum Kaff mußten wir kommen. Und dieses hieß Ouarzazate. Das berühmte.

Etwa drei Mann und eineige Zuschauer für den Reifenwechsel.

Beim ersten Reifentandler hielt ich an und bestellte eine Reifenreparatur. Die erfolgte auch prompt. Anscheinend leidet dieser Teil des Landes um diese Jahreszeit an Beschäftigungsrmut. Da steigt die Effizienz. Der Preis stimmte auch. Während die Jungs am Auto werkelten, ging ich in einem Laden, um Cola zu besorgen. Nach nicht ganz zwanzig Minuten waren wir fertig. So... Das Auto war nun versorgt. Jetzt wollten wir uns auch versorgen. Wir suchten uns ein Restaurant. Das war nicht so einfach, denn viele davon hatten zu. Unter Arcaden fanden wir dann eines.

Zu Essen hatten sie nichts gescheites, aber damit muß man bei den Barabern einfach rechnen. Macht aber nichts, damit kann man leben. In England kostet der infektiöse Fraß, den die Briten als Essen bezeichnen, auch noch Unsummen. Das Zeug hier ist billig und man kann es immerhin essen. Ein gescheiter Burger wäre mir halt lieber gewesen als Pflatschenbrot mit Hackfleisch, die Gelder dafür waren auch vorhanden, aber es gab kein Angebot, sprich kein McDonald's weit und breit...
Nach dem Essen gab es noch eine Besichtigungtour durch Ouarzazate, dem Drehort vieler bekannter Filme. Casablanca, Lawrence of Arabia, Kingdom of Heaven, The Mummy, Jesus de Nazareth, später sollte hier sogar The Hills have Eyes gedreht werden, was eigentlich in der kalifornischen Wüste spielt.

Das Hollywood Nordafrikas

Die Dunkelheit brach ziemlich schnell herein, daher blieb uns nicht viel übrig, als weiterzufahren. Nach Ouarzazate ging es wieder in Richtung Norden, nachdem sich keiner dazu breitschlagen ließ, Visa für Mauretanien zu holen, dann weiter nach Süden zu fahren und mit dem Konvoy nach Mauretanien heinein und... Was soll's? Diesmal nicht...


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