Argentinienfahrt 2001
vom 27. Mai bis 21. Juli

Das Leben in Brasilien ist eigentlich recht gemütlich, wenn man erstmal im Land ist. Keine Termine, keine Verpflichtungen, die Verpflegung ist hervorragend, die Preise niedrig, besonders, wenn man das Privileg hat, einen Diesel zu fahren, Internet umsonst und der Bekanntenkreis, alte Klassenkameraden aus meiner Zeit in Brasilien, stimmt auch, man kann sich nicht wirklich beschweren - solange man an einem Ort bleibt, in meinem Fall Campinas, eine Industriestadt mit einer oder zwei Millionen Einwohner und alles andere als ansprechend.

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Ungemütlich wird es erst, wenn man sich über Land bewegt, denn das Reisen in Brasilien ist nerviger als im Senegal, hier gibt es nicht mal Baobabs, und von Campinas ist es eine Tagesreise bis zur nächsten Grenze. Das ist der einzige Termin, an den ich mich eigentlich halten sollte, daher keine Frage von Wollen, sondern von Müssen. Man ist ja als Tourist hier und hat nur eine begrenzte Aufenthaltserlaubnis und muß alle drei oder sechs Monate, je nachdem, wie man es anstellt, das Land verlassen und sich einen neuen Einreisestempel holen. Ich brauchte einen zweiten Paß, mußte auch mal wieder in die Zivilisation und da Abidjan-Brigitte dienstlich nach Buenos Aires versetzt wurde, stand fest, wo es hingehen sollte.

Nicht, daß ich nicht selbst schon längst freiwillig ausgereist wäre, denn wer in Brasilien bleibt, obwohl er nach Argentinien fahren kann, der ist selbst schuld. Allein, es war gar nicht so einfach, denn ich wartete auf eine Gelenkwelle aus Deutschland, da meine seit März am klappern war.
Die Welle selbst war nicht schwer aufzutreiben, ein Posting im W123-Forum genügte und es fand sich ein gewisser Benzdriverjoggl, der bereit war, eine Gelenkwelle zu stiften und Philipp S., der mit seinem blauen 240D von Darmstadt nach Würzburg fuhr, um die Welle dort abzuholen und sie nach Augsburg zu bringen, um sie daheim abzugeben. Herzlichen Dank an dieser Stelle. Nicht ganz so schnell verlief der Weg der Gelenkwelle zur 300 Meter entfernten Postfiliale. Das dauerte einige Wochen, klappte letztendlich doch und sie befand sich anschließend etwa zwei oder drei Wochen auf See. Dann kam der brasilianische Zoll, der mindestens eine weitere Woche benötigte, um festzustellen, daß in dem Paket keine Atombombe, sondern nur eine gebrauchte Gelenkwelle lag und diese freigab. Als sie am 19. Mai endlich ankam, war es schon fast zu spät, denn mein Ausreisetermin war am Dienstag, den 22. Mai. Einen Tag für den Einbau und zwei für die Ausreise, aber finde mal einer am Wochenende eine offene Werkstatt, die einen auch noch kostenlos darin rumwerkeln läßt.

Ich versuchte, Zeit zu schinden. Auf dem Einreisezettel steht, man soll sich vor Ablauf der Frist an jede beliebige Station der Bundespolizei (Polícia Federal) wenden, um den Aufenthalt zu verlängern. Ich ging also in typisch besoldscher Manier um fünf Minuten vor Zwölf des 21. Mai, also noch vor Ablauf der Frist zur Polizei und schilderte ihnen mein Problem, woraufhin sie mir in typisch brasilianischer Manier erklärten, daß ich zwar eigentlich gerade noch fristgerecht komme, das Büro aber leider schon seit 16 Uhr geschlossen hätte. "Gut, dann sagen sie mir, wo es eine andere Polizei gibt, dann fahre ich da hin." Gibt es nicht, das wird nur im Büro im Centrum in Campinas erledigt. Warum schreiben sie das dann nicht auf den verdammten Zettel? Da steht ausdrücklich "Jede Station". Polizeien haben überall rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr auf, doch nicht so in Brasilien. Hätte ich mir eigentlich denken können...
Am Tag darauf war der Ausreisetermin natürlich verstrichen. Ich mußte eine Strafe von 8,28 DM zahlen und bekam die Auflage, innerhalb von 8 Tagen das Land zu verlassen. Neue Deadline war also Dienstag, der 29. Mai, und das war auch der Tag, an dem Brigitte in Buenos Aires landen würde. Ingrid, offiziell zur Cousine erklärt, besorgte mir eine Werkstatt und am Tag darauf wechselte ich die Welle aus, hielt mich dabei genau an die Anweisungen von Dennis Gehrmann, den ich auch zufällig im 123er-Chat traf und bei dem ich bei der Gelegenheit auch gleich einen Gebläsemotor bestellt hatte.

Besold: Kraftfahrer

Kilometerstand bei Abfahrt: 677.177 km

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