Argentinienfahrt 2001
Donnerstag, 22. Februar

Das Telephon schellt pünktlich um halb Sechs. Duschen, umziehen, Frühstück gibt es erst in einer halben Stunde, daher wurde sofort aufgebrochen, mit dem ersten Tageslicht. Die Hotelpagen schoben an, bekamen dafür ein Trinkgeld und ich nahm wieder Kurs auf die BR-116, die "Estrada da morte" (="Todesstraße"). Die Fahrt verlief ereignislos, der Verkehr hielt sich in Grenzen und es ließ sich fahren. Gestoppt wurde nur zum Tanken.

Nachmittags begann es zu regnen, die Scheibenwischer gingen nicht mehr, sogar das GPS hatte seine Tätigkeit mangels Stromversorgung eingestellt und sich still verabschiedet. Das Auto begann bei Baergauffahrt merkwürdig zu ruckeln, und damit begann ich mir endgültig, Sorgen zu machen. Spinnt jetzt der Motor auch noch? Als ich an einer Scania-Werkstatt vorbeikam, entschloß ich mich dazu, einmal anzufragen, was die Jungs dazu meinen. Obwohl daneben Mercedes-Benz war, zog ich ausnahmsweise Scania vor, ich brauchte Dieselspezialisten und Diesel-PKW gibt es hier ja immer noch nicht. Als erstes bat ich darum, die Batterie zu laden, dann schilderte ich dem Elekrtiker das Problem, baute die Lichtmaschine aus, nahm die Lichtmaschine aus Ungarn aus dem Kofferraum, hielt ihm beidehin und fragte, ob man aus den beiden defekten eine ganze machen könnte. Er nahm sie beide und meinte, daß die eigentlich noch gut aussähen und daß er mal sehen will, was man machen kann. Dem anderen erzählte ich, daß das Auto so komisch ruckelt beim Bergauffahren. Er meinte, das könnten die Filter sein. Da ich eh nur planlos im Weg stand, wechselte ich Dieselvor- und Hauptfilter, ohne aber wirklich zu glauben, daß es daran liegen könnte. Danach ging ich in die Werkstatt, um dem Elektriker über die Schulter zu sehen. Er, selbst Neger, hatte inzwischen beide Lichtmaschinen zerlegt und gesäubert, hielt mir breit grinsend ein Kupfergeflecht unter die Nase und fragte mich, was das denn für eine "Negerarbeit" ("Serviço de preto", feststehender Ausdruck) sei. "Keine Ahnung, das hat einer in Afrika repariert". Das kann ja so auch gar nicht funktionieren, meinte er. Ich erklärte ihm, daß es aber bis vor ein paar Tagen noch funktionierte. Die Leuchte leutete zwar von Anfang an fortwährend schwach auf, aber es ging. Und beide Regler wären auch hinüber. Er wollte versuchen, ob er neue Kohlen einlöten kann, dann sollte es gehen. Er zerlegte beide Regler, lötete neue Kohlen hin, baute die Lichtmaschinen wieder zusammen machte einen Test und keine von beiden ging. Dreck! Müll! Fuck! 70 DM kostete der Spaß dennoch. Etwa so viel wie die Reparatur in Mali, dort ging aber die Lichtmaschine halbwegs, wenn auch nicht perfekt.

Dorf in Südbrasilien
Ein Dorf in Südbrasilien.

Nun gut, wenigstens war die Batterie wieder voll, der Regen hatte aufgehört und - das Ruckeln war weg. Also doch der Filter. Ich sag's ja... German Diesel. Ich fuhr also weiter ohne irgendeinen Verbraucher einzuschalten. So ohne Radio durch die Gegend zu fahren nervt. Ein kurzer Besuch bei Mercedes ergab, daß der Regler für die Lichtmaschine erstens nicht vorrätig und zweitens etwa 200DM kostet. Sind die hier alle am Spinnen?
Es wurde wieder dunkel und ich suchte mir wieder einen LKW. Diesmal war die Straße etwas breiter, das Wetter und der BElag waren besser. So fuhr ich stundenlang hinter LKW her, hängte mich an einen überholenden Laster, um schneller voranzukommen. Das Lich schaltete ich nur an, wenn von Hinten Verkehr aufschloß, wenn ich LKW wechselte oder wenn der verfolgte LKW abbog. Dennoch hielt die Batterie das nicht lange aus und war schon bald wieder leer. An Tankstellen fragte ich immer nach Ladegeräten, zweimal mußte noch für 5 DM geladen werden. Ohne Regen geht das aber ganz gut.


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