Libyen 2008 / 2009
Dienstag, 30. Dezember

Wir wollten an einem Stück durchfahren bis nach Tripolis. Den Abstecher in die Wüste würden wir diesmal sicher nicht einlegen können. Sehr viel Zeit hatten wir nämlich nicht mehr. "Dreckstermine, allerweil! Wir müssen ganz schnell ganz reich werden, dann können wir einfach hinfahren, wohin wir wollen, wann wir wollen und wie wir wollen", stellte ich fluchend fest. "Na, dann mal hopp!", antwortete Almut. Sie meinte sicher, ich solle arbeiten gehen. Frauen hören einem einfach nicht zu. Ich sagte "reichwerden", arbeiten ist genau das Gegenteil davon. Da scheiden sich allerdings wieder die Geister. Es störte mich nicht, da ich wußte, daß ich ohnehin recht hatte. Deutschland ist nun mal eine Arbeitsgesellschaft. Nur wer knechtet, ist anerkannt. Daß Deutschland gerne auf dem Holzweg herumirrt, das ist ja nichts Neues. Doch damit sollen sich die Studierten herumschlagen ich bin nur der Fahrer.

Bei einem Polizeiposten bemerkte ich, daß der Motor nicht mehr so rund lief, wie er sollte. Die ganze Karre wackelte im Leerlauf. Wenn man leicht aufs Gas ging, dann war wieder alles normal. Ich versuchte es mit der Methode, die mir am liebsten ist und immer war: Ignorieren. Vielleicht geht es dann ja von selber weg. Wir fuhren weiter. Nun fiel mir auf, daß die Marschgeschwindigkeit von 120 immer seltener zu halten war. Bei der geringsten Steigung fiel die Geschwindigkeit schneller ab als sonst. Irgendwas stimmte doch da nicht. Bei jedem Halt dasselbe: Der Karren wackelte wie ein Kuhschwanz. Ich mußte mir dann auch langsam eine neue Taktik überlegen. Das mit dem Ignorieren hatte den Fehler jedenfalls nicht beseitigt. "Der läuft nur noch auf drei Zylindern", stellte ich resigniert fest. Entweder ist da ein Ventil ausgebrannt, oder irgendein noch größerer Scheißdreck war passiert. Wenn Sachen nicht funktionieren, die einfach funktionieren müssen, dann neige ich dazu, Gewalt anzuwenden. Deshalb hat auch mein Toshiba-LapTop nur noch Schrottwert. Ich habe mir mal von einem Mediziner erklären lassen, daß es für das eigene Wohlbefinden sehr wichtig ist, so zu handeln. Aber der Benz funktionierte noch. Nur lief er nicht mehr so sanft und nicht mehr gar so blitzschnell, wie man es von einem 200D erwartet. Aber wir kamen voran. Immer Vollgas. Vielleicht geht der Defekt ja dadurch weg.

Ich hielt an einer Tankstelle - was mit dem mickrigen 65-Liter-Tank nervig oft vorkam - schaltete den Motor ausnahmsweise aus, ließ volltanken und kontrollierte den Ölstand. Der war in Ordnung. Als ich das Auto wenig später wieder anließ, war das Wackeln im Leerlauf verschwunden. Sag ich doch... War bestimmt alles nur ein Mißverständnis. Wir fuhren weiter gen Tripolis. Doch schon am nächsten Polizeiposten was das Wackeln wieder da. Ich nahm dies verärgert zur Kenntnis und setzte den Weg fort.

Fatamorgana
Nur um das Gerücht zu widerlegen, daß sich Fatamorganas nicht photographieren lassen...

Die Sonne begann den Himmel zu erhellen. Die letzten paar Kilometer zogen sich gewaltig. Zwar fuhr ich nach wie vor Vollgas, aber die Nadel gichtelte immer nur um die 110 herum. Zusätlich setzte noch der Verkehr langsam ein. Mittlerweile war die Sonne über den Horizont gehüpft, wie sie das hier zu tun pflegt, und hatte alles in gleißendes Licht getaucht. Ich saß übermüdet hinter meinem Visier und jagte im Slalom durch den erwachenden Verkehr. Der Ärger über diesen unnötigen Defekt an der Karre hielt mich einigermaßen wach. Ab und zu mußte allerdings Almut schon einschreiten. Wir kamen in die Umgebung von Tripolis und fuhren den Schildern zum Flughafen nach. Es war kurz vor Zehn, als wir Janettes Haus erreichten. Ich stellte das Auto unter den Zypressen ab, griff das Nötigste und ging ins Bett.

Erst am Nachmittag stand ich wieder auf, sonst hätte ich es nicht mehr rechtzeitig geschafft vor dem Schlafengehen. Ich begleitete die Mädels noch zum Brotholen, aber das wars dann auch schon mit den Aktivitäten für heute...


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