Gammel in Mexiko 2003
Samstag, 3. Mai

Die Tür für Zimmer drei wurde geschliffen und gestrichen. Sehr spannend. Irgendwann kam eine Amerikanerin und meinte, aus ihrem Zimmer seien 50 Peso gestohlen worden. Umgerechnet 5 US$. Meiner Meinung nach hatte sie sie ausgegeben und das vergessen, aber sie war sich sicher, daß sie sie vorhin noch hatte. Ich sagte, daß ich es nicht gewesen sei "Of course not...", daß ich aber nichts machen könne und daß es das beste sei, auf Peter zu warten. Der kam, ich schilderte ihm das Problem und er unterhielt sich mit den Amis. Konnte man nichts machen, doch verdächtigt wurden die Putzfrauen. Wer klaut denn fünf Dollar? Wenn Fünfhunderttausend Dollar gefehlt hätten, dann wüßt ich sogar, wer es gewesen sein könnte, aber sie hätten mich nicht mehr fragen können, weil ich längst über alle Berge gewesen wäre. Diebstahl muß sich lohnen, einmal gescheit was abstauben, daß man hinterher sein Leben lang nichts mehr tun braucht. So, wie dieser Himmelhund von einem Riggs oder Briggs oder wie er heißt, der einen britischen Panzerzug überfallen hat und sich anschließend nach Rio abgesetzt hat und keine Sorgen mehr hatte, bis er sich freiwillig zurückbegeben hat und verhaftet wurde..

Peter im Gespräch mit den Amerikanern.

Ich lief durch die Gegend und sah mir alles an, was ich noch alles so anpinseln konnte, bis mir eine fette Amerikanerin mit einem Stück Dusche entgegenkam. Das sei abgebrochen. Ich sah mir das Desaster an, meinte mit wichtiger Miene: "Yes, Ma'm, just give me an hour, I'll repair that..." Ich lief zu Alberto: "He, schau mal, das ist aus dem Zimmer von der einen, ist kaputt, mach was." Er sah es sich an, das Gewinde steckte drin. Er gab mir eine Zange und meinte, ich solle ihm auch noch den Rest bringen. Ich versuchte es, aber keine Chance. War eingerostet, also schluß ich mal sicherheitshalber die Wand drumherum kaputt, in der Hoffnung, da was Neues zu entdecken.
Ich entdeckte, daß die Wand hohl war, mehr aber auch nicht. Ich rief Alberto, der alles inspizierte, Petern eine Liste zusammenstellte mit dem was er brauchte. Alberto bekam Gelder, schwang sich auf sein Moppet und düste davon. Ich bestellte ein Sandwich, wie in den letzten Tagen auch schon. Ich sagte ausdrücklich zur Bedienung: "Kannst Du denen mal sagen, daß sie ein Baguette machen sollen mit Schinken, Käse, Salat und sonst nichts. Ich probier das schon seit mehreren Tagen, aber die tun immer irgendein Zeug dazu, oder lassen irgendein Zeug weg oder beides." Die Bedienung schrieb sich alles auf und gab genau das weiter, was ich Bestellt hatte. Als das Baguette fertig war, waren zusätzlich auch noch Avokado und Tomaten drauf. Ich weiß, gar nicht, was daran so schwer ist.
Als ich aufgegessen hatte und die Guten-Morgen-Kippe gerade in der Gosch hatte, kam Alberto auch schon zurück. Nach einer halben Stunde war er wieder da. Richtig schnell, diesmal. Wir richteten die Dusche, besser gesagt, Alberto schweißte und ich stand hilfreich im Weg rum.
Danach fuhr ich mit Peter zum Mayan Palace. Das liegt ungefähr eine halbe Stunde nördlich von Playa del Carmen. Eine riesige Hotelanlage, die einem Kumpel von Peter gehört. Macht viel Kohle damit, hat aber auch seinen Streß. Jeder, wie er meint. Mir wäre es das nicht wert. Wir wollten dort nur eine Schleifmaschine für den Boden im Hotel holen. Wir trafen auch einen Schweizer, der mir erzählte, einmal an der US-Grenze abgewiesen worden zu sein. Aber das vor 10 Jahren, als es noch "einfach" war. Der macht mir ja Mut.

Der Eingang des Mayan Palace.

Wir luden die Schleifmaschine ein und fuhren zurück. Ich versuchte, sie, als wir angekommen waren, alleine auszuladen, aber das Teil wiegt bestimmt seine 50 Kilo und nachdem ich mir den rechten Arm lädiert hatte und mir der Dreck auf den Fuß fiel, der sich zum Glück in den bestahlkappten Springerstiefeln befand, fragte ich doch mal nach, ob mir nicht einer helfen konnte mit dem Teil. Danach polierte ich den ersten Teil vom Gang und wartete, bis er trocknete. Zwei Stunden später sah ich nach und er war immer noch naß. Verdammte Karibik.
Als ich gegen zehn Uhr abends meine Pizza holen ging, traf ich wieder José und wir setzten uns vor die Rezeption und quatschen jede Menge unsinn vor uns hin. In der schwüle der Tropen war das Gesprächsthema natürlich Alaska, was sonst?


Voriger Tag Zum Anfang Nächster Tag

[Hauptseite] [Besolds W123] [Reiseberichte] [Gästebuch]
© by Markus Besold