Gammel in Mexiko 2003
Donnerstag, 1. Mai

Boden einlassen, Türen schleifen und neu streichen. Das war die Beschäftigung tagsüber, also das übliche. Eigentlich ein Mist, denn das ist genau das Gegenteil meines Lebensziels, das da heißt: "Nichts arbeiten, trotzdem viel Geld verdienen." Die harte Wirklichkeit sieht so aus: "Nichts verdienen, trotzdem viel arbeiten". So geht es definitiv nicht, ab morgen muß das hier alles ganz anders werden.
Das einzig Besondere Vorkommnis war mein Versuch, eine Pizza zu organisieren. Ich ging so gegen acht Uhr abends zu meinem Pizzastand. Dort gibt es die besten Pizzas in Playa, aber die hinter der Theke ist eine ganz alte, aber wirklich geriebene Verkäuferin. Die läßt und läßt sich nicht runterhandeln, nicht um einen Peso. Keine Chance. Heute ging ich wieder hin, probierte es wieder, immer nach dem Motto "Beharrlichkeit führt zum Ziel". Wieder nichts zu wollen. Sie hatte, während sie Pizza verkaufte immer in der anderen Hand das Funkgerät und versuchte jemanden an die Leitung zu bekommen. Als das endlich klappte, beschwerte sie sich, daß die Druckerpatrone leer sei und daß das so nicht ginge. Ich verstand erst nicht, was daran so schlimm ist, schließlich kriegt man hier ohnehin kaum eine Quittung für gekaufte Ware, wieso ausgerechnet bei der Pizza. Ich aß derweil meine Pizza zum Mitnehmen und dabei fiel mein Blich auf einen Aushang, kaum lesbar. Da stand: "If you don't get your ticket, you don't have to pay". Ha! Das war meine Bresche. Ich blieb und sah die Verkäuferin grinsend an. Sie fragte, ob ich noch was bekäme, da sagte ich: "Ja. Meine 32 Peso wieder, bitteschön", und deutete auf das Schild, "oder kann ich auch den Kassenzettel haben". Sie sah sich verlegen um. Diesmal mußte ich meinen Discount bekommen. In dem Moment kam ein Moped angefahren und sie atmete auf. Es kam hinein eine hübsche junge Frau, vielleicht Amerikanerin, aber keinen Hauch von Akzent. Sie erklärte der Verkäuferin, daß das ein Thermodrucker sei, daher auch keine Patrone hätte, sondern, daß sie nur das Papier richtig einlegen mußte, dann ginge er auch. Sie sah mich an, fragte mich, ob ich schon bedient worden wäre. "Ja, aber ich hab gehofft, ich bekomm heut meinen Rabatt, weil es keinen Kassenzettel gab." Sie reichte ihn mir grinsend, ich machte einen Schnabel und ging wieder. Ich krieg schon noch meinen Rabatt, wär ja gelacht. Aber diesmal sollte es nicht gewesen sein.

"Nimm mich mit, Kapitän in die Ferne
Nimm mich mit in die weite Welt hinaus..."

 


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