Mittwoch, 2. Juli 2003

Kurz vor Mittag rief Frank an. "Ich wollte gerade zum Auto gehen." "Gut, ich steh auf dem Parkplatz." Ich ging mit meinem Zeug hinunter, da stand schon Frank. Er hatte einen "Recycler" dabei. Das ist sowas wie "Sperrmüll" in Deutschland. Da standen verkäufe drin, unter anderem LapTops. Er hatte die in Frage kommenden schon angestrichen. Mal sehen. Toshiba Tecra 8000, P II 400 MMX, 10 GB, 128 MB, Akku im Eimer, für 340 US$. Der gestohlene hatte genausoviel gekostet, war aber nur halb so gut. Frank rief dort an und machte einen Termin aus. Dann erst mal früstück bei Danny's. Natürlich Burger. Wir gingen danach zu den Autos und Frank warf seinem Boliden, "Little Brownie", an und daraufhin sein Navigationssystem. Ein iPac Handheld mit GPS-Antenne. Wieso ich mir nicht sowas zulegen würde. Er hätte die Schnauze voll von LapTops. Da wurde wieder die Diskrepanz unserer finanziellen Möglichkeiten deutlich. Ich fuhr ihm hinterher. Es ging nach Burbank, glaube ich. Das Geschäft ging schnell über die Bühne, ich konnte den guten Mann sogar noch auf 320 US$ herunterhandeln. Dann fuhren wir zu Fry's und besorgten noch eine LapTopTasche. "Du solltest Dir noch eine Wireless-LAN-Karte besorgen." Das mußte wirklich nicht sein.W123 foreverDas ist zwar in Amerika schön und gut, aber eine normale mit Kabel tut es auch. Er zählte mir die Vorteile auf. Ich zog eine Wireless aus dem Regal, sah den Preis von 99 US$ und legte sie mit der selben Handbewegung wieder zurück ins Regal. Dann fuhren wir, diesmal mit nur einem Auto, meinem, zu den Schrottplätzen. Alles Armenier. Frank hatte mir einmal eine Preisliste von Performance-Produkts geschickt. Ich glaubte mich daran zu erinnern, daß eine Stoßstange 118 US$ kostete. Der Typ vom Schrottplatz wollte für beide 400 oder 500 US$ haben. Ich erklärte ihm, daß die Teile neu nur 120 US$ kosten. "Unmöglich". Da erklärrte ihm Frank: "Als ich vor 25 Jahren zum ersten mal in dieses Land kam, war das Wort "Unmöglich" das allererste, das ich über Bord warf." Wir gingen weiter. Aber die Antwort hat mir gefallen, denn sie scheint mir den Nagel auf den Kopf zu treffen, zumindest ist das der Eindruck, den ich bisher von Amerika hatte. Und das obwohl es viel zu früh war, um mit Sicherheit zu wissen, ob es so ist oder nicht, es war eben nur ein Gefühl.
Wir fuhren auch zu Performance-Products. Dort stellte ich fest, daß ich mich verschaut hatte, denn auf der Preisliste kostete der kleine Stoßdämpfer, der hinter der Stoßstange sitzt, 118 US$, die Stoßstange wurde überhaupt nicht angeboten. "Oh, hoppla, hab ich mich da wohl verschaut..."
Wir fuhren noch an einem weiteren Schrottplatz vorbei. Der wollte auch 500 US$ für die Stoßstangen haben. Da verschob ich es dann doch auf später, denn lebensmotwendig waren die Teile ja nicht und in meiner momentanen finanziellen Lage auch überhaupt indiskutabel. Das Geld wurde von Tag zu Tag weniger. Es waar kurz vor 17 Uhr, Frank hatte noch Geschäftliches zu erledigen, er schlug mir vor, ich solle noch einmal in das Hotel gehen und dort den Rechner konfigurieren, ales, was ich bräuchte aus dem Internet ziehen. Eine Windows-CD hatte er. Er gab mir noch eine Beschreibung zum selben Motel 6, in dem ich die nacht verbracht hatte. Wir sollten uns später dort trreffen. Wir fuhren los auf den Freeway. Er nahm dann eine Ausfahrt und wies mich an, weiterzufahren. Ich tat dies, immer auf der ganz rechten Spur. Als ich bemerkte, daß diese weiter vorn zu einer Ausfahrt wurde, kam ich nicht mehr in die Hauptspur und mußte abbiegen. "Fuck off!" Jetzt war ich auf einem anderen Schnellweg, keine Ahnung, wie ich wieder zurückkommen sollte. Das GPS half mir ein wenig dabei, aber bei der nächsten Ausfahrt war ich wieder auf einem weiteren Freeway. Verdammt. Nach anderthalb Stunden war ich wieder auf dem Freeway, auf dem mich Frank aus dem Geleit entlassen hatte. Allerdings in verkehrter Richtung. Er hatte mir in weiser Voraussicht am Vortag einen Motel-6-Verzeichnis gegeben. Ich suchte mir eine ruhige Ecke und suchte im Verzeichnis nach dem Motels in LA. Drei Stück. Ich fuhr sie nacheinander an, aber jedesmal, wenn ich nach ewiger Suche bei einem ankam, erkannte ich es nicht wieder. Nach dem Dritten sah ich mir das Verzeichnig genauer an. Da stellte ich fest, daß allein LA vier Seiten voll Motel 6 hatte. Wie blöd muß man eigentlich sein? Da gab ich es auf. Den Roten Löwen hatte ich spaßeshalber im GPG eingespeichert. Den fand ich dann auch. Von dort aus rief ich Frank an. Es war neun Uhr abenda, ich war also vier Stunden in der Gegend umeinadergeirrt. "Hallo Frank, ich hab's nicht gefunden." Er wartete mittlerweile schon dort, wie wir es eigentlich ausgemacht hatten. "OK, da ist noch ein Motel 6 in Rosemead. Da treffen wir uns." Eine Wegbeschreibung gab es auch, sogar eine sehr genaue, aber das war es, was in meinem Hirn gespeichert blieb. Fünfer Freeway Süd, Zehner Freeway Ost, Ausfahrt irgendwas mir G. George, Gabriel, irgend sowas. "OK. Ich bin in einer halben Stunde da." Ich fuhr los, fand auf Anhieb auf den Fünfer. Ich versuchte die Ausfahrt auf den 10er zu treffen. "Hat er nun Ost oder West gesagt?" Ich wollte in Richtung Osten fahren, war dann aber irgendwie doch in der verkehrten Richtung unterwegs. Wieder verfahren. Zum Kotzen... Ich drehte wieder um. "Ich glaub, er hat Ost gesagt." Ich fuhr und fuhr undd fuhr. Mittlerweile war fast eine Stunde vergangen. "Oder war es doch West?" Ich fuhr runter vom Freeway, fuhr auf ein Tankstellengelände, rief Frank an und sagte: "OK, also, paß auf: Ich bin zu blöd, ich krieg's nicht auf die Reihe mit der Scheiße hier. Fahr heim, wir sehen uns morgen." "Wo bist Du denn?" gute Frage. "Keine Ahnung... Irgendwas mit Garfield, wie die Katze..." "Ja, dann bist ja gleich da, fahr einfach zwei Ausfahrten weiter, dann raus, links und dann siehst schon riesengroß Motel6 stehen. Ich wart solang." "OK, aber wenn ich in einer Viertelstund' nicht da bin, dann fahr heim, weil dann hab ich mich wieder verfahren." Doch diesmal klappte es. Das Bier, das Frank im Kofferraum hatte war allerdings nach zweieinhalb Stunden natürlich warm geworden. "So ein Schmarrn, wieso machen die nicht einfach vernünftige Kleeblattausfahrten hin?" Ich dachte, Eisenhower hat die Highways in Amerika nach deutschem Vorbild bauen lassen? Davon merkte man nichts mehr. In erster Linie zwar daran, daß das hier im Gegensatz zur deutschen Autobahn funktioniert, aber eben auch daran, daß man das Problem mit den Ausfahrten hat. Ich hoffe nur, daß das nicht zusammenhängt. Ich nahm mir ein Zimmer und begann damit, den Rechner zu konfigurieren. Das dauerte bis in die Morgenstunden.
Voriger Tag Zum Anfang Nächster Tag

[Hauptseite] [Besolds W123] [Reiseberichte] [Gästebuch]
© by Markus Besold