Alaska 2003
Sonntag, 28. Dezember 2003

Morgens als ich aufwachte war Almut mit ihrem Morgensportprogramm bereits durch. Laufen war sie gewesen. So ein Unsinn. Als hätten wir kein Auto. Aber es soll jeder machen, wie er meint. Der Platz war jedenfalls gemütlich, versteckt zwischen zwei scheinbar verlassenen Wohnwägen, somit gegen Einsicht von der Straße aus geschützt, läßt es sich dort gut aushalten.

In Ruhestellung.

Wir fuhren los um das Museum des Mount Saint Helens zu besichtigen. Es herrschte richtiges Museumswetter und die Filmvorführungen waren äußerst gemütlich. Erstaunlich, was so ein kleiner Vulkan anrichten kann. Ich hatte in Costa Rica Gelegenheit gehabt, eine winzig kleine Kostprobe zu sehen, und das war schon mächtig beeindruckend gewesen. Die haben was, diese Urgewalten, wenn sie einmal entfesselt werden. Und es schadet dem kleinen Gott der Welt überhaupt nicht, wenn er mal buchstäblich wie der Ochs' vor'm Berg steht und nichts tun kann, als wegzurennen. Ab und zu muß dem Menschen mal gezeigt werden, wie klein und lächerlich er eigentlich ist, sonst wird er am Ende noch größenwahnsinnig. Irgendwie erinnerte vieles in diesem Museu, an Verdun. Es gab keinen vernünftigen Grund, irgendwohin zu fahren. Es war naß, kalt, in der einen Richtung lag der Vulkan, der aber zur Zeit nicht aktiv war, somit nichts anderes ist als einer der vielen Berge, die wir auf dem Weg hierher gesehen hatten, auf der anderen Seite lag das Capitol in Olympia. Wir fuhren dort hin in der Hoffnung, nicht wieder vor verschlossenen Türen zu stehen.

 


Natülich schafften wir das nicht, denn wenn wir es schaffen, pünktlich zu sein, passiert in der Regel irgend ein anderer Mist. In diesem Falle hatte das Capitol einfach wegen Umbau zu - zumindest stand das so da. Kann sein. Daraufhin blieb uns nichts anderes übrig, als nach Seattle hineinzufahren. Irgendwo mußte es da Internet geben.
Endlich hatte ich es, nach dem fünften Anlauf, endlich mal geschafft mit einem funktionierenden LapTop auf Reisen zu sein. Jetzt muß ich nur noch die Disziplin aufbringen, am Ende eines jeden Tages ein paar warme Worte in die Tastatur einzuhacken, was hehrich nicht so einfach geht, besonders dann nicht, wenn man von klein auf nie etwas mit Disziplin zu schaffen hatte.

Die Himmelslinie von Seattle sah man im klaren Dämmerschein schon von weitem. So kennt man es aus dem Fernsehen und manches Mal ist es etwas befremdlich, zu sehen, daß die Städte ja tatsächlich existieren. Als wir ankamen zogen wir durch die Straßen auf der Suche nach HotSpots. Wenn alle Stricke reißen gibt es da immer ein Starbucks. Allerdings arbeiten die mit T-Mobile und das mag ich nicht. Da wir aber nichts anderes fanden, gingen wir dort hinein. Die freundliche Bedienung erklärte mir, daß ich mich am besten nicht direkt ans Fenster setzen sollte, da Tully's gegenüber auch einen HotSpot hat und da kann man sich in den Frequenzen vergreifen. Damit hatten wir unseren HotSpot gefunden, denn zu Starbucks geht man wirklich nur, wenn alle Stricke reißen. Außerdem fand ich schnell heraus, daß der Anbieter bei Tully's AT&T ist und darüber hinaus, fand ich einen Weg, umsonst ins Internet zu kommen. Das liebe ich an diesen Hotspots, sobald man ein offenes Signal hat, ist man online, man kann mit dem Auto vor die Türe fahren und muß nicht einmal etwas konsumieren. Natürlich taten wir das dennoch, denn es ist wesentlich gemütlicher, sich ins Café zu setzen, als in der Enge des Kanzel mit laufendem Motor im Parkverbot zu stehen. Ist eher unangenehm. Leider machten die schon um sechs Uhr zu, so mußten wir wieder von hinnen. "Das rasche Schicksal, es treibt ihn fort, seine Ruhe läßt er an keinem Ort..."

Seattle scheint ein nettes Städtchen zu sein, zwar ist mir L.A. persönlich lieber, aber Seattle ist dennoch schöner. Es hat ein Stadtzenrum und ist nicht einfach eine Ansammlung von unzähligen Städten. Erst wußten wir nicht recht, was mit dem angebrochenen Abend angefangen werden sollte und fuhren einfach durch die Gegend. Aber Almut zog den Beadecker zu Rate und wir fuhren zur Space-Needle, was sinnvoll übersetzt soviel heißt wie Weltraum-Nudel. Ein seltsames Gebilde, das Aussieht, wie ein UFO auf Stelzen. Oben ist natürlich ein Restaurant und da mußten wir hin. Reservierung hatten wir keine und das hieß warten. War nicht schlimm, denn dadurch konnte ich noch eine Cigarette rauchen und mich sogut es eben ging geschmeidig machen, um dort oben unter all den feinen Leuten nicht gar so schäbig auszusehen. Mit zehn Meilen pro Stunde zog uns der Aufzug hinauf. Beim Aussteigen machte mich Almut darauf aufmerksam, daß es vielleicht angebracht wäre, mein zackige deutsche Gangart etwas zu amerikanisierten, sprich zu lockern, denn ich hatte angeblich beim Aussteigen nicht das ältere Paar erst aussteigen lassen, sonder wäre an ihnen vorbeimarschiert. Hatte ich gar nicht bemerkt. Das dürfte das teuerste Restaurant sein, in dem ich bisher dinierte, allerdings auch das beeindruckendste. Das Menü war spärlich, die Aussicht dafür überragend und wegen des Menüs waren wir sicher nicht hierhergekommen.

Wir fühlen in Horsten und Höhen des Adlers verwegenes Glück...

Wir waren unter den letzten Gästen, die das Restaurant verließen. Zurück zum Auto und wieder in die Wohlfühlklamotten, also das Ölverschmierte Hemd und den Gammelpulli angezogen, dann fuhren wir nach etwas außerhalb. Ich hatte irgendwo eine Restarea gesehen, dort wollten wir übernachten. Allerdings fand ich sie auf dem Rückweg nicht mehr und als wir schon wieder auf dem halben Weg nach Olympia waren, fuhr ich vom Highway auf eine kleine Landstraße und wir versuchten dort unser Glück. Nichts zu machen, mein Vorschlag, einfach an einer Baustelle hinter einer Planierraupe zu parken und dort zu pennen, wurde nicht mit Begeisterung aufgenommen. Das passierte mir als ich mit Gabi in Süd- und Mittelamerika unterwegs war des öfteren, allerdings war der Unterschied der, daß Almut einfach vernünftig zu begründen in der Lage ist. Das macht alles aus.
Wir fuhren nach Tacoma und blieben in einem Motel. Dort hoffte ich unter anderem, meine eMails abrufen zu können, aber das klappte nicht. So tippte ich eben die Reiseberichte, allerdings langte die Zeit nicht, obwohl bis spät in die Nacht getippt wurde.


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