Fahrt nach Feuerland
Dienstag, 22. Januar 2002

Ich fuhr am Nachmittag von Montevideo aus los in Richtung Norden. Ich wollte einen Grenzübergang ausprobieren, den ich noch nicht hatte. Ich weiß gar nicht, warum gerade die beschissensten Länder immer so ein Theater machen müssen. Wer will denn da hin? In Uruguay interessiert es niemanden, was man macht, wohin man will. Stempel in den Paß und aus, die Brasilianer müssen immer Gezeter veranstalten.

Argentinien, 5. Januar 2002
Viecher. (Argentinien, 05.01.02)

Ich kam am späten Abend nach Treinta y Tres, was noch zu Uruguay gehört. Die Straßen waren hier nicht mehr asphaltiert. Ich fand eine Tankstelle, tankte und fragte nach einer Dusche. Die hatten sie und man durfte sie sogar benutzen, sogar mit Warmwasser, da sie elektrisch war. Ich also hinein und wasch mir gerade die Haare, als ich einen Stromschlag am rechten Ringfinger spüre. Ich bildete mir sogar ein, es im Spiegel, dem ich gegenüberstand, ein bläuliches Aufblitzen gesehen zu haben. Genau den Silberring hatte es erwischt. "Was soll denn diese Scheiße?", fragte ich die Dusche und gab ihr mit der linken eine Watsch'n, daß sie sich nur so drehte. Natürlich hatte ich nicht bedacht, daß meine Klamotten genau da lagen, wo nun das Wasser hinspritzte. "Scheiße! Fuck!" Ich wollte sie in Normalstellung zurückdrehen, da bekam ich wieder einen Schlag. "Du Drecksteil, Du verrecktes, ich nahm meinen Stiefel vom Boden und schlug sie damit zurück in Normalstellung. Alles naß. Und bei näherer Bertrachtung kam mir die Dusche bekannt vor. So eine hatten wir im Angestelltenbad in Brasilien im Haus. Da hatte ich auch herausgefunden, was das Problem mit der Dusche war, stand ja auch dick und stolz drauf: "Indústria Brasileira". Alles klar, kann nicht funktionieren. Ich zog meine nassen Klamotten an, sagte dem Tankwart, daß seine Dusche gemeingefährlich sei. "Ey, Barón, la ducha es rota..." "Está rota!", berichtigte er mich. Ich aber blieb dabei: "No, Señor. Esta ducha es rota, por su naturaleza." "Porqué?" "Porqué? Porqué fue hecha en Brazil..."
Ich fuhr los, allerdings nicht mehr weit. Ich blieb irgendwo am Straßenrand über Nacht, wollte in der Früh die Grenze passieren.


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