Fahrt nach Feuerland
Donnerstag, 10. Januar 2002

Ich übernachtete wieder am La Plata, fuhr am nächsten Tag wieder in Buenos Aires hin und her, schnappte mir den Jünger und las auf dem deutschen Friedhof "In Stahlgewittern". Auf die Idee, meine eMails zu checken kam ich überhaupt nicht. Hätte ich das getan, dann hätte ich nämlich darin das eMail von Almut gelesen, daß Brgitte die beiden nicht zum Flughafen bringen konnte, weil ihr der Arm so weh täte. Passierte mir zu meiner Schulzeit auch öfter, ich konnte nicht in die Schule gehen, weil es in Timbuktu so viel geschneit hatte über Nacht. Als ob man zum Fahren beide Arme bräuchte. Das liegt sicher daran, daß Brigitte immer exzessiven Gebrauch von der Hupe machen muß, meistens dann, wenn es nicht notwendig ist, zum Beispiel beim Überholen auf einer zweispurigen Straße oder wenn zwei Blocks entfernt Kinder spielen, die das herannahende Auto längst bemerkt hatten und im Begriff sind, die Stellung zu räumen. Den anderen Verkehrsteilnehmern entgeht dabei meist, daß sie gerade heftigst angehupt werden, weil meistens statt der Hupe die Wischwaschanlage ihre Tätigkeit aufnimmt. Kapitel für sich. Kein Peugeot mehr... Mercedes.

Argentinien, 2. Januar 2002
Irgendein sinnloses Bild. (Argentinien, 02.01.02)

Als ich am Abend die eMails abrief fand ich das eMail und regte mich natürlich maßlos darüber auf. Das kommt davon, wenn man seine Leute nicht eigenhändig abholt und -liefert. Sie sind dann für 50 Dollar mit dem Taxi gefahren und rechtzeitig am Flughafen in Ezeiza gewesen. Wenn ich recht erinnere ging der Flug gegen fünf Uhr Nachmittags. Ich war gerade in einer Imbißbude an der Libertador gesessen. "So", dachte ich mir, "jetzt sind sie in der Luft..." Ich zahlte mein Essen, stieg ins bereits vollgetankte Auto und fuhr los. Keine Fähre, diesmal. Ich mußte dennoch über den La Plata und bis zur nächsten Brücke war es ein gutes Stück. Ich fuhr in Richtung Rosario, immer am La Plata entlang in Richtung Norden. Da ist man einige Stunden unterwegs, Zarah Leander unterhielt mich dabei. Als sich der erste Wegweiser nach Uruguay zeigte, bog ich nach Rechts ab und war schon bald an der Grenze. Weder bei der Ausreise in Argentinien, noch bei der Einreise nach Uruguay gab es irgendwelche Probleme. Ich hielt dann auf Montevideo zu. Als ich so auf der Landstraße fuhr, schreckte ich aus meinem Halbschlaf auf, weil ich unbewußt ein Ausweichmanöver einleiten mußte. Wieder ganz bei Sinnen hielt an, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr zurück - die Straße war leer, kein Mensch unterwegs. Eine Sporttasche lag mitten auf dem Weg, das war der Grund für das Manöver gewesen. Ich sah sie mir an, sah ziemlich neu aus, daher warf ich sie auf den Gepäckträger und fuhr weiter. Lange fuhr ich allerdings nicht mehr, denn ich war einfach zu müde. Bei einem kleinen Abzweig, der in einen riesigen Bauernhof, eine Ranch, Finca, Hazienda, Farm - oder sowas - führte, verließ ich die Straße und legte mich schlafen. Es war angenehm warm, dennoch hatte ich keine Probleme mit Mücken, was wohl am Wind gelegen haben muß. Das einzige, was mir etwas seltsam vorkam waren diese Gerüsche. Es hörte sich an wie Stimmen, aber ganz undeutlich und unmöglich die Sprache festzustellen. Ich versuchte, das Geräusch zu orten, aber je mehr ich mich vom Auto entfernte, egal in welche Richtung, wurde das Geräusch leiser. Die Stimmen kamen aus dem Auto. Ich horchte alles ab, bis ich rausfand, daß Das Geräusch aus der aufgesammelten Sporttasche kam. Ich machte sie auf, sah nach und fand ein kleines Transistorradio, das, mitten unter den Klamotten, zu plappern versuchte. Ausgeschaltet, hingelegt und geschlafen.


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