Fahrt nach Feuerland
Freitag, 21. Dezember 2001

Wir packten in der Früh zusammen und suchten einen Parkplatz. Um 9:45 Uhr gingen wir los. Es waren wieder 24 Kilometer, wie am Vortag, nur, daß es diesmal nicht zum Wandern, sondern zum Bergwandern ging, steil nach Oben. Gleich am Anfang war es ziemlich steil, dann wurde es wieder eine Weile eben. Mich nervten die Bremsen. Das brennt gescheit, wenn die zustechen. Um 12:20 Uhr waren wir am eigentlichen Aufstieg angelangt. Ich brauchte öfter mal eine Rastpause. "Völlig bescheuert", dacht ich mir, "mit einer DDR-Leistungssportlerin und einer Verrückten auf Bergtour zu gehen und dann auch noch mithalten zu wollen..." Gerade ich mit meiner Raucherlunge und meiner Abneigung gegen jede Art körperlicher Betätigung, ich mußte hier mit hochstapfen, ich Vollidiot. Die anderen waren lange vor mir oben. So wird das nie was mit der Fremdenlegion... Völlig erschöpft kam ich erst um zehn vor Zwei oben am "Refugio Italia" an. Das war eine Berghütte, wie sie auch in Österreich stehen könnte. Nur, daß es darin keinen Jagertee, sondern einen Mate-Tee gab, und daß nicht Deustch, sondern Kastilisch das Wort war. Andere Unterschiede gab es nicht.

"Wir Kameraden der Berge..."

Um 16:20 Uhr ging es an den Abstieg. Das war gut, es war nicht so anstrengend, wie der Aufstieg. Das war im Internat eine meiner Lieblingsbeschäftigungen gewesen. Rauf auf den Berg und dann runter rennen. Ist eigentlich nicht schwierig, man muß nur in Bruchteilen von Sekunden sehen, ob ein Stein locker ist, oder nicht. Ich tat es so, wie ich's gelernt. Bergab konnte ich mit denbeiden mithalten. Ohne Probleme, zumindest eine Zeit lang, dann streikte mein rechtes Knie. Das hab ich nicht gleich kapiert, wieso sollten die jetzt nicht mehr funktionieren? Gut, als ich das zuletzt gemacht hatte, war ich dreizehn, aber sollte sich in den paar Jährchen wirklich so viel getan haben? Ich dachte erst, es wäre Einbildung und versuchte, die Schmerzen zu ignorieren, aber es half nichts, sie wurden immer stärker. Ich ging weiter und bemühte mich, das rechte Knie nicht zu belasten, was aber automatisch zu einer höheren Belastung des linken führte. Und das setzte dann auch irgendwann aus. Ich kam nur noch Schritt für Schritt weiter. Almut und Ines warteten an der Straße auf mich. Sie fragten zwar öfter nach, ob alles in Ordnung sei, aber was soll man da schon sagen außer "Ja, paßt schon"? So ein Blödsinn. Minderwertiges Material, das ist alles. Als ich um Fünf unten an der Straße war stellte ich fest, daß es zum Auto immer noch ein gutes Stück war. Bergauf konnte ich normal laufen, bergab bald gar nicht mehr. Und zum Auto ging es nur bergab. Kurze Pause. Als ich glaubte, wieder laufen zu können und aufstand, stellte ich fest, daß es jetzt noch schlimmer war. Die letzten paar Kilometer nahm ich Ines und Almut als Stütze, es half nichts mehr. Um halb acht waren wir wieder am Auto. Sogar das Einsteigen in den geliebten Daimler bereitete mir Schmerzen. Ich warf ihn an, testete die Pedale. Gasgeben funktionierte, Kuppeln war möglich, wenn auch nur langsam, Bremsen war schmerzhaft, eine Vollbremsung ausgeschlossen. Salat!

La Laguna Negra.

Wir fuhren noch ein Stück, um halb zehn waren wir am Lago Masquerati eingetroffen. Da war ein netter Campingplatz für umsonst mit Feuerstellen und Bäumen. Es gab auch ein paar Mücken, aber die störten nicht arg.
Ich aß eine Suppe, die Almut zubereitet hatte, baute das Zelt unter besonders spastischen Bewegungen auf, weil ich die Knie nicht knicken konnte, dann legte ich mich rein und schlief in der Hoffnung, daß ich am nächsten Tag wiederhergestellt sein würde.


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