Südamerikatour 2001
Freitag, 3. August

Am Morgen setzten wir unsere Kochsession mit Pfannkuchen fort - wenn man ehrlich ist war es eher Kaiserschmarrn, aber geschmeckt hat es trotzdem. Und Pater Anselm pflegte immer zu sagen: "Haptsach isch, d' Brotzeit schmeckt." - und ist es nicht so?
Das hier sind übrigens die Nachtplätze, an denen man sich unbedingt ein Zelt aufbauen sollte. Nicht, daß die Gegend irgendwie gefährlich wäre, da würde ich mir in der Stadt eher Sorgen machen, aber wo Leute leben, da gibt es auch streunende Köter und gegen die ist ein Zelt ganz gut. Abgesehen davon, daß hier noch lange nicht Wüste ist und man daher beim Biwak damit rechnen muß, daß man wegen Tau patschnaß wird und so ein nasser Schlafsack ist schon bei +25°C tödlich.
S 32°11,584' / W 64°24,356'
Frau in der Küche.

So gestärkt entschieden wir uns dann dazu, erstmal eine Tankstelle anzusteuern und dort die Bremsklötze zu wechseln, was angesichts der bevorstehenden Fahrt in die Anden doch sinnvoll erschien. Spätestens hier bin ich übrigens auch hinter Besolds "Ich-wechsle-ein-Eratzteil-an-meinem-Auto-aus"-System gestiegen:
Schritt 1) Zwei Stunden schrauben und basteln ohne Kommentar;
Schritt 2) Der Wutanfall bahnt sich an;
Schritt 3) Sachen, in diesem Fall Schrauben und Bremsklötze, fliegen durch die Gegend;
Schritt 4) Beruhigen, Kippe anstecken;
Schritt 5) die Sache ist nach weiteren fünf Minuten erledigt und das Auto instandgesetzt.

Unser Nachtplatz in der Früh.

Zum Schluß entwickelte sich etwa folgender Dialog:
"Besold! Hast Du die Sachen schon in den Kofferraum zurückgetan?" Die Antwort, mit stolzgeschwellter Brust: "Ja!" Gabi sieht mich etwas geknickt an: "Mit diesen Fingern?" und zeigt auf meine öligen Pratzen. "Oh!", sag ich etwas verlegen, "war nicht so gut, oder?" Gabi darauf, höflich, aber bestimmt: "Doch, gut für die Finger, schlecht für die Sachen..." Wer Gabi kennt, weiß diese Aussage in mein geliebtes Deutsch zu übersetzen: "In Zukunft lassen, sonst gibt es Dresche..."
Dieser Bremsklotzwechsel war der erste seit der Abfahrt in Augsburg. Genau 54.633 km hatten sie gehalten und es wären noch ein paar Kilometer dringewesen. Somit bleibt die duchrchschnittliche Lebensdauer von Bremsklötzen bei ca. 50.000 km. Ich startete sogar den Versuch, die bereits im Senegal ausgefallene Handbremse endlich dazu zu bringen, ihre Funktion wieder aufzunehmen, aber das ging daneben. Die neue Bremsklotzkombination ließ sich nicht einzetzen, irgendwie war sie zu dick und die Bremsscheibe ließ sich nicht aufziehen. Soll sich jemand, der sich auskennt irgendwann darum kümmern...
Der Luftfilterwechsel klappte schon wesentlich besser.

Statt güld'nen Sonnenuntergangs, gab es abends dicken Nebel.

Also knapp drei Stunden später ging's weiter in Richtung Mendoza. Nun Mendoza ist nicht nur eine Stadt, sondern auch eine Provinz, von der die gleichnamige Stadt überraschender Weise die Hauptstadt ist. Worauf ich eigentlich raus will ist aber folgendes: eigentlich verhält es sich mit den Provinzen in Argentinien ählich wie mit den Bundesländern in Deutschland. MercedesMan wird also eigentlich höchstens durch ein Schild am Strassenrand darauf aufmerksam gemacht, daß man eine Provinz verlässt, bzw. eine neue Provinz befährt, doch nicht so in Mendoza. Zunächst überraschte uns schon mal ein selbst für argentinische Verhältnisse überproportionales Polizeiaufgebot. Besold fragte die Polizei, ob dies bereits die chilenische Grenze sei. Die Lacher waren damit erstmal auf unserer Seite. Wesentlich witziger fand ich allerdings, daß zunächst unser Auto durchsucht wurde, was uns recht egal war, denn wir dachten, wir hätten ja nichts zu verbergen. Der Polizist hielt jedoch schon nach kurzer Zeit die gefährliche Schmugglerware in den Händen: Drei Mandarinen!!! Diese verspeisten wir unverzüglich unter dem strengen Auge des Gesetzes, woraufhin wir unsere Fahrt vortsetzen durften. Die Lacher wechselten damit die Front.
Wir fuhren noch ein Stückchen und fanden schließlich zwischen tausenden von recht verdorrten Weinstöcken, etwa 100 km vor Mendoza ein Schlafplatzerl. Naja, ist eben keine Saison für Wein... sonst wär's sicher sehr ramontisch gewesen.


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