Libyentour 1999
Freitag, 10. September

Es waren zwei schöne Tage in Bir Rimit unter Menschen, die nicht viel haben, aber mit dem, was sie haben, äußerst zufrieden sind, ihr Tun und Handeln nicht von Mode und Konsum bestimmen lassen, denen es niemals einfiele, jemandem etwas weg zu nehmen und Luxus, Profitgier und was alles noch zu unserer Zivilisation so dazugehört, nicht kennen und nicht nach der Maxime "haste was, dann biste was" leben. Findet man heutzutage nicht mehr oft. In Libyen ist das zwar allgemein eher der Fall, im Süden mehr noch als im Norden und hier eben ganz besonders.

Bir Rimit. Ein Stückchen Heile Welt, wenn man so will.

Der in Germa reparierte Reifen wurde montiert, bevor der Hankook noch vollends zerstört wurde. Dann aber hieß es wieder mal "Vorwärts, Kameraden, wir müssen zurück!" Noch die letzten 70 km Piste bis Darj zurücklegen. Gerade mal ein lächerliches Siebentel der Gesamtstrecke hatten wir geschafft.

Wollten mal nach al-Fogaha, um auszukundschaften, wie die Piste dort ist. Das Geld ging uns langsam aus. Wenn wir nicht bald zum Wechseln kämen, müßten wir den Rest unseres Urlaubs in Tunesien verbringen. Darauf legte niemand besonderen Wert. Wir fuhren wieder den Weg, den wir gekommen waren, kamen daher auch wieder an unserem Nachtplatz vorbei.

Hier trafen wir wieder einen Teil der Herde, die am Vortag in Bir Rimit war. Die Hirten winkten uns von weitem.

Die Rückfahrt verlief ohne Zwischenfälle. Ich ärgerte mich über die Reifen, sowas hätte nie passieren dürfen. "Ohne anständiges Werkzeug kann ein Schreiner nicht arbeiten", diesen Satz hörte ich während meiner Lehrzeit mehr als tausend Mal. Das gilt auch für alles andere. Für's nächste mal wußte ich nun, daß die Reifen sehr wichtig sind und ich würde auch danach handeln, nur half mir das in der jetzigen Situation auch nicht weiter.

Vielleicht sollte ich mich ein bißchen umstellen und vorher denken, anstatt hinterher zu lamentieren? Wie dem auch sei... momentan hielten die Reifen dicht.
Von dem Wasser sah man nicht mehr viel, nur noch an nassen Stellen um die Pflanzen herum sah man, daß es geregnet hatte, sonst war wieder alles trocken.

Anfangs war es noch bewölkt, doch bald schon zeigte sich die Sonne ab und zu.

In Darj machten wir eine längere Pause und trafen den Wirt, bei dem ich ein Jahr zuvor auf dem Weg nach Süden eingekehrt war. Wir tranken Tee, bestellten uns etwas zu essen und der Mirinda-Vorrat wurde wieder ausgestockt, nur Brot gab es keines. Danach ging es weiter durch die Hammada nach Schweyrif. Es war schon Nachmittag. Auf der Straße war sogar Verkehr. Wir sahen eine Menge Autos, mindestens drei - wenn nicht noch mehr.

Ein weißer Toyota Pritschenwagen kam uns entgegen und gab uns ein Zeichen zum Anhalten. Wir leisteten Folge. Der Fahrer begrüßte uns, und fragte, wo wir gerade her kämen. - "Aus Darj." Dann wollte er wissen, ob es dort gerade regnet. Wir, also Almut, teilte ihm unsere Wetterbeobachtungen mit und wir erfuhren, daß es weiter im Osten kurz zuvor stark geregnet hatte. Dann wendeten sie und fuhren wieder nach Osten, wo sie hergekommen waren.

War das der libysche Wetterdienst gewesen? Die Aktion hat jedenfalls keiner an Bord kapiert.

Wir fuhren ihnen nach, kamen aber nicht ganz hinterher - wer hätt's gedacht? Es dauerte nicht lange und der weiße Toyota war in der Ferne verschwunden. Die Sonne stand schon wieder sehr tief, der Schatten des Autos war schon vor dem Bug zu sehen.

Vor uns war der Himmel grau, hinter uns klar. Wieder mal hinein in die Schlechtwetterfront, aber in der Sahara hat das was. Da erlebt man Regen nicht alle Tage.

Die Pfützen wurden immer größer und glichen bald kleinen Seen.

Kurze Zeit später sahen wir wieder den Toyota am Straßenrand stehen. Die Besatzung sah sich eine dieser Riesenpatschlachen an. Wieder ein Zeichen zum Anhalten. Wieder hielten wir. Sie fragten, wo wir denn eigentlich her seien. Wollten wissen, warum eine Europäerin so gut Arabisch spricht, hießen uns in Libyen willkommen, fragten, ob sie etwas für uns tun könnten und gaben uns Brot und Milch mit auf den Weg. Wir bedankten uns und fuhren weiter in Richtung Osten. Das Problem mit dem Brot war also soweit erledigt. Was die Amis nur immer gegen dieses Land haben? Waren wohl noch nie hier...

Um 18:35 Uhr verließen wir die Straße, um einen trockenen Nachtplatz zu suchen. Ab und zu merkte man, daß der Untergrund recht schlammig war, besonders dann, wenn man durch Bewuchszonen fuhr, also vermieden wir das. Wir wollten sowieso weg von den Pflanzen, doch das war nicht so einfach. Wir fuhren an einer Tonne vorbei, und kreuzten somit eine Piste. Etwa 200 m links von einem Feld mit dichteren Bewuchs, an dem die Piste links und rechts vorbei führte, blieben wir stehen, 14 Kilometer trennten uns von der Straße. Wir wußten zwar nicht, wohin die Piste führte, aber es würde schon niemand vorbeifahren - dachten wir wieder mal.

Das Nachtlager wieder mit Isomatten, und eine schöne Feuerstelle wurden errichtet, denn wir hatten ja noch Holz auf dem Gepäckträger.

 


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