Libyentour 1999
Samstag, 11. September

Erst schoß in 300 m Entfernung ein uralter LKW an uns vorüber. Das war schon mal ein Grund zum Aufstehen. Wenige Minuten später kam wieder ein Toyota-Pritschenwagen. Dieser hielt direkt auf uns zu. Zwei Insassen. Sie begrüßten uns und fragten, ob alles in Ordnung sei. Fragten nach dem Woher und dem Wohin, hießen uns Willkommen und dampften dann wieder mit großer Fahrt ab. Und ich war schon mal sehr stolz darauf, daß mein Hand-und-Füß-gestütztes Arabisch für dieses kurze Gespräch ausreichend war. "Saiara" (Auto) und "Muschkila" (Problem) hörte ich aus dem Satz heraus, das reichte.

"Auto Problem?" - "Nein. Mercedes..."

Am späten Vormittag packten wir wieder das Zeug ein und nahmen noch eine Menge Holz mit. In den Ginsterbüschen hatte ein Brotsack gehangen, den wir nun zum Holzsack umfunktionierten. Zurück fuhren wir nicht auf unseren Spuren von gestern abend, sondern auf der Piste. Nur interessehalber.

Wir wußten zwar nicht, wohin sie im Westen führte - wahrscheinlich zu einem Brunnen, einer Farm oder einem Bau- oder Prospektionscamp, doch wir waren uns ziemlich sicher, daß sie im Osten auf die Straße führen mußte, denn sie verlief ungefähr in ostsüdöstliche Richtung. Sie verlief mit etwa 100° bis 150° Grad durch ebenes Terrain, und war angenehm zu befahren, denn sie hatte kaum Wellblech und absolut keine tiefen LKW Spuren.

Eine schöne und wohl nicht besonders oft befahrene Piste.

Vermutlich fährt hier nur eine kleine, begrenzte Anzahl von LKW. Diese Vermutung legt die Beschaffenheit der Piste nahe. Alle benutzen nur die Hauptspur. Spuren, die ins Gelände abweichen gibt es hier kaum. Nach über 25 km erreichten wir die Straße viel weiter östlich von dem Punkt, an dem wir sie verlassen hatten.

Alles war wieder fast trocken, der Himmel war wieder blau, so wie man ihn hier kennt und den restlichen Wasserresten war kein langes Leben beschieden. Bis Schweyrif waren es noch ein paar Stunden. Gariyat wurde passiert und es ging weiter auf der gut asphaltierten Straße durch die Hammada.

Kurz vor Schweyrif. Hier bahnte sich das Wadi seinen weg. Die Straße stand ihm im ein bißchen im Weg.

In Schweyrif blieben wir wieder im Restaurant gegenüber der Tankstelle. Zum 3. Mal in diesem Urlaub. Danach ging es weiter, inzwischen hatte sich die Straße nach Süden gewendet und wir fuhren schon auf der aus Tripolis kommenden, westlichen Nord-Süd-Verbindung. Am späten Nachmittag passierten wir wieder den Posten am Abzweig nach Osten, bei dem wir am ersten Tag gewartet hatten, bis sich der Sandsturm gelegt hatte. Der Polizist muß uns für völlig bescheuert gehalten haben, denn er wunderte sich, daß wir nun schon zum dritten Mal diese Stelle passierten. Doch er hatte ein Mal verpaßt, denn es war schon das vierte Mal. Wir wollten auf die östliche Nord-Süd-Verbindung um, wie gesagt, nach al-Fogaha zu schauen.

Schon einige Kilometer nach dem Posten war das Gelände sehr schön zu befahren. Bald wurde es wieder uneben und daher zogen wir es vor, uns hier einen schönen Nachtplatz zu suchen. Wir fuhren den hohen und steilen Straßendamm hinab und bemühten uns, in etwa Südrichtung einzuhalten. Wir wollten die Strommasten aus dem Blick wissen. Es war schließlich unsere letzte Nacht in der Wüste und es sollte ein schöner Nachtplatz werden. Aber es kam wieder, wie es kommen mußte: Die Entscheidung darüber, wo wir über Nacht blieben fällte ein Reifen, und ihm gefiel es bei den Masten.

Und ich dachte immer, Michelin-Reifen wären gut.
Kann gar nicht sein, sind ja Made in France.

Es war vollbracht. Jetzt hatten wir von ursprünglich sieben noch vier teilweise brauchbare Reifen. Von diesen vier waren zwei schon angeschlagen. Der 14"er vorne verlor langsam Luft, weil der Flicken sich schon auflöste und der Hankook entwich die Luft hörbar. Das Reifenwechseln ließ ich für heute bleiben. Als es dunkel wurde und sich im Nordosten am Horizont ein heller Schein zeigte, wußten wir, daß wir nicht weit vom Polizeiposten entfernt waren. Toller Nachtplatz.


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