Libyentour 1999
Samstag, 4. September

Um halb Acht stiefelten wir los zum Wadi. Ohne Auto... Dort besichtigten wir die Felsgravuren, die wir nicht auf Anhieb fanden. Almut und ich gingen nach dem GPS, in das die Koordinaten eingegeben worden waren und das uns direkt hinführen sollte, Harri schlenderte gemütlich auf dem Stück, das ihm am einfachsten erschien, die Schuhe über die Schultern gehängt, in die Richtung, in die wir auch gingen. Wir fanden absolut nichts. Erst, als Harri leise meinte: "Ich glaub, ich hab eins gefunden", bekamen wir die Zeichnungen zu sehen.

Drei davon, eine auf jedem Felsbrocken jeweils auf der dem Betrachter zugewandten Seite. Alle etwas bis sehr schlecht zu erkennen.
Als Größenvergleich das Garmin GPS 12.

Bevor es zu heiß wurde gingen wir zum Auto zurück. Meine Beifahrer mit Autoschlüssel auf der Bulldozerpiste und ich mit GPS querfeldein und trotzdem lieber mal verlaufen. Orientierungsidiot bleibt Orientierungsidiot, da hilft kein GPS und sonst auch nichts. Der schwarze Untergrund schien die Hitze noch zu verstärken. Durst! Ich habe mal in einem schlechten Western gesehen, daß man einen Stein in den Mund nehmen soll, damit der Durst gelindert wird. Ich wollte das gleich mal ausprobieren und suchte einen kleinen runden Stein, doch der schmeckte salzig, wie alles hier.
Um 10:15 Uhr trafen wir uns wieder am Auto. Ich war vor den anderen da und sie fanden mich halb unter der Karre auf dem Boden liegend um den letzten Rest Schatten noch auszunützen. Sonst gab es weit und breit keinen und auch der würde bald verschwunden sein.

Eine halbe Stunde später waren wir auf dem Rückweg nach Germa. Von dort aus sollte es langsam wieder in Richtung Tripolis gehen, denn am 6. wollten wir die Parade sehen. Das Stück bis zum Abstieg ging abgesehen vom Durst problemlos. Die anderen gaben sich mit Wasser zufrieden, ich konnte nur an eine kalte Maß Spezi denken. Almuts Ansprüche waren deutlich niedriger. Sie trank das Wasser, das jetzt noch recht kühl war und meinte nur, eine Ziegenhaut oder eine kleine Amphore, wie man sie an der Stoßstange eines jeden libyschen LKW sah, würde schon genügen.
Als wir uns dem Abstieg näherten machten wir ein unidentifizierbares Etwas kurz hinter der Hangkante aus. Es war groß und rot. Wir hielten darauf zu. "Ein eingesandeter LKW? Was will der hier? Da ist doch nichts. Vielleicht einer von den Verrückten von Vorgestern..."

Es war ein 26-Tonner Mercedes-Benz von Rotel Tours, "20-Sitzer Allradbus kombiniert für Reisen fernab aller Touristenpfade", der sich trotz Sechsradantrieb kurz festgefahren hatte, genau an der selben Stelle an der wir auch versackt waren. Kurze Begrüßung und ein Photo, eine dumme Bemerkung von einem Touri im Hawaiihemd: "Ihr trauts euch was mit dem Auto." -"Mei, Mooh! Buddel Di doch ei..."

Wir mußten nun das Plateau wieder hinunter. Das sollte nicht schwer sein, denn bergab läßt sich viel mit Geschwindigkeit ausgleichen. Klappte vorzüglich, auch wenn ich erst als wir schon unten waren bemerkte, daß ich vergessen hatte, die Feststellbremse zu lösen. Konnte man ja jetzt immer noch nachholen. Wir waren wieder am Posten el-Elaouen. Wir bekamen unsere Pässe zurück und füllten den Brauchwasserkanister auf. Das Wasser war klar und kühl und ich hatte so einen Durst, daß selbst ich nicht widerstehen konnte, davon zu trinken.

Einige Augenblicke nach verlassen des Postens fiel mir auf, daß ich soeben mit dem Rotel-Tours-Bus die wahrscheinlich einzige Gelegenheit sausen ließ, in Libyen an ein kaltes Spezi zu kommen. Wenn man die Prospekte von Rotel kennt, kann man davon ausgehen, daß ein Kühlschrank zur Grundausstattung gehört und ein Bus aus Bayern (Passauer Kennzeichen), der kein Spezi dabeihat kann nicht aus Bayern sein. Das ärgerte mich sehr, daß ich das Trinken vor lauter Laß-mich-auch-noch-mit, den Wald vor lauter Bäumen nicht sah. Es ist etwa so, als ob man sechs Richtige im Lotto hat, aber vergessen hat, den Schein abzugeben.

Die Jungs von diesem einsamen Posten mitten in der Pampa.

Sie bleiben eine Woche hier und werden dann abgelöst. Der Chef im Tarnanzug sagte, das wäre der erste Mercedes PKW, den er hier sah. Tja, wenn man nicht genau gewußt hätte, daß ein paar Tage zuvor schon ein Schweizer mit einem Opel Combo genau hier vorbeigefahren war, hätte man das glatt als Anerkennung für eine besondere Leistung verstehen können.

Auf dem Rückweg kamen wir wieder an den Silos vorbei, bogen nach links auf die Straße ab und verließen sie gleich wieder, da etwas seitab versetzt eine Piste verlief, die genau in die Richtung führte, in die das GPS wies, nämlich nach Germa. Hier kam man schon wesentlich besser voran. Leider hörte sie nach einer Weile auf und wir mußten unseren Weg auf Rohasphalt fortsetzen. In Germa angekommen vernichtete ich zwei 0,5er Flaschen Mirinda und legte mir eine 1,5 l Flasche Pepsi als Vorrat für die nächste Stunde an. Zurück fuhren wir über Murzuq.

Zebrastreifen habe ich in Libyen nur in Tripolis und dort auch nur auf dem Grünen Platz gesehen. "Reine Dekoration", denn es läuft und fährt sowieso jeder, wie er es für richtig hält, so wie diese Gesellen hier.

Leider gab es dort nichts zu sehen und deshalb fuhren wir auch ohne Aufenthalt durch und über Traghan und Ghoddua wieder nach Norden. Bei Brak wurden Nudeln, Cigaretten, Tomatenmark (ich dachte, es wäre Tomatensoße) und selbstverständlich große kalte Mirinda gekauft. Übernachtung am klassischen Nachtplatz in der Hammada al-Hammra. Seitdem ist auch dort eine Feuerstelle eingerichtet, für den Fall, daß wir wieder mal vorbeikommen. Es wurde gekocht, nur wollten die 250g Tomatenmark nicht so recht zu meinen 250g Nudeln passen. Die anderen verzichteten auf die "Tomatensoße" und lachten sich nur kaputt. Ich fand bald heraus, warum. Essen konnte man das nicht. Scheisendreck! Naja... verhungern muß in Libyen ja keiner. Höchstens hungrig schlafengehen.


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