Libyentour 1999
Sonntag, 5. September

Wir fuhren die gleiche Strecke, wie im Vorjahr: Aus der Tiefe der Hammada nach Sabrata. Und wie im Vorjahr so verfuhren wir uns auch heuer wieder in der Gegend um Yfren. Frau konnte zwar die ausschließlich in arabisch beschrifteten Schilder prächtig lesen, doch was nützte das, wenn keine Schilder aufgestellt waren? Aber war nicht schlimm, denn wie im Vorjahr, so erreichten wir auch an diesem Tag die Jugendherberge in Sabrata. Wieder waren keine Zimmer frei, denn es waren anläßlich der Feierlichkeiten Gruppen aus Eritrea, Senegal und Burkina Faso hier untergebracht. Wir bekamen wieder ein Personalzimmer. Zwei Betten. Genau richtig, denn ich teilte dem Chef, der für einen Libyer außergewöhnlich gut Englisch und Französisch spricht, gleich Eingangs mit, daß ich im Auto schlafen würde. Nur die Dusche wollte ich benutzen. Zuvor gingen wir aber noch in den Ort um irgendwo etwas zu Essen. Mit dem Kamelfleisch war es wieder nichts. Schade! Danach zurück zur Jugendherberge, erstmal duschen. Danach machte ich mich auf den Weg zum Auto. Auf dem Weg aus dem Zimmer dorthin blieb ich noch kurz, um einen Tee, der mir angeboten wurde zu trinken, als die aus Tripolis zurückkehrenden Senegalesen ihre Party in der Jugendherberge fortsetzten. Die Leute aus Eritrea gesellten sich hinzu, es gab Popcorn, Tee und alles war afrikanisch laut, aber nicht übel. Ich weiß nicht, inwieweit die anderen beiden meine Meinung teilen, denn sie wollten eigentlich schlafen... Irgend ein Senegalese zog aus irgeneinem Eck echte afrikanische Bongos hervor und begann darauf herumzutrommeln. Neger haben ein ausgeprägten Sinn für musikalischen Rythmus, das die Weißen nie erlernen können. Zumindest hat das mal jemand gesagt und es sah auch so aus.

Der Herbergsvater - auch er hieß, wie fast alle Libyer "Mohammed" - ist ein angenehmer Zeitgenosse. Es ist sehr ungewöhnlich, wenn man einen Libyer mit Fremdsprachenkenntnissen trifft. Dieser konnte gleich zwei, nämlich Englisch und Französisch und das nicht einmal schlecht. An der deutschen Sprache arbeite er noch, aber "is serr schwerr". Er hatte sich die Sprachen im Selbststudium beigebracht. Wir redeten über dies und jenes. Er sagte, es finde es falsch, daß die Regierung Englisch aus dem Schulprogramm genommen habe, "because you must make a difference between the language and the politics". Er hatte eine aus meiner Sicht verständliche Abneigung gegen die Regierungen der Westmächte, besonders gegen die der USA, hatte er doch den völlig unmotivierten Angriff der USAAF auf Tripolis miterlebt. Amerikaner kenne er nicht, gibt hier wohl keine, und mit englischen, deutschen und französischen Touristen hätte er nie schlechte Erfahrungen gemacht, weshalb er über die Bevölkerung der westlichen Nationen nichts schlechtes sagen könne, auch hier müsse man unterscheiden. Er übernahm auch die Funktion des Dolmetschers, als ich versuchte, mich mit den Senegalesen zu unterhalten. Funktionierte bestens.


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© by Markus Besold