Libyentour 1999
Dienstag, 24. August

Der Untergrund war hier doch etwas seltsam. Oben hart und kurz unter der harten Schicht etwas weich. Die Spuren des Daimler waren ungewöhnlich tief, aber versacken würden wir schon nicht, wenn er erstmal wieder in Fahrt kam. Wenn doch, dann hieß es Sandbleche einsetzen. Doch glücklicherweise blieb uns das erspart.

"Abfahrbereitschaft herstellen..."

Auf dem Weg zur Straße kamen wir an einem Kamelgerippe vorbei. Was muß das für ein Vorzeigetolpatsch gewesen sein, der das Kamel hier, meilenweit von der Straße entfernt, zusammengefahren hat? Der Schädel war unbrauchbar, das Unterkiefer ging mit. Dem Kamelkopf vom letzten jahr fehlte noch das Unterkiefer.

Mein Lackiermeister in der Schreinerei hat mal gesagt: "Besold, Du bist so ein Tolpatsch, stell Dir eine riesige Halle vor, in der ein einziges Streichholz am Boden liegt, dann bist Du der, was garantiert drüberstolpert." Mag sein, daß er nicht Unrecht hatte, aber hier hab ich dann meinen Meister gefunden...

Die Reste eines Kamels. Mit der Kamera muß ich noch etwas üben, der Kontrast ist ja grauenhaft...

Es wurde den ganzen Tag gefahren, doch aufgrund zweier Stopps an Wüsten-Cafés kamen wir nur 427 km voran. Was soll's. Es gibt keine Eile... In Libyen ist es scheinbar Mode die Haube beim Parken zu öffnen. Ich passte mich natürlich den Landessitten an; man will ja nicht aus der Rolle fallen. Diese Kafees sind echt nett, nur servieren die keine kalten Getränke und das ist natürlich für mich ein wichtiges Kriterium. Irgendwie scheinen bei der Hitze die Kühlschränke zu streiken, was man bekommt ist eine nasse Flasche lauwarmer Orangenlimo.

Beim zweiten Café sandete ich gleich beim Einparken ein. Zum ersten mal auf dieser Reise. Ich ließ die Karre aber stecken und begab mich ins Lokal, wo ein Film mit Jean-Claude van Damme auf Ami-Englisch lief. Das ist amerikanische Filmkunst. Das mag ich. Ist international verständlich. Nicht einmal arabische Untertitel waren für das Begreifen der Handlung nötig, denn außer Patscherei gab es davon nicht viel.

Vor dem ersten Café.

Als der Film vorbei und das Auto ausgebuddelt waren, fuhren wir weiter. Die Sonne war bereits untergegangen und wir mußten uns einen Nachtplatz bei Dunkelheit suchen. Einige Libyer, die mit zwei Peugeots am Straßenrand standen, fragten nach Wasser für den Kühler. Ruckzuck war der eben aufgefüllte 20 Liter Brauchwasserkanister leer. Sie sagten uns, die Straße sei "Ali Baba" und es wäre nicht gut, sie bei Dunkelheit zu befahren, meinten aber, daß sie nur französische Autos hätten, wir aber ein deutsches, mit dem man sicher besser vorankäme.

Was uns jedoch etwas mehr sorgen bereitete als die Straße selbst, war das Gelände drumherum. Der Boden in der Umgebung schien tiefsandig und extrem weich zu sein. Da man von der Topographie aufgrund mangehafter Lichtverhältnisse schon bald nichts mehr sah, erkundeten wir (also Almut und Harri) einige male das Gelände zu Fuß und mußten feststellen, daß der Boden überall sehr weich war. Nach der dritten erfolglosen Erkundung wagten wir einen Versuch. Anlauf quer über die Straße, Vollgas und hinein in den Sandkasten. Dann ein kleiner Fahrfehler: 2. Gang und damit Schubunterbrechung. Zurück in den 1. Gang, aber es half nichts mehr - Blubb - wir saßen fest, und zwar bis zur Achse. Nach fast 3 Stunden Buddeln kamen wir Sandblech vor Sandblech setzend zurück auf die Straße. Das Kühlwasser kochte. "Scheißdreck!", mehr fiel mir dazu nicht ein. Die Zauberformel für Sand (Luft raus aus den Reifen) war uns zwar wohlbekannt, doch aus irgendwelchen unerklärlichen Gründen dachte keiner daran, diesen Trick anzuwenden. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? Kurz nach Mitternacht fuhren wir auf einen geschotterten LKW-Rastplatz und übernachteten dort.

In eingesandetem Zustand vor dem zweiten Café.

 


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