Libyentour 1999
Mittwoch, 18. August 1999

Ich sah mir die Gegend bei Tageslicht an. Fuhr etwas hin und her. Da der Untergrund extrem gut befahrbar war und eine relativ hohe Geschwindigkeit erlaubte, die nur ab und zu von Querrillen gebremst wurde, beschlossen wir hier abzukürzen und abseits der Straßen und Pisten mitten durch die Wüste zu fahren.

Eintrag aus dem KTB: "10:10 Uhr: Aufbruch"

Unsere Route Nr.3, Göttlers "A21: Durchquerung der Sarir al Qattusah" wurde nun als erste Piste unter die Räder genommen. Auszug aus der Beschreibung: "Gelände- und Pistenstrecke diagonal zu vorhandenen, aber praktisch nicht befahrenen Pisten in einsamer Kieswüste. Einfach zu befahren, Risiko nur in der abseitigen Lage." Wo diese "abseitige Lage" sein soll, wußte wohl nur Göttler allein - wir jedenfalls fanden sie nicht.

Lag vielleicht daran, daß wir nicht so gefahren sind, wie es geschrieben steht, sondern unseren eigenen Weg frei durchs Gelände fuhren und der Einstiegspunkt im Reiseführer etwa 150 km weiter im Westen lag, so daß wir querfeldein irgendein geheimnisvolles Msalla ansteuerten, wo sich unser Weg und die im Reiseführer beschriebene Route kreuzen mußten. Wir hielten schnurstracks auf unser Ziel zu. Es fährt sich hervorragend, wie auf einem riesigen Perserteppich. Das ist ein Fahren, so sollte es immer sein...

Genau voraus sollte in etwa 40 Kilometern ein Etwas namens Msalla auftauchen - oder auch nicht, das würde sich zeigen.

Die Koordinaten wurden natürlich dem Reiseführer entnommen und wir konnten nur hoffen, daß das Gelände befahrbar blieb, ansonsten blieb der Rückweg. Es ist ein Gefühl, als ob man tatsächlich auf einem Schiff unterwegs ist: Weit und breit nichts zu sehen außer Kies. Harri wurde zum Obersteuermann ernannt und gab laufend Kursberichtigungen durch. Generalkurs 352°, halbe Fahrt voraus, die Hügel können für leichten Seegang stehen und die von uns produzierte und bestimmt auf Meilen sichtbare Staubwolke für die schiffstypische Rauchfahne. Man fährt nicht nach Markierungen oder entlang einer festen Route, sondern nach Himmelsrichtung und Gradangaben. Alles, was hier einmal versucht hat zu wachsen, kam nicht weit. Nur weiße, verdorrte Äste zeigten sich einzeln ab und zu beim Durchfahren einiger Mulden. Wir sahen weder eine "Hofra-Senke" noch überquerten wir eine dammartige Trasse, die von Sebha nach Timsah führen soll, doch das störte uns nicht.

Wir hielten stur auf unser Msalla zu. Ab und zu querten wir etwas weichere Stellen, was man daran merkte, daß das Auto leicht abgebremst wurde und hinter der Heckscheibe alles weiß wurde, weil sich die ohnehin schon dichte Staubfahne schlagartig in eine undurchdringliche Wand verwandelte. Aber vom Eingraben waren wir noch weit entfernt. Dazu passierten wir die kurzen Stellen zu schnell.
Von dem mysteriösen Msalla war natürlich auch nichts zu sehen, als wir es laut GPS erreicht haben mußten. Genau das hatten wir auch erwartet, denn im Reiseführer heißt es: "Mulde und Mauerreste waren jedoch so unscheinbar, daß es schwerfällt, eine solche Beiläufigkeit als einen kartographisch derart hervorgehobenen Punkt auf einer Karte im Maßstab 1:1 Mio. zu akzeptieren." Und wenn Göttler schon so schreibt, wußte ich vorher bereits, daß wir Greenhorns absolut nichts davon sehen würden.

Das ist also, wie man deutlich erkannen kann, das berühmte Msalla, von dem wir alle in der Schule so viel gelesen und gehört hatten. Es war schon berühmt zu Zeiten Methusalems und wurde wohl von den Inkas erbaut, was am typischen Terassenbau... Mit anderen Worten: Hier ist definitiv nichts zu sehen...

Mit viel Phantasie läßt sich die "Mulde" erkennen, die jedoch nur eine von unzähligen auf dem Weg hierher ist. Und um die Mauerreste zu erkennen, braucht man womöglich eine wissenschaftliche Ausbildung als Diplomarchäologe und viel Phantasie. Wenigstens hatten wir jetzt wieder eine Richtschnur, denn wir waren jetzt auf der A21 - immer vorausgesetzt, das war tatsächlich dieses Masalla, aber GPS und Beschreibung stimmten überein. Der nächste Punkt lag im Südwesten, doch wir mußten definitiv nach Nordnordosten. Was also tun? Umdrehen kam bei diesem schönen Boden weniger in Frage.

Es bestand auch gar kein Grund, denn es lief fast zu gut. Wir hatten unter den bestehenden Voraussetzungen Treibstoff und Proviant für mindestens zwei Tage Betrieb, konnten uns also nach Herzenslust verfahren, daher beschlossen wir, den übernächsten Punkt, einen Pfosten mit einem Vermessungspunkt, der bereits an der Piste lag, anzusteuern und hofften, daß das Gelände weiterhin mitspielen würde. Das tat es, auch wenn es zwischendurch auch mal ein bißchen steinig und uneben wurde. Hier konnte man ein bißchen Erfahrung sammeln. Das ist vor allem dann angebracht, wenn man absolut gar keine solche hat.

Hier wurde der Kies etwas gröber, doch das Gelände war
immer noch bestens befahrbar.

Es war, wie immer am Vormittag, angenehm kühl (höchstens 25° - schätze ich) und wir fuhren mit offenen Fenstern über weiße Kalksteinflächen, so stelle ich mir jedenfalls Kalkstein vor - weiß und spröde - es klirrte und knirschte unter den Rädern und alles hörte sich an, als würde man über Glasscherben fahren.

Ein paar stärkere Bremsungen deckten uns des öfteren mit Kies und natürlich mit Staub ein, aber es ist mir ein Rätsel, wie beim Bremsen Kies in den Innenraum gelangen kann. Fliegt das Zeug etwa um die Ecke?

Ab und zu mußten ein paar Brocken zur Seite getragen... ...und ein paar steinige Hügel passiert werden.

Das räumen der "Fahrbahn" war nicht allzu anstrengend, zumal das hauptsächlich Almut und Harri erledigten und ich nur ab und zu ausstieg, um festzustellen, was weggeräumt werden muß und was liegenbleiben kann. Es waren keine wirklichen Hindernisse.
Zuversichtlich stimmte die Tatsache, daß wir tatsächlich über weite Feinsteinflächen fuhren und am Horizont zeigte sich auch langsam die Steilstufe des Dor el-Gani, alles so, wie es im Reiseführer steht. Das ist ein wunderbarer Anblick, sozusagen "Land in Sicht". Geschwindigkeiten von 70 - 80 km/h waren streckenweise durchaus ohne jedes Risiko machbar. Man mußte nur auf gelegentliche Querrillen achtgeben, die unerwartet auftauchten und dann rechtzeitig drosseln. Über die Dinger sollte man nicht unbedingt darüberholzen.

Auf dem Bild kann man die Steilstufe leider noch nicht erkennen. Man erkennt jedoch schwach die Spuren zweier Motorräder, eine etwa einen halben Meter links, die andere rechts des Autos.

Diesen Motorradspuren folgten wir nun. Vermutlich waren das Schweizer oder Deutsche, die, wie wir, nach Göttler gefahren sind, denn ich habe nie einen Libyer auf einem Motorrad gesehen, und in dieser Gegend schon gleich gar nicht.
Als wir schon nahe an dem nächsten Wegpunkt waren, mußte ich, von dem mir bis dahin unbekannten Anblick des Dor il-Gani überwältigt, einen Abstecher dorthin machen. Natürlich war dieser Anblick interessanter als der Untergrund, auf dem wir mit etwa 80 km/h fuhren und so sah ich die durch eine aufgewühlte LKW-Spur noch vertiefte Rille erst, als es zu spät war, um zu bremsen. Wie eben erwähnt: über die sollte man nicht unbedingt drüberholzen... Wieder ein Fahrfehler; und gerade solche Sachen sollte man in so einer Gegend vermeiden. Nicht schlimm. Ein Schlag, ein Klirren von richtigem Glas. Aha...wieder mal der Zusatzscheinwerfer rechts unten. Jedes mal... das wurde langsam auch langweilig. Wir querten die Piste, deren Breite an die von amerikanischen Autobahnen erinnerte, die ich allerdings nur vom Fernsehen kenne. Bis zum Beginn eines breiten Tals wurde gefahren.

Dort machten wir eine kleine Teepause. Im Hintergrund erkennt man nun den Dor el-Gani.

Ich stellte die Schäden fest: Außer dem Zusatzscheinwerfer hatte es noch den Kotflügel erwischt, den jetzt ein original Hella-Abdruck ziert und der Unterfahrschutz war leicht verbogen und lag an der Ölwanne an, wodurch der Motor im Leerlauf etwas lauter war als sonst, da er am Metall anschlug.

Meine Versuche, ihn zu reparieren, waren nicht gerade von Erfolg gekrönt. Egal. War nicht so schlimm. "Das nächste Mal passen wir halt auf...", wie der Meister immer zu sagen pflegte. Es ist zwar ärgerlich, aber man kann es als Lehrgeld bezeichnen. "Hinschauen, wo man hinfährt". Gemerkt. Man konnte von hier aus die Piste sehen.

Ein Markierungsfaß, das die Piste kennzeichnet.

Damit werden Pisten markiert und je nach Lust und Laune stehen sie eng beieinander, etwa im Kilometerabstand, oder auch etwas aufgelockert, im 5-km-Abstand, meistens aber unregelmäßig. Man sollte der Spur folgen und immer nach dem nächsten Faß Ausschau halten. Manchmal freilich kann es passieren, daß die Fässer ganz fehlten. Als wir am ersten Vermessungspfosten angekommen waren, zeigte das Gerät automatisch den nächsten eingegebenen Vermessungspunkt an, den wir direkt anzusteuern versuchten, anstatt die Piste zu suchen, die an dieser Stelle etwas undeutlich verläuft und um uns an diese zu halten.

Uns fehlte noch der Blick dafür. Es sah alles gleich aus. Hinzu kam noch, daß wir einen Punkt der Piste erreicht hatten, an der die Spuren auffächern und so war es erst recht nicht leicht, die Hauptspur zu finden. Der simple Grundsatz "Wo Autospuren, da Piste", wollte einfach nicht funktionieren. Entweder es gab keine Autospuren, oder sie verliefen in alle möglichen Richtungen, so daß man nicht auf den Verlauf schließen konnte. Wenn einem nun mal auch die elementarsten Grundlagen der Orientierung fehlen, dann hat man es nicht leicht. Almut hat eine Orientierung, aber sie ist wissenschaftlich, richtet sich nach Sonne, Mond und Sternen und ist daher nicht wirklich brauchbar in diesem Falle. Was man braucht, ist ein Gefühl dafür und sowas hat Almut bekanntlich nicht.

Wir fürchten nicht Hitze und Wüstensand,
Wir trotzen dem Durst und dem Sonnenbrand...

Blieb uns nur das GPS als einzige Instanz. Wenn das Gerät jetzt versagte, dann würde es chaotisch zugehen. Auch das mit den Fässern ist so eine Geschichte für sich. Bei absolut ebener Fläche reicht der Blick etwa 4 - 6 km, sag ich jetzt mal. Doch so eben ist das Gelände hier auch wieder nicht und der Blick reicht höchstens 2 km - sag ich jetzt wieder mal. Spuren sind überall, auch im freien Gelände, auf dem wir hergekommen waren und so machten wir uns nicht die Mühe, abzustimmen, welches Spurenbündel jetzt die Hauptspur ist, sondern fuhren unsere eigenen Wege.

Das Gelände blieb befahrbar, obwohl es von Weitem so aussah, als wäre es das nicht. Wir kamen nicht mehr so flott, doch immer noch ohne Schwierigkeiten voran. Schon nach 8 km wurde es noch ein bißchen komplizierter: Wir standen an einem Abhang, den wir zwar ohne größere Probleme hinunter, aber wohl nie im Leben mehr hochgekommen wären, hätten wir aus irgendwelchen Gründen umkehren müssen. Und diese Gründe zeigten sich schon kurz nach dieser Tiefebenen, denn dort ging es ebenso steil wieder hinauf. Blöd. 200D ist nun mal kein 300GD.

"End of the line..."

Wir hätten es riskieren können, in der Hoffnung, daß das Gelände bis zur Piste besser würde oder umkehren und die Piste beim letzten angesteuerten Punkt suchen. Wir entschieden uns für letzteres, kehrten also um und folgten einfach einem Spurenbündel und zogen den Reiseführer zu Rate. Laut dem sollte die Steilstufe in etwa 2 km Entfernung auf Steuerbord liegen und die Piste in etwa nordnordwestlicher Richtung verlaufen. Dem Vorschlag Harris folgend "Halt Dich ein bißchen weiter links", fanden wir dann doch die Hauptspur. Als wir von der Piste aus den Abhang sahen, an dem wir gestanden hatten, waren wir froh, es nicht gewagt zu haben, denn zwischen uns verlief das tiefe langgezogene Tal, in dem wir wieder hätten zurückfahren müssen, um die Piste zu erreichen und wer weiß, ob das so ohne weiteres geht, ob da nicht vielleicht Weichsand lagert.

Nun konnte nicht mehr viel schief gehen, denn die Piste war gut ausgefahren und blieb bis zum Schluß gut erkennbar. Ein gutes Merkmal einer Hauptspur scheint mir "Wellblech" zu sein. So nennt man im Fachjargon den Belag, der auf einer Piste entsteht, wenn sie viel befahren ist. Es besteht aus leichten, regelmäßigen Bodenwellen, die aussehen wie Wellblech. Daher der Name. Dieses Wellblech ist zwar zuweilen unangenehm, weil alles zu vibrieren anfängt, aber wo Wellblech ist, da kann man fahren, und das ist das Entscheidende.

"He! Mach das Schott dicht, Mensch! Kaggerlagge..."

Es gibt zwei Möglichkeiten, das Wellblech zu "nehmen". Die eine besteht darin, möglichst schnell darüber zu brettern, damit die Räder quasi von einem Wellengipfel auf den nächsten hüpfen, so daß das Tal praktisch übersprungen wird. Dadurch bleibt das Rad praktisch auf einer Höhe und man bekommt von der Vibration nicht so viel mit, da die Frequenz so hoch wird, daß nur ein leichtes Zittern zu spüren ist. Der Nachteil dabei ist, daß das Auto, das in diesem überladenen Zustand sowieso schon sehr träge auf die Lenkbewegungen antwortet, noch zögerlicher den Ruderkommandos nachkommt und daß man bei einem plötzlich auftretenden Hindernis, etwa einer heftigen Bodenwelle, nicht mehr rechtzeitig reagieren kann. Die zweite besteht darin, möglichst langsam über das Wellblech zu fahren, um somit die Täler auszufahren. Dann wippt und schaukelt man eben mit Schleichfahrt dahin. Dies ist die materialschonendere der beiden und dann zu wählen, wenn es keine Eile hat.

Die denkbar schlechteste ist die demokratische Art, mit mittlerer Geschwindigkeit einen "Kompromiß" zwischen den beiden herstellen zu wollen, denn dann springt das Rad vom höchsten Punkt einer Welle genau auf die nächste Schräge und das hört sich an, als würde die Welt untergehen. Es ist so laut, besonders das Oberdeck meldete sich ab und zu lautstark zu Wort. Ich wählte hier ein Zeit lang die erste Methode, einfach um auszutesten, wie weit der Kahn das mitmacht. Wellblech ist ein Gepäckträgerkiller, und wenn der stiften geht, dann muß die schöne zusammengeschnorrte und -geklaute Saharaausrüstung aufgegeben werden. Das muß das Boot abkönnen. Ging prima. Nur beim Beschleunigen, was beim 200D ja bekanntlich eine Zeremonie ist und beim Drosseln faulten uns fast die Ohren ab, daher stellte ich schon bald wieder auf Gemütlich um.

Im Hintergrund ein kleiner Blickfang für die Augen.

Wenn mir einer daheim so ein Bild hingehalten hätte, hätte ich ihm vermutlich geschworen, daß ich den kleinen schnuckeligen Hügel angefahren hätte und dort hochgeklettert wäre um ein Bild zu machen. Das wäre auch ohne weiteres machbar gewesen, eine Sache von zehn Minuten. Aber steht man erst einmal davor, dann kommt man auf so eine Idee gar nicht. Es sieht ja doch alles gleich aus. Und sofort nach ein paar Kilometern war alles wieder so flach wie ein schlecht abgerichtetes Brett. Nur bei genauerem hinsehen und beim Befahren merkte man die Bodenwellen. Wenn man zu schnell darüber fuhr, dann begann das Heck zu schwingen. Auf dem Weg nach Msalla konnte man schneller fahren.

Es war nur eine Frage der Zeit, wann sich am Horizont der Funkturm zeigen würde, der an der Asphaltstraße stand. Bis dahin konnten wir die Piste genießen, "Riadhi" rauchen und Photos schießen. Links und Rechts ein Paar davon.
Eigentlich war die Hauptspur nicht zu übersehen. Und doch hatte sich irgend einer, der nichts zu tun gehabt haben muß, die Mühe gemacht, alle paar Kilometer einen Sandsack auf die Piste zu werfen. Auch eine Art der Pistenmarkierung, wenn auch nicht die sinnvollste. Doch im allgemeinen erkennt man die Pisten unter anderem eben auch an dem Müll, den die Leute hinterlassen, wenn sie hier fahren.

Nach einigen Stunden zeigte sich der Funkturm und wir hielten darauf zu. Die 500 m Sand, von denen im Reiseführer die Rede ist, fanden wir zum Glück nicht und ohne Zwischenfälle standen wir kurz nach 18:00 Uhr nach über 200 km (laut Buch 227 km) Piste auf dem "Flüsterasphalt" der Verbindungsstraße, die die östliche Nord-Süd-Verbindung mit der westlichen im Süden verbindet. 200 km in 8 Stunden. Schnittgeschwindigkeit 25 km/h einschließlich Pause am Dor el-Gani. Alles in allem eine sehr schöne Strecke gerade für Anfänger, finde ich. Zumindest so, wie wir sie gefahren sind, ist sie wesentlich leichter zu machen und um mehr als die Hälfte kürzer als die eigentliche Anfängerpiste, die A8 (Darj - Idri), die später noch teilweise beschrieben wird und von der Göttler schreibt: "Ich beschreibe diese Piste besonders in den Anfangsbereichen sehr detailliert, da ich davon ausgehe, daß sie oft von Sahara-Neulingen, Pisten-Anfängern oder einfach von Reisenden nach längerer Pisten-Abstinenz als erste Piste einer Libyen-Reise in Angriff genommen wird."
Wir waren da: Erstklassiger Flüsterasphalt nach Ost und West und sogar eine zweifarbige Markierung, die niemanden interessiert, weil hier am Tag vielleicht zwei LKW vorbeikommen, wenn überhaupt. Auch hatte sich der libysche Staat die Mühe gemacht, hier ein paar Rastplätze zu errichten, als könnte man nicht einfach quer auf der Straße anhalten. Und Brummifahrer halten ihre Mittagspause hier doch sowieso unter ihren Lastwagen ab.

On the road again...

Auf der Piste blieb die Klimaanlage aus. Erstens war es an diesem Tag relativ kühl geblieben, zweitens muß man den Motor nicht unnötig belasten, drittens will man die Sahara ja auch spüren, ansonsten kann man sie sich auch im Fernsehen oder in schlauen Büchern anschauen und viertens soll man bei eingeschalteter Klimaanlage nicht rauchen. Das hatte natürlich zur Folge, daß ich einen Wahnsinnsdurst hatte. Lauwarmes Wasser trinke ich höchstens, wenn ich vor Durst fast schon erblinde und selbst dann nur, wenn ich gut gelaunt bin. Das war die Begierde, nach der einer im Genuß verschmachtet, wenn ich es richtig verstanden habe, aber das steht woanders. Bis zur nächsten Ortschaft, Souknah, war es noch ein gutes Stück, etwa 250 km. Jetzt eine eiskalte Maß Spezi mit zwei Eiswürfeln, zwei Zitronen- und zwei Limettenscheiben bei 23°C im Luaginsland...
Die drei Stunden bis Souknah zogen sich ins Endlose. Nirgends ein Dorf, eine Tankstelle oder auch nur ein Kühlschrank. Schleifpapier... Im ersten Café in Souknah, in dem eine Gefriertruhe stand, wurde angehalten. Spezi gibt es in ganz Libyen nicht, aber ein 7up tut es zur Not auch. Die Temperatur des Getränks war genau richtig: Leicht über dem Gefrierpunkt, mit kleinen Eisbrocken darin. Das tat gut, auch wenn mein Magen anderer Meinung war. Er konnte sich aber erst nach der dritten oder vierten Flasche durchsetzen und ab da hatte ich nicht mehr das Gefühl, ein paar Flaschen Zitronenlimo, sondern einen halben Kasten Bier hinuntergestürzt zu haben. Alles drehte sich. Darum gibt es in Libyen gibt es keinen Alkohol; es geht auch ohne...
Ein Einheimischer, der unser Auto sah, lud uns zu sich nach Hause ein. Wir nahmen das Angebot an. Dusche, Essen, klimatisiertes Wohnzimmer - konnte alles nicht schaden...


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