Libyentour 1999
Dienstag, 17. August

Wir fuhren in der Früh los in Richtung Timsah oder Tmassah oder Tamassah- spricht jeder anders aus. Auf dem Weg lag Sebha und dort wollten wir die Sache mit dem Dreiecksstempel erledigen. Zwischen Hun und Sebha überholte uns ein 200er im Affenzahn. Ich sag's ja: überall trifft man diese stahlgewordene Unverwüstlichkeit. In Libyen ausschließlich Benziner, fast nur Limousinen und überwiegend den 200 Vergaser. Ungewöhnlich ist nicht der 123er, sondern der einwandfreie optische Zustand dieses Wagens. Die meisten sehen ziemlich fertig aus, wobei hier weniger der Rost als vielmehr die chaotischen Verkehrszustände der Grund sind.

Voran, durch Wüstensand
Und heißen Sonnenbrand...

Mittags Ankunft in Sebha. Wir wollten versuchen, die Einreisestempel zu bekommen, doch auf dem Amt hatte man nicht so richtig Lust, irgendetwas zu tun - wie daheim. Irgendwie gab es keine Marken und der Typ, der das hätte machen sollen, der schlief auf seinem Schreibtisch. Nunja... dann halt nicht. Wir verschoben es auf später. Weiter ging es über Zuwailah nach Timsah. Gegen Nachmittag waren wir dort. Wir wollten zum Wau an-Namous. Von den Einheimischen erhielten wir unterschiedliche Angaben über die Strecke. Die Aussagen reichten von "Mit diesem Auto nicht" bis - nach Erblicken der lückenlosen Saharaausrüstung "No Problem". Doch in einem stimmten sie alle überein: 20 km Sand waren zu bewältigen. Da steh ich nun, ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor.

Nach dem Reiseführer mußten wir mitten durch den Ort, bis der Asphalt aufhörte und "eine Straßenbreite, harte, weißstaubige und mit Wellblech versehene Pistentrasse" begann. So weit so gut. Das fanden wir auch. Wir folgten ihr, wie es geschrieben steht. Doch schon beim nächsten Satz stockten wir. Er lautete: "Kurvig geht es durch Ortsrandbereiche, an Sebkhen vorbei (...), durch Palmgebüsche immer in Richtung Osten und Nordosten." Weder von den Ortsrandbereichen noch von Palmgebüschen war etwas zu sehen. Göttlers Palmbüsche waren wohl inzwischen zu richtigen Palmen von stattlicher Größe herangewachsen. Die Piste hörte auf und alles, was wir sahen, waren Palmen, sie sehr eng beieinander standen und eine geschlossene Mauer bildeten. Um hier weiterzukommen, hätte es eines Pionierbattaillons bedurft. Auch ging es weder nach Ost noch nach Nordost und das GPS zeigte eher auf die Richtung, aus der wir gekommen waren. Also wieder zurück und versuchen nach dem Gerät zu fahren. Wir fanden eine sandige Piste, die wir nun unter die Räder nahmen. Ein Blick auf das GPS verriet, daß diese auch in die falsche Richtung führen würde. Ich zögerte, ging vom Gas, der Sand übernahm das Bremsen und das war schon der erste Fahrfehler, denn nun saßen wir ein bißchen fest. Nicht schlimm, aber mit Rausschaukeln kam man nicht weiter. Ein Einheimischer, der gerade des Wegs kam, half beim Schieben, und erklärte uns gleich noch den Weg, nämlich zurück bis zum Krankenhaus und dann links ab. Hier seien wir völlig falsch, wenn wir zum Wau an-Namus wollten. Also wieder zurück. Wer schon in anderen, besonders in richtig afrikanischen Ländern unterwegs war und glaubt, jetzt wäre Zahlen angesagt, der irrt sich. In Libyen will wohl keiner Geld haben. Zumindest wollte von uns keiner Geld für irgendwelche Dienstleistungen wie Schieben, Auskünfte oder sonstige Hilfe haben. Oft genug nicht einmal dann, wenn man tatsächlich etwas erwerben wollte oder in Anspruch nahm, mit der Bereitschaft, dafür zu zahlen.

Mir war nach etwas Kaltem zu trinken, doch hier in Timsah hatte alles zu und weit und breit war kein Kühlschrank zu sehen. Gut, dann eben dieses komische Zeug aus dem 5 l-Kanister. Das einzige, was dem Auto noch fehlt, ist neben einer Differentialsperre ein Gefrierfach - ach, ja und die Fernseher- / Videokombination. Wir fuhren also den beschriebenen Weg entlang, der wieder in einer Sackgasse endete. Die Einheimischen, die wir dort trafen schickten uns wieder ganz woanders hin. Das war nun genug. Ab. Schluß. Zuerst recht blöd suchen, um dann am Ende festzustellen, daß der Sand doch zu weich ist? Zurück auf den Asphalt und nach Zilla. Das war meine eigene Entscheidung und über die sollte ich mich noch grün und blau ärgern, denn die Piste wäre machbar gewesen. Das wußte ich jedoch zu diesem Zeitpunkt leider noch nicht.
Da die Sonne schon dabei war zu versinken, verließen wir die Straße nordwärts in die Serir al-Gattusah. Der Untergrund war erstaunlich gut befahrbar. Wir fuhren fast 10 km weg von der Straße und bezogen noch vor Sonnenuntergang Stellung. Um uns herum Totenstille. Der Wind hatte sich beruhigt, zumindest für kurze Zeit. Man hörte nichts, es war schon fast beängstigend.

Nachtplatz: N 31° 16.101' / E 21° 49.332'
Zum Abschluß des Tages: Ein Bild fürs gleichnamige Buch.

 


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