Libyentour 1999
Donnerstag, 19. August

Gegen Mittag brachte ich das Auto in eine Werkstatt, wo ich mit einem schweren Hammer den Unterfahrschutz wieder auf seinen Platz brachte. Nun lag er nicht mehr an der Ölwanne an, der zum Glück nichts fehlte.
Den Nachmittag verbrachten wir bei Abubakar. Er studierte in Benghasi Englisch, aber das funktionierte noch nicht so ganz, also mußte die Verständigung über Almut auf Arabisch laufen. Gegessen wurde, wie immer ganz normal: Auf dem Boden. Die Männer setzen sich zusammen und die Frauen oder Kinder tragen ein großes Alutablett daher, auf dem das kleingeschnittene Brot liegt und eine Schüssel steht, in der wiederum sich das eigentliche Essen befindet. Meistens Bohnen, Reis und Hühnchenteile. Jeder sichert sich einen Abschnitt der Schüssel und ißt daraus. Was davon übrigbleibt, bekommen die Frauen, die sich in einem anderen Raum aufhalten. Entsprechend mager fiel das "Tischgespräch" aus, denn Almut fällt unter die Bezeichnung Frau, obwohl sie wenig weibliche Eigenschaften aufweist: Sie kreischt nicht, redet keinen Müll, kann zupacken, verliert nicht gleich die Nerven, wenn das Waschmittel aus ist, hat nicht tonnenweise unnötigen Plunder dabei wie Schminkkoffer, drei verschiedene Duschgels, drei Haarspülungen, drei Kremes für diesen Hauttyp, zwei für jenen, ein Sortiment an Nagellacken, einen Schrankkoffer mit der neuesten Mode und was Weiber für gewöhnlich nicht sonst noch für überflüssiges Zeug mit sich rumschleppen, weil ihnen wieder irgendeine schöne Frau in der Werbung erzählt hat, daß man das unbedingt braucht. Da nützt es auch nichts, wenn man ihnen sagt, daß die Frau in der Werbung nun mal gut aussieht und im Prinzip tragen kann, was sie will, weil sie mit jeder Klamotte gut aussieht und das aber definitiv nicht an dem Getragenen liegt, was man an der angesprochenen Person meist gut nachweisen könnte. Aber ohne Konsum gibt es keinen Wohlstand, hieß es... und ohne Dumme gibt es nicht so viel Konsum. Man muß den Leuten nur irgendeinen Dreck zu verkaufen wissen. Und wenn die Leute meinen, sie bräuchten das Zeug nicht, dann muß man ihnen erzählen, daß sie ohne das nicht weiterleben können, dann kaufen sie es auch. Siehe Sommer- oder Winterschlußverkauf. "Brauchst Du das?" - "Nö, aber is billig..."

Vor dem Auto, das wiederum vor dem Haus der Familie von Abubakar (hintere Reihe, 2.v.r.) steht, der uns freundlichst aufgenommen hatte.

Wir bedankten und verabschiedeten uns, Telephonnummern wurden ausgetauscht. Um 17:00 Uhr verließen wir Souknah in Richtung Osten. Es sollte nach Zilla gehen, wo wir uns auf die B7 wagen wollten.

Wenn ich auch wenig Chancen sah, den Dünencordon im letzten Viertel vor Tazurbu zu bewältigen, schon gar nicht ohne Allradbegleitung, so wollte ich doch bis zum "Interesting Black Mountain" kommen und dort ein Photo schießen.

Das Jabal Waddan.

Zilla selbst erreichten wir ohne Schwierigkeiten. Logisch, ist ja auch alles Asphaltiert und es stand noch genau da, wo es letztes Jahr auch schon stand. Den Pisteneinstieg fanden wir zwar erst beim zweiten Versuch, weil es schon Nacht war, aber die Beschreibung im Reiseführer schien sehr präzise zu sein: Am Schild der Firma Voest Alpine links. Dieses Schild sahen wir erst beim zweiten Mal. Nach genau 13 km stehen wir an dem beschriebenen, durch eine orangerote Tonne markierten Pistenabzweig. Um 23:00 Uhr kamen wir am Pistenbeginn an und übernachteten dort.


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