Spanienurlaub 1996
Samstag, 10. August

Die Abfahrt war für 6:00 Uhr angesetzt, fand aber erst um 6:50 Uhr tatsächlich statt. Wir verließen das Gelände einer Spedition in Gersthofen und nahmen Kurs auf die Autobahn A8 in Richtung Stuttgart. Ich hatte zu dieser Zeit gerade Fahrverbot, saß also nicht selbst am Ruder, sondern Alex. Er wurde von mir kurzerhand zum Obersteuermann ernannt. Wir waren mit zwei Autos unterwegs, dem Daimler und einem BMW 325 tdi, der immerhin schon über 200.000 km auf der Uhr hatte.

Biene, mein damaliger Ausrutscher, wurde dazu verdonnert, meinen Ausweis, den ich (natürlich) vergessen hatte, zu holen. Sie hatte das schnellere Auto und würde uns deshalb in spätestens einer dreiviertel Stunde schon eingeholt haben.
Das geschah dann auch. Wir fuhren nun gemütlich mit Tempo 120 gen Westen, bis Bienchen meinte, sie müßte nun aufs Gas gehen. Natürlich hatte ich mir vorbehalten, nicht nur die Straßenkarte und Navigatoren in meinem Auto zu führen, sondern auch noch das ganze Gepäck (von sechs Personen).
In einem Konvoi gibt immer das langsamste Fahrzeug die Geschwindigkeit an, das wußten schon die Briten als sie im Konvoy schutz vor den Grauen Wölfen suchten. Also egal, wieviele Fahrzeuge der Konvoi auch umfasst, die Geschwindigkeit bestimmt immer der 200D - oder gibt es noch langsamere Motorfahrzeuge? Da Binchen gelegentlich gerne damit prahlte, daß sie eine Engländerin sei, war es umso verwunderlicher, daß ihr das unbekannt war. Nein. Sie mußte beweisen, daß ihr Auto 180 km/h fahren konnte - und verfuhr sich prompt. Sie hatte den Satz "wir fahren über Karlsruhe" mit "wir fahren durch Karlsruhe" verwechselt und ich hatte mit einem kleinen Trick etwas nachgeholfen. Ein 2,5l Turbodiesel ersetzt halt das Hirn nicht und "auf Bananen kann ich nicht navigieren".

Alex, Iris, Krohne und der Autor auf einem Rastplatz kurz hinter Karlsruhe. Hier warten wir eine geschlagene Stunde auf Frl. Biene... ...das dann auch tatsächlich noch im gleichen Jahr eintrifft.

Danach konnten wir die Fahrt fortsetzen. Klar war ich schuld. Wer denn sonst? Was muß ich auch so langsam fahren... Einige Millimeter nach der Grenze wurde Fahrerwechsel vorgenommen. Ich saß wieder fest im Sattel.
Weiter ging es über Straßburg, Nancy und Dijon. Die Hitze wurde immer stärker und ich hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine Klimaanlage. Was hätte ich nur darum gegeben. Anders sah es im BMW aus. Der hatte eine solche und die Insassinnen machten einen munteren Eindruck. Etwa um 16:00 Uhr hatten wir Lyon passiert und legten eine kleine Mittagspause ein. Danach rumpelten wir gleich weiter über Valence, Nîmes, Montpellier, Perpignan und waren kurz nach 21:00 Uhr an der spanischen Grenze. Wir fuhren noch nach Girona, wo wir um 22:30 Uhr eintrafen und blieben hier über Nacht in einem Hotel, wo wir mit Mühe und Not noch ein 6er Zimmer bekamen. Der Tageskilometerzähler sagte uns, daß wir seit der Abfahrt 1.246 km zurückgelegt hatten. Das war bis zu diesem Zeitpunkt die längste Fahrt meines Boliden aber auch meine erste größere Autofahrt überhaupt. Das ist auch der einzige Grund, warum ich über diese ganz und gar unspektakuläre Kaffefahrt mit dem dazugehörigen Klatsch und Tratsch überhaupt einen Reisebericht verfasse. Damals waren das für mich noch lange Strecken, aber der Daimler sah das nicht so, denn er lief wie immer, wie ein schweizer Uhrwerk, so daß es darüber eigentlich nicht viel zu schreiben gibt. Aber so fing alles an.


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