Libyen 2008 / 2009
Dienstag, 6. Januar

Da mein Vater den Benz nicht rausrückte und der Blaue bei der Kälte nicht ansprang, fuhren wir mit dem Smart nach Spanien. Es sei jedem davon abgeraten. Nicht nur muß man auf den Großteil des Gepäcks verzichten, auch sorgt das bißchen Gepäck, das man mitnimmt dafür, daß man den Sitz nicht zurückdrehen kann. Aber egal wie, Hauptsache raus aus diesem Dreck. Also für jemanden, der noch nie auch nur eine Parkbank beschmiert hat, hab ich eine ganz stattliche Akte. Das Witzige dabei ist, daß mir nie ein einziger Bulle je in die Quere gekommen ist, als ich etwas getan habe, das viellciht wirklich illegal war. Die Nullacht besaß ich jahrelang, karrte sie durch drei Kontinente, über das große Meer, nie ist etwas passiert. Zehn Millionen legale Feuerwaffen gibt es in Deutschland, dazu kommen dreißig Millionen illegale. Und alleine das sagt schon alles. Wer nicht merk, daß da was gewaltig schief läuft, der ist entweder behindert oder Bulle, vielleicht beides. Aber wehe man rennt bei rot in der Nacht über die Ampel. Dann kommen die Möchtegern-Cowboys mit gezogener Dienstwaffe von allen Seiten angeschossen. Ich bin nie besonders traurig, wenn ich höre, daß sie irgendeinen Mitbürger verhaftet haben, weil er Mülltonnen ungeschmissen hat und dem kommt dann die brillante Idee, dem einen Bullen die Dienstwaffe abzunehmen und dem anderen damit eine Kugel in den hohlen Schädel zu jagen. Ich hätte zu sowas nie den Mumm - zumindest nicht da, wo das Gesindel heimvorteil hat... Doch nun genug davon, wir waren über Nacht gefahren und am Morgen waren wir in Spanien. Nur das Auto fehlte, alles andere war super.

Als Ersatz für den Daimler, der diesmal zuhause bleiben mußte...

Wir blieben die ganze Woche und machten die Jacht wieder seetüchtig. Zwei Tonnen Wasser waren hineingelaufen und keiner wußte, wo das Leck sich befand. Nur soviel stand fest: Es kam nicht vom Kiel, sondern wohl von Deck, denn es war nicht salzig. Wir benötigten eine knappe halbe Stunde, um das Problem zu finden: Es war kein Leck, sondern nur eine kaputte Schelle. Dafür müssen wir uns in diesem beschissenen Smart aus Deutschland hierherquälen. Den Rest der Woche verbrachten wir damit, klarschiff zu machen. Das dauerte eine Weile, denn da stand seit Wochen das Wasser drin.

Die Hafenarbeiter erinnerten mich irgendwie stark an meine Mexikaner aus Kalifornien, nur die Mundart war etwas gewöhnungsbedürftig. Und zu mir sagten sie, ich würde reden wie eine Walt-Disney-Figur. Liegt wohl daran, daß die Walt-Disney-Filme drüben synchronisiert werden und darum das mexikanische Spanisch reden. Hier gab es keine Chelas, keine Gueys, keine Chapos und auch keine Vatos. Dafür benutzen sie irgendwelche Ausdrücke, für die mir immer nur die Bezeichnung "mittelalterlich" einfiel. Obwohl es hier recht schön war, hält es keinen Vergleich zu einer gepflegten Buastelle in meinem geliebten Kalifornien. Mir fehlten die Mexis, ich arbeite nicht gern ohne sie. Die verstehen es, selbst bei der Arbeit - die ja nicht viel mit Spaß zu tun hat, sonst würde sie nicht so heißen - für gute Stimmung sorgen und vor allem für guten Sound. Hier eine Kostprobe zum Abschluß:

"El Centenario" by Los Tucanes de Tijuana

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© by Markus Besold