In der Heimat, in der Heimat...
Freitag, 26. März 2004

Die Heimfahrt übernahm dann ich. Es muß gefahren werden, das kann ich nicht ändern. "Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir." Angeworfen den Motor und auf geht's. Mitten in der Nacht.
Welch ein Unterschied zum amerikanischen Highway! Hier geht einfach nichts voran, auch nicht mitten in der Nacht. Höchstgeschwindigkeit 80 wegen Straßenschäden. "Schäden... das stimmt, aber die liegen ganz wo anders...", war mein Kommentar dazu. Dann 120 wegen Lärmschutz und auf der B17, auf meiner Straße, über die 1996 der Benz schon rollte, bevor sie offiziell eröffnet war (da damals kein anderes Auto außer mir dort fuhr, gab es auch keine Geschwindigkeitbeschränkung), da ist jetzt 60 km/h. Auch wegen Lärmschutz. "So ein Unsinn. Wen der Straßenlärm stört, der soll einfach 50 oder 100 Tausend Euro drauflegen und sich ein Haus woanders kaufen. Das regelt alles der Markt, da braucht man keine bescheuerten Beamten, die das vorschreiben, das ist nur ein weiterer unnötiger Kostenpunkt, die sollte man alle an die Wand stellen." Lärmschutz! Wenn ich das schon lese. Ich fuhr hier Nachts entweder mit 120 durch und bremste nur an bestimmten Stellen, wo Radarfallen stehen können, oder ich fuhr zwar 60, aber im zweiten Gang und in unregelmäßigen Abständen hupend, damit es auch anständig laut ist - besonders in den Tunnels. Und hier hat man mich auch am öftesten bei Zuschnellfahren erwischt... Man kann sagen, daß mich diese Straße den Lappen gekostet hat - das Rückgrat gebrochen, sozusagen. Im nachhinein muß ich sagen, war es ganz recht so.
Auf der Autobahn ist es nicht viel anders. Ab und zu kann man mal auf 180 oder 200 beschleunigen, aber das gleicht es einfach nicht aus. Mit einem 200D in Amerika kommt man in 12 Stunden Uhrzeitunabhängig wesentlich weiter, als mit einem Ferrari in der verkrusteten Republik Deutschland, da gehe ich jede Wette ein. Hier in Deutschland kann man einfach nicht konstant seine Geschwindigkeit halten. Nicht zu schreiben von den unzähligen Vollidioten, die die linke Spur nicht räumen, oder die, die schon fünf Kilometer vor einem LKW auf die Überholspur wechseln. Das geht einfach nicht in die deutschen Wasserköpfe hinein. Reißverschlußverfahren wird mit Vordrängeln gleichgesetzt, Beachten des Rechtsfahrgebotes mit Gefahr für die Öffentlichkeit. Ich plädiere nach wie vor dafür, deutsche Autobahnen zur rechtsfreien Zone zu erklären. Und ich hatte mich geirrt, wenn ich glaubte, ein paar Jahre im Ausland würden den Haß, den ich auf dieses autofahrende Volk in der Bundesrepublik habe, mindern. Das funktioniert zwar, aber nur solange man weit weg von diesen Idioten ist. Sobald man sich wieder unter ihnen befindet, da rauscht die Flamme auf mit aller Macht und man wird von dem Gefühl erfaßt, dieser Spottgeburt aus Dreck und Fett, die vor einem auf der linken Spur neben dem LKW auf der rechten Spur herfahren zu müssen meint, sich an die Kehle zu werfen und so lange zuzudrücken, bis es sich nicht mehr bewegt. Alles andere als entspannend. Schon hier wollte ich nur eines: Möglichst schnell wieder heim...
Im ehemaligen Daheim angekommen hatte ich erst wieder das Gefühl wie vor anderthalb Jahren. Nichts hatte sich geändert. Der Kühlschrank war immer noch voll, alles war an seinem Platz, nur mein Bett war weg. Ich ging in den Keller und schlief dort meinen Zeitunterschied aus. Das fiel schwer, es war zwar drei Uhr in der Nacht, aber mir kam es komischerweise vor wie sechs Uhr Nachmitags.

Am nächsten Tag sah die Welt schon ganz anders aus - wie immer, halt. Graue Straßen, man kennt sich aus, man weiß, sich zu bewegen - meint man. Es fehlt das Fremde. Die Türken, die auf allen Straßen lungern sind ja nicht wirklich das, was man als fremd bezeichnen könnte. Was sofort auffällt ist der Unterschied im Umgangston. Jeder ist grimmig, stiert auf dem Boden, an einem vorbei, jeder ist grantig und nicht ansprechbar. Aber das ist mit ein Grund, warum ich die Heimat ließ. Germany must perish, hieß es vor über 60 Jahren. Das war bald geschafft, nun muß auch noch das, was davon übrig ist, den Bach runter gehen. Irgendwas muß hier passieren und bei 80 Millionen wäre es wieder einmal an der Zeit für einen 30-Jährigen Krieg. Es lebt hier zuviel der Schlacke, es muß einmal wieder alles im Hochofen des Kampfes dahinschmelzen, um neu gegossen, geformt und zu einem neuen Gefüge gehämmert zu werden. Der Krieg war immer noch der beste Richter darüber, wer Gesindel ist und wer leben darf. Der Krieg wird nicht umsonst aller Dinge Vater genannt. Er kehrt von Zeit zu Zeit um nachzusehen, ob auch alles nach seinen Vorstellungen läuft, und wenn es irgendwo zuviel wird, dann greift er ein. Europa wurde von ihm schon viel zu lange vernachlässigt, doch er wird umso härter eingreifen müssen.

Vor den heiligen Hallen von Sankt Stephan.
Standesgemäß wird vor die heiligen Pforten gefahren, hinter denen alles begann.
" Sie kehren zu der Quelle in Lieb und Treue hin..."

Die erste Woche war nett, man trifft die alten Kameraden wieder, die teuren Freunde, man läßt die alten Zeiten wieder aufleben. Zumindest versucht man es. Es wird nie klappen. Auch nicht vor der alten Schule. Wie oft bin ich langgeschritten? Jeden Morgen, als junger Bursche, fromm, frei, und statt Latein nur Flausen im Kopf.
O, Du alte Schülerherrlichkeit,
Wohin bist Du entschwunden?
Nie kehrst Du wieder gold'ne Zeit
So froh und ungebunden
Vergeben blicke ich umher
Ich finde Deine Spur nicht mehr
O ierum, ierum, ierum,
O quae mutatio rerum...

Doch zwischen Freunden ändert sich nichts, da können Zeit und Raum keinen Schaden anrichten. Was wegfällt ist die Schlacke und wer braucht die schon? Wie oft hörte ich schon als Ausrede, jemand könne nicht für längere Zeit verreisen, weil er oder sie seine Freunde dann verlieren würde. Dann muß man sich eben die Mühe machen, sich ein oder zwei richtige Freunde zuzulegen... Aber das steht nun auf einem ganz anderen Blatt.

VISA nimmt hier natürlich keiner - wenn man Glück hat, dann an manchen Tankstellen. Da fiel mir die VISA-Werbung ein. Es wird ein Wüstenbewohner irgendwo in der tiefsten Arabei gezeigt und am Schluß hört man jemanden sagen: "Egal, was die Zukunft bringt. Die Zukunft spricht VISA", oder so ähnlich. Die Frage bleibt offen: Was spricht Deutschland? Das Gefühl, wieder in Destroit zu sein, kam hier und da auf.

Ich wollte mit meinem Computer online gehen, allerdings ohne ständig unter den Schreibtisch kriechen und Kabel umstecken zu müssen. Ich bin schließlich Vagabund und keine Telephonistin. Sag ich zu meinem Alten: "Komm, jetzt, was soll der Geiz? Wir fahren jetzt zu Mediamarkt und kaufen so einen Wireless-Router. Den steck ich an und dann kann hier jeder ins Internet. Und für die Fette kaufen wir für 10 Euro eine Wireless-Netzwerkkarte, dann hat die im Zimmer Internet und ich muß nicht dauernd hier unten alles plattwalzen." Nach diesem sokratischen Diskurs, vorgetragen mit viel Pathos und der mir eigenen Beredtsamkeit, fuhren wir los zu Mediamarkt. Bei dem W210-Plastikbenz sah die Karosserie aus wie ein Hängebauchschwein, weil er immer wieder meine Schwester ans Steuer läßt. "Hab ich Dir nicht gesagt, daß Du einen Anhänger kaufen sollst? Oder zumindest die Fette im Kofferraum transportieren? Das hast jetzt davon. Das Auto ist dafür nicht gebaut - wenn ein Sattelschlepper schon Schwierigkeiten damit hat..." Wir gingen also in diesen Mediamarkt und ich suchte nach den Routern. Nachdem ich nicht fündig geworden war, fragte ich einen Verkäufer. "Entschuldigung, ich brauche einen Router." "Einen was?" "So ein Teil, in das man das DSL-Kabel einsteckt und das dann das Internetsignal in die Luft tut..." "Ach, Sie meinen einen Router!" So ein Schmarrn, dieses Neudeutsch. Das Teil wird Rauter ausgesprochen und nicht Ruhter. Zumindest habe ich noch keinen Ami Ruhter sagen hören. Aber ich habe auch noch nie einen Ami das Mobiltelephon "Handy" nennen hören. Handy heißt "praktisch" oder "griffbereit" und ist ein Adjektiv. Deutsch ist doch so eine schöne Sprache, gerade mit der englischen verglichen, scheint Deutsch geradezu vollkommen. Ich weiß gar nicht, warum man es immer so vergewaltigen muß.
Was bei der Routerjagd herauskam, war am Schluß nur die Feststellung, daß so ein Teil in Deutschland das Dreifache kostet, nämlich 150 € - gleicher Hersteller, gleiches Modell. Und die Netzwerkkarte kostet nicht 10 €, sondern derer 50. "Ist der aus Gold? Ich habe eigentlich einen ganz normalen Plastikrouter gewollt..." "Tut mir Leid, das sind die Preise." "Ja. Das sind Mondpreise... Doch vielen Dank. Ich warte noch 10 Jahre, bis Deutschland aufgeholt hat." Und zu meinem Alten: "Komm, wir gehen, ich seh schon, the situation in this country is far worse than I imagined..." Unter dem Tisch rumkrabbeln wollte ich auch nicht, daher verzichtete ich auf Internet, solange ich in Deutschland war. Sollte eh nicht sehr lange der Fall sein.

Die zweite Woche nutzt man, um Sachen zu tun, die man dort draußen aufschieben mußte, weil man nun mal nicht immer so kann wie man will. Man geht zum Beispiel zum Skifahren. Aber man hat schon diesen Drang zu sagen: "Ist ja alles schön und gut, aber dennoch ist es schon Zeit, daß es wieder hinausgeht." Hier ist nicht mehr mein Platz, ich hatte ihn damals freiwillig geräumt und ihn einfach wieder einzunehmen, das ist nicht einfacher, als da draußen zu versuchen, sich festzusetzen. Hauptsächlich, natürlich, deswegen, weil man selbst ja gar nicht hierbleiben will. Es gibt Besseres auf der Welt...
In der Dritten Woche hat man dann genug, um nicht zu sagen, die Schnauze voll. Dann will man einfach nur weg und dieser Gedanke überlagert alle anderen. "Ich muß hier weg aus diesem Müllhaufen." Dieser Satz wurde schon fast zu meiner Begrüßung. Und man fand wenig Widerworte. Im Grunde wollen viele weg, aber nicht jeder schafft den Absprung. Deutschland ist wohl doch ein bequemes Pflaster. In den USA ist es nicht bequem. Es wird aber für mich schwer, einen Platz zu finden, der bequemer war als Brasilien. Das beschissenste Land von allen, aber für mich persönlich doch das gemütlichste. Keine Arbeit, keine Termine, keine Verpflichtungen. In den Tag hineinleben und sehen, was er bringt. Tank und Magen immer voll, der Herrgot ist ein guter Mann und man braucht sich auch um nichts zu kümmern, es läuft nichts. Weder davon, noch aus dem Ruder, noch daneben. Besser kann man es nicht haben - wenn man nicht gerade so Deutsch ist und weiter denkt, als nur bis zum nächsten Tag. Nichtsdestotrotz - für mich persönlich ist jeder Platz besser als dieser hier. Nur weg, so schnell wie möglich. Und diesmal war es nicht, wie im Jahr zuvor. Diesmal hatte ich mehr oder weniger einen festen Terminplan. Ein paar Wochen hieß diesmal eben "ein paar Wochen". Ich habe in LA zu tun, da lohnt es sich nicht mehr, die Zeit in Deutschland zu vertrödeln, denn in der Zeit kann man Geld verdienen, statt hier rumzusiten und Geld auszugeben. Deutschland ist ein verdammt teures Pflaster mit LA verglichen. Jeden Abend geht ein 50er flöten, ohne, daß man etwas Besonderes gemacht hat. Vielleicht ist es auch nur die Gewißheit, daß am nächsten Tag eben nicht das drei oder vierfache wieder in die Kasse fließt, kann auch sein. Es ist einfach egal, wer nicht unbedingt glaubt, hier sein zu müssen, der soll eben zusehen, daß er fortkommt. Das ist für das Land und für die entsprechende Person am besten.

Und so tat ich es dann auch. Am letzten Abend ging es noch mal traditionshalber ins Café Centro, mitten in der augsburger Innenstadt, da, wo wir gemeinsam vor fast vier Jahren saßen, als es nach Afrika ging. Viele waren nicht mehr da. Der eine in Destroit, der andere in Norwegen, andere wieder waren einfach verschollen, doch der harte Kern, der bleibt. Natürlich konnte ich nicht gehen, ohne meiner teuren Nachbarin Ade zu sagen, also fuhren wir mitten in der Nacht durch das bullenverseuchte Augsburg. Ich bin sonst nie besoffen autogefahren, aber in diesem Falle habe ich es mir erlaubt. Wen es soll erwischt's ja doch...

Anschließend fuhren wir noch beim Scheffe vorbei, um einen letzten Dröhner zu fressen. Anno meinte zu mir: "Genieß diesen Augenblick, denn das ist für die nächste Zeit das letzte mal, daß Du in ein Lokal gehst und kein Wort von dem verstehst, was geredet wird..." Recht hatte er. Da muß man erst nach Deutschland geflogen kommen, um das zu erleben, aber es stimmt. Englisch, Spanisch, das klingt zivilisiert, aber bei Türkisch, da setzt es schön langsam aus. Aber die jüngeren Generationen werden damit wohl aufwachsen (müssen).

Rechts: "Beschder Cheffe von ganze Maxstrasse." - So steht es wörtlich im Zertifikat.

Was mich immer aufs neue ärgerte waren die tausend Kleinigkeiten, von denen draußen jeder Deutsche spricht, die man aber in Laufe der Zeit aus der Erinnerung tilgt, genau die, die einem das Dasein hier verleiden. Kein Wunder, daß hier jeder grantig und maulig ist und daß sich der Deutsche im Allgemeinen so benimmt, als wäre er am Verhungern, während die, die viel mehr zu beklagen haben, manches Mal sogar tatsächlich am Verhungern sind, mit einem Lächeln auf den Lippen immer gutgelaunt und unbeschwert auf und ab laufen, daß man sich einfach fragen muß, ob die Menschheit ob ihres eigenen brillianten Verstandes dem Wahn verfallen sei. Diese Kleinigkeiten mu ß man nicht im Einzelnen aufzählen. Um eine treffende Beschreibung dieses Provinznestes Augsburg zu bewerkstelligen, halte man es der Einfachheit halber mit Goethes Faust:
Allein es ist ein gar zu böser Ort.
Es ist, als hätte niemand nichts zu treiben
Und nichts zu schaffen,
Als auf des Nachbarn Schritt und Tritt zu gaffen,
Und man kommt ins Gered, wie man sich immer stellt.

Es würde das Zusammenleben in dieser morschen und überbevölkerten Republik um einiges erleichtern, wenn die Leutchen hier ihr eigenes Leben hätten. Es scheint wirklich so, als hätte keiner etwas anderes zu tun, als darauf zu achten, was der andere macht, jeder fühlt sich aufgerufen, sich um seine Mitmenschen zu kümmern - dahingehend, ihn zur Ordnung zu rufen. Kaum einer merkt, daß Recht und Ordnung schon lange im Eimer sind. Angefangen bei den Hilfssheriffs, die über die Verkehrsregeln wachen müssen, über die Wächter über politische Korrektheit, bis hin zu den jammervollen Gestalten, die an Fenstern hängen und darauf warten, daß einer vorbeikommt, der etwas Falsches tut - beim Ausparken eine an sich dafür vorgesehene Stoßstange berührt, beispielsweise. Aber es muß auch jeder wissen, warum man sich so anzieht und nicht anders, und warum man die Frisur so hat und nicht anders, was man denn so arbeitet (meistens die erste Frage, nach der nach dem Namen), warum so und nicht anders. Einfach mal Fresse halten, das eigene Leben zu begutachten und gegebenenfalls instandsetzen wäre weitaus sinnvoller für alle.
Ein Dialog, wie er sein sollte:
"Und was machst Du so?"
"Ich sitze hier und trink mein Bier. Und Du?"
"Nein, ich meine, was Du so arbeitest..."
"Ich arbeite eigentlich gar nichts. Hab mir eine Zeit lang überlegt, mich selbständig zu machen, aber das hat nicht geklappt."
"Hat nicht so geklappt, oder? Wieso nicht?"
"Absatzschwierigkeiten, Zölle usw."
"Mit was wolltest Du Dich selbständig machen?"
"Ich wollte Luftschlösser in Rumänien bauen und die dann in Aserbeidschan verkaufen..."
"Aha... und ernsthaft?"
"Ernsthaft? Was das denn? Achso. Naja, Fakt ist, daß ich eigentlich in meinem Leben bisher nie ernsthaft gearbeitet habe."
"Und von was lebst Du dann?"
"Davon, daß ich nicht fünf Autos und zehn Stereoanlagen brauche und davon, daß mein Alter Herr für zehn arbeitet?"
Spätestens da ist der Frager pikiert. Entweder es bleibt dabei, oder er erzählt, was er alles schon schönes gearbeitet hat. Da hat mal ein bamberger Student einen schönen Satz losgelassen. "Was? Du arbeitest? Ist Dir das nicht peinlich..?"

Und das ist das schöne in Amerika. Jeder soll nach seiner Façon glücklich werden. Es fragt keiner, womit man sein Geld macht. "Make money", sagt der Ami, der Deutsche sagt "verdienen". Dieses Wort kommt von dienen. Das sollte man sich mal durch den Kopf gehen lassen. Machen, hingegen, kommt von schaffen, erbauen, während dienen immer voraussetzt, daß einer über einem steht, dem gedient werden muß. Zwei grundlegend verschiedene Auffassungen. Solange man nicht mit Weibern, Waffen oder Drogen handelt, interessiert es den Ami nicht, wie man zu seinem Geld kommt. Und hat man einen schlauen Weg gefunden, nicht zu arbeiten und trotzdem Geld zu haben - solche Leute findet man in Amerika oft - dann ist das für die Allgemeinheit auch kein großes Problem. Wenn in Deutschland jemand etwas tut, ist es OK. Tut er es anders als die meisten, dann ist er schon von vornherein der Depp. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder er ist schlauer und sein Weg würde zum Erfolg führen oder er ist tatsächlich ein Depp. In Europa bleibt er der Depp, weil er eben dadurch, daß er es nicht so macht, wie die anderen, schon falsch liegt. Kann gar nicht funktionieren. Änderungen werden nur dann übernommen, wenn der Befehl dazu kommt, und Befehle kommen immer von oben. Der Unterschied in Amerika besteht darin, daß man ihn dort machen läßt. Geht es daneben, sein Pech. Funktioniert es, dann wird es ihm anerkannt. Dem Verdienste seine Kronen...


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