Alaska 2003
Donnerstag, 15. Januar 2004

Nach erfolgloser Suche in der Innenstadt, zog ich es vor, auf den Highway zu fahren und dort ein Ketten-Motel zu suchen. Super 8 oder Motel 6. Ich fand dann etwas ähnliches mit billigen Raten in einem Industriegebiet. Es sah recht ordentlich aus. Ich zahlte, parkte das Auto vor der Tür. In der Stadt war ich doch noch satte 155 km gefahren, ohne das überhaupt zu merken. Damit hatte ich nun seit dem letzten Schlaf immerhin 2.259 km zurückgelegt, was allerdings immer noch nicht gereicht hat, um den Marathon von Sintra nach Augsburg im Jahre 1997 zu brechen. Stundenmäßig allerdings schon, waren es damals 34:35 Stunden, so waren es bei dieser Fahrt 36:25 Stunden, wenn man zwei Stunden abzieht, die durch Zeitverschiebung abhandenkamen.
Der Motor blieb am Laufen, das hatte ich mir nun angwöhnt. Es ist ein schöner Klang. Auch, wenn ich heute gewiß kein Gutenachtlied brauchte, um wie ein Stein zu schlafen. Ich ließ mich ins Bett fallen und wachte erst wieder mit dem Telephon auf um 10:30 Uhr. Es war die Rezeption, "Halbe Stunde bis Checkout". Noch ein wenig tippen, duschen, und schon war ich wieder halbwegs fit. Nur unausgeschlafen, aber das konnte ich auf die Schnelle nicht ändern.

Vor dem Hotel.

Wieder zum Studentenwohnheim gefahren, die Sprechanlage versucht, erfolglos, wie immer, dann zur Tankstelle und bei Matthias angerufen. "Rummel?" "Ha! Da bist ja. Wo bist denn?" "Daheim, Detroit, wo bist Du?" "Hier bei der Tankstelle. Ich war gerade unten und hab geklingelt, aber da geht keiner hin." "Ja, das Teil funktioniert nicht, ich komm runter. Wann bisch da?" "Sofort, ich leg auf und fahr los..." Ich legte sofort auf und fuhr los, hatte allerdings ein wenig zu kämpfen mit dem Schneehaufen, auf den ich gefahren war, um nicht extra aussteigen zu müssen. Auf die Weise konnte ich den öffentlichen Fernsprecher vom Fahrersitz aus benutzen. Nach einer Weile hatte sich der Benz von selbst freigeschaufelt und ich fuhr hin. Wir begrüßten uns mit Gelächter und "Servus".

Nun quartierte ich mich hier ein. Blöde Sache, gestern, dumm gelaufen, denn sie waren hier, aber dadurch, daß die Spreche nicht funktioniert und ich nicht hinaufgekommen war, wußte keiner etwas von der Anwesenheit des anderen. AT&T soll der Teufel holen. "Ich muß mein Dreckshandy wieder instandsetzen, sonst gibt's Krawall..." Wir fuhren am späten nachmittag los mit Dilles, einem Kumpel von Matthias, den ich aus eMails kannte. Bei AT&T gab man mir eine neue SIM-Card und freischalten durfte ich sie selber, was bedeutet, daß ich eine Stunde mit dem Telephon am Ohr in der Warteschlange stand. Aber hinterher ging es. Gut, das war erledigt. Man erläuterte mir kurz die Sachlage, als ich fragte, wie es mit der Kriminalität hier aussehe. "Sehr gut, der geht es bestens. schlicht gesat: Detroit ist eine Autostadt, hat von jeher Autos produziert, dann kamen die Japaner mit besseren und billigeren Auto, die Sparsamer sind und gleichzeitig besser fahren, es ging bergab, was blieb waren Arbeitslose. Das Ergebnis haben wir hier." Sicher etwas einfach, aber ich war schon immer ein Freund von einfachen Lösungen.

Am Abend setzten wir uns vor seinen LapTop und schauten uns den Klassiker an, den Film, den wir vor über zehn Jahren fast täglich in unserem Legendären Fernsehkeller angeschaut haben, einen Film, den jeder gesehen haben sollte, der sehr viel zum Verständnis meiner zugegeben etwas wirren Zitate in den Reiseberichten und auch im restlichen Leben beiträgt: "Das Boot", der beste deutsche Nachkriegskriegsfilm. Einfach Pflicht.

Vor der Glotze
Fast wie in alten Zeiten: Das Boot und Spezi.
Mangels Spezi griff man eben auf Bier und Cola zurück...

Immer noch lief der Diesel leicht unrund. Er sprang auch nicht mehr gewohnt schnell an, sondern es bedurfte mehrerer Versuche. Das wird doch wohl nichts Ernsthaftes sein? Die Temperaturen waren nicht mehr so tief, der Schnee vom Vortag war weitgehend zu Pappschnee geworden, auch wenn die Temperaturen noch unter dem Gefrierpunkt lagen. Diese Nacht blieb der Motor aus anderen Gründen an. Rudolf Diesel zum Dank und zum Gedenken, und all den Wichtigmachern, den Pöblern, den Umweltaposteln, den Moralisten, den Klugscheißern, die mir im Laufe der Jahre auf den Wecker gingen mit ihrem idiotischen "Mach-Den-Motor-Aus". Sie brachten ihn nur kurzzeitig zum schweigen, denn er wird weiterrollen.


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