Der Krug geht so lange zum Brunnen...

Donnerstag, 22. Januar 2004
In der früh ging ich hinunter, um das Auto anzuwerfen. Sprang schlecht an. Ich drehte den kleinen Hebel links neben dem Lenkrad auf Vollast, startete erneut, der Motor lief. Dann ging ich hoch, um die Sachen zu packen und wollte zu Mercedes fahren, um die neue Schraube abzuholen. Als ich zum Fenter hinaussehe, qualmt es weiß unter der Haube hervor. Ich stürze hinunter, weil mir ja einfiel, daß ich vergessen hatte, den Hebel wieder in Nullstellung zurückzustellen. Er bekommt durch die fehlende Schraube keine Luft. Als ich unten ankam stand der Motor, darunter eine riesige Öllache, das Heck des davor geparkten Autos war schwarz vor lauter Öl, sogar die Windschutzscheibe des Daimler hat durch die geschlossene Haube hindurch Ölspritzer abbekommen, aus dem Kühler dampfte es hinaus, weiß und dick. "Das war's wohl. Ende der Fahnenstange..."

Da flüsterte er leise: "Nun gilt es mir, Gesell..."

Obwohl die Temperaturen unter Null lagen, brauchte der Motor Stunden, um wieder abzukühlen, noch nach 20 Minuten verdampfte das Wasser sofort aus dem Kuhler, wenn ich ein paar Tropfen hineingoß. Ich Idiot, jetzt kann ich wieder mal zusehen, wie es weitergeht. Ich versuchte, den Motor zu starten. Er sprang sogar an und lief, aber die Ölnadel blieb auf Null. "Immer optimistisch bleiben", dacht ich, "Dummheit ist keine Sünde".

Ich fuhr um Öl, kippte es in den Motor und warf ihn wieder an. Der Motor lief, doch Öldruck blieb auf Null. Nichts zu machen. Gut, also, am Abend stellte ich fest: Der Motor ist hinüber. Niemandem außer sich selbst dafür die Schuld geben zu können ist es, was am meisten an die Nerven geht. Nicht ein dummer Zufall, nicht höhere Gewalt, nicht Verschleiß, oder Materialfehler, keine extreme Situation, einfach nur eigene Blödheit in der reinsten und klarsten Form.

Ich hatt einen Kameraden...
Ich war schon als Kind dafür bekannt, daß ich alles, aber auch alles kaputtkriege. Der Motor hat fast 10 Jahre heldenhaft getrotzt, doch gegen Dummheit kämpfen sogar die Götter vergebens.

"Goodbye to you my trusted friend..."

Es ist nichts, was man nicht wieder reparieren könnte, nur wird es eben kompliziert, das in Detroit zu machen. Wäre es in Kalifornien passiert, hätte ich das Auto zu Manuel gestellt und ihn machen lassen. Aber das Auto nach Kalifornien zu bringen ist nun mal zu teuer, einen 200D-Motor hier aufzutreiben undenkbar. Den restlichen Abend zerbrach ich mir den Kopf darüber, was wohl nun am Schlauesten wäre. Das Auto muß nach Klaifornien. Muß!
Es geht weiter, die Frage ist nicht "ob", sondern "wie". Auch ist klar, daß die Maschine irgendwann wieder eingebaut wird, nach der Überholung, aber momentan ist sie jedoch noch gar nicht ausgebaut. Ich hätte mich einfach nicht über Langeweile beklagen sollen, nun hab ich etwas zu tun, nämlich mir Lösungen zu überlegen. Was tun? Das kostet nun Geld. Das steht fest. Die Frage nach der Autofinanzierung war nicht das Hauptproblem. Das Hauptproblem war, daß ich überhaupt keine Ahnung hatte, was überhaupt finanziert werden muß. Reparatur? Neuer Motor? Und Kohle muß auch her. Dazu muß ich nach Kalifornien. Mit Auto, ohne Auto. In dieser Nacht schossen mir die idiotischsten Gedanken durch den Kopf. Die Zeit war begrenzt, denn drei Monate sind in so einem Fall schnell rum. Ich hatte mir auf dem Weg nach Alaska zwar ein Flugticket besorgt, aber natürlich keine Reiserücktrittsversicherung. Das bedeutet: "use it or lose it". Bloß würde ich sicher nicht nach Europa fliegen und das Auto in Destroit stehen lassen...


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