Donnerstag, 10. Juli 2003

"Solange keine Arbeit vorbeikommt und mich anspricht, kann ich mich ja mal ins Internet-Café setzen", dachte ich mir. Das tat ich dann auch. Arbeit und Frauen behandelte ich stets im Sinne der Gleichberechtigung. Bloß nicht hinterherlaufen, wenn sie was von mir wollen, müssen sie sich schon herbemühen. Man ist ja ein freier Mann und kein Knecht. Aber mit den Finanzen sah es ziemlich schwarz aus. Der Geldbeutel hatte die Schwindsucht, bald würde ich wieder an die Schleuder müssen und ich höre schon meinen Alten: "Rotzbuer, frecher! Gleich schmier ich Dir eine!"
Ich versuchte, den Russen aus Playa ausfindig zu machen. Und ich schrieb mir sicherheitshalber mal die Adressen der verschiedenen Baumärkte raus. Während ich damit beschäftigt war, kam Hans herein und meinte, er hätte mit einem Kunden gesprochen, ob er Holzarbeiten zu erledigen hätte, denn er wüßte da einen gelernten Schreiner aus Old Germany. Der brauchte zwar selber momentan nichts, aber er hat sich umgehört. Prompt klingelte das Telephon und jemand war interessiert. "Morgen um Acht bei dieser Nummer anrufen." Scheint sich ja zu entwickeln...
Um halb sechs fuhr ich mit Frank zum Fußball-Club. Ein deutscher Fußball-Club in Los Angeles. Eigentlich hasse ich Fußball, aber gespielt wird ja nicht. Man spricht Deutsch und man lernt einige interessante Leute kennen. Die meisten Leute sind Handwerker älteren Jahrgangs, die es irgendwann in die USA verschlagen hat. Die meisten von ihnen kamen mit nichts oder wenig, die meisten sind legal im Land, einige sind zu Millionen gekommen, andere nicht, aber richtig schlecht geht es niemandem, der eben irgendwas dafür tut, aber man findet auch den einen oder anderen, der seit Jahren hier illegal lebt, zumindest besagen das die Gerüchte. Und mit denen will ich nicht tauschen, denn die sind hier gefangen. Haben ihre Existenz hier, und wenn sie das Land einmal verlassen, dann stehen sie draußen, kommen nicht mehr rein und haben gar nichts mehr. So sollte man es also auf keinen Fall machen. Und - komisch - von denen hört man immer "das geht nicht", "das ist unmöglich" usw. Hier geht alles, zumindest ist das mein Gefühl, das mir dieses Land gibt.
Auch war hier ein gewisser Albert Zerhusen, der irgendwann in der Nationalmannschaft gespielt hat. Abends ging es dann zurück zum Roten Löwen und ich machte mich an den Computer.

Rechts im Bild Albert Zerhusen, gebürtiger Deutscher.

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© by Markus Besold