Mittwoch, 9. Juli 2003

Der Besitzer den Roten Löwens, natürlich ein deutscher, mußte sich über einen gewiissen braunen Mercedes aufregen, der auf seinem Parkplatz stand. Wahrscheinlich, weil der Mangel an selbstschöpferischer Kulturfähigkeit des Fahrer allein beim Anblick des Autos offensichtlich wird. "Gott beschütze Dich vor Sturm und Wind, und vor Deutschen, die im Ausland sind", sagte man mir gleich, als ich hier ankam.
Nachmittags telephonierte ich seit langem wieder mal mit meiner lieben alten Nachbarin. Das tut gut. Und das Führen von Ferngesprächen ist nirgendwo billiger als hier. Zwei Stunden, zwanzig Minuten für 5 Dollar. Aber man muß es richtig anstellen und gleich alles auf einmal vertelephonieren, sonst zahlt man drauf. Aber die Gesellschaft muß auch was verdienen und anscheinend gibt es genügende, die das eben falsch machen.
Im Roten Löwen gab es umsonst Chicken Wings. Das Abendessen war also gesichert.
Meine Hauptsorge drehte sich darum, daß nun bald etwas geschehen mußte. Ich hatte noch ein paar hundert Dollar und irgendwann würde mir mein Alter auf die Pelle rücken, wenn ich jede Woche die Hunderter von seinem Konto nehme. Das geht auf Dauer einfach nicht, wenn nicht bald etwas geschieht, dann würde es bald aus sein. Auto wieder einmotten und ab nach Hause, erst in den Knast, dann in die soziale Hängematte, die schon so bröselig ist, daß man darin nicht mehr bequem liegen kann. Langsam wird es eng. Und eines ist sicher: Wenn es hier in diesem Land nicht klappt mit dem Geldverdienen, dann wird es nirgendwo klappen. Denn hier sind Gelder vorhanden, man muß nur irgendwie rankommen und das scheint nicht sehr schwer. Nur machen muß man halt, damit hatte ich schon immer ein Problem. In Südamerika war es einfach, nichts zu tun, denn dort kann man sich vor Arbeit umbringen, malochen wie ein gestörter Deutscher und am Ende des Monats mit 75 Dollar nach Hause gehen. Lieber stell ich mich noch an die Ampel. Aber hier ist es anders, denn 75 Dollar ist ein Tageslohn selbst für denjenigen, der überhaupt nichts kann, der aber gewillt ist, Bretter zu schleppen. Und es liegt alles an einem selbst, denn es gibt auch für Illegale richtige Vermittlungsbüros, man muß nur wollen, dann hat man auch genug um zu überleben. Geschenkt wird einem absolut nichts und Geld geht auch schnell wieder weg, aber man kommt auch ran. It's up to you...


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