Panamericana-Tour 2002
Samstag, 7. September

Ein Tag ist wie der andere. Es gab nichts zu tun. Der einzige Eintrag für gestern und heute lautete: Park. Ich besuchte wieder einmal den Daimler. Der stand unangetastet an Ort und Stelle. Könnte er sprechen, hätte er mich vermutlich gefragt, wann es denn weitergeht. Interessanter jedoch wäre die Frage, wie es denn weitergeht. Gabi las im Lonely Planet schon den Venezuela-Teil durch. Wenn alles nicht hinhaut, dann konnten wir immer noch nach Brasilien zurückfahren. Aber das wollte ich nicht. Bloß nicht wieder in dieses Kackland müssen. Irgendwie würden wir den Darién schon bezwingen, auch wenn ich nicht wirklich wußte wie. Verschiffen, halt. Aber wie, mit wem, wohin? Keine Ahnung...

Warnschilder in Tayrona
Gefährlicher Strand
Starke Strömungen
Schwimmen verboten

Morgen abend wollten wir uns wieder zurück nach Cartagena bewegen und dann loslegen. In einer letzten Anstrengung rauszuholen, was hier in Kolumbien rauszuholen war, und uns dann vom Acker machen. Im besten Falle mitsamt Auto auf einem Schiff in Richtung Zentralamerika, im schlimmsten Falle auf den eigenen vier Rädern in Richtung Ecuador oder Venezuela. Am Ende der Woche würden wir mehr wissen. Aber nun galt es noch, Kräfte zu sammeln. Zumindest für mich, denn diese kommende Woche würde wohl die Anstrengendste bisher werden - noch anstrengender als bisher.

Mir tat mein Zahn weh, den ich mir neulich in Manta zerbissen hatte. "Naja, wenn es ganz schlimm wird, melde ich mich einfach in der Karmelitengasse (JVA Augsburg), dann richten die mir das..." Eine planlose Bemerkung, denn diese zog eine noch planlosere Diskussion nach sich. Ich stellte natürlich das System in Frage, das einem Straftäter die Zahnbehandlung bezahlt, während jemand der arbeitet zu einem großen Teil selbst dafür aufkommen muß. So ein Schwachsinn fällt nur Deutschen ein... "Du bisch so dumm! Von was soll der Sträfling denn die Zähne bezahlen?" Nun ja. Das ist doch eigentlich sein Problem, nicht das des Steuerzahlers. In einer vernünftigen Gesellschaft kann der Straftäter froh sein, wenn er nach seiner Festnahme überhaupt noch Zähne besitzt... Aber ein Staat, der jemanden wie Gabi als Sozialpädagogin auf Jugendliche losläßt, die ohnehin schon asozial sind, der muß mit der Vernunft auf Kriegsfuß stehen. Unter solchen Bedingungen muß ein schwererziehbarer Jugendlicher doch zum Serienmörder werden, der es ohne "Sozialpädagogin" höchstens zum Taschendieb gebracht hätte. Das müßte man mal einem Kolumbianer erzählen, daß man in Deutschland eine Zahnbehandlung bekommt, wenn man irgendwie das Gesetz bricht. Völlig absurde Vorstellung...


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© by Markus Besold