Der schwarze Samstag
Samstag, 10. November 2001

Man schrieb den 10. November 2001 (km-Stand 707.831), wir befinden uns mittlerweile in Buenos Aires / Argentinien. Ich fuhr ich mit Brigitte zum La Plata in das Lokal, in dem wir jedes Wochenende waren. Immer stellte ich mich möglichst nah an den Eingang. So wollte ich es diesmal auch machen, nur kam da so eine Schnapsleiche angewankt und bat mich darum, das Auto weiter hinter zu stellen. Solche überflüssigen Erscheinungen pflege ich für gewöhnlich nicht zu beachten, aber an diesem Tag war ich zu gut gelaunt und stellte das Auto in Gottes Namen halt da hin, damit der Parkplatzwächter daheim was zu erzählen hat. Daraufhin stieg ich aus, setzte mich an den Tisch und bestellte eine Cola, während Brigitte mit dem Hund spazieren ging. Wie ich so da sitze und auf den Fluß hinausstarre, höre ich einen Krach, den ich nicht einordnen konnte. "Wird schon nichts Wichtiges sein..." Dann schrie Brigitte irgendwas, das ich nicht verstand, aber mir war klar, daß irgendwas mit dem Auto sein mußte. Tatsächlich. Als ich hinkam, wo einst das Auto gestanden hat, sah ich in der Hauptsache einen riesigen, morschen Baum, darunter, total verloren, meinen Benz. Fällt mir ein Baum auf die Karre - und das bei völliger Windstille. "Fuck!" Als erstes ging ich durch den Baum zum Auto und holte die Kamera. Das muß man festhalten, vielleicht ist's ja jetzt aus... Sechs oder acht Mann halfen mir, den Baum hinunterzuheben. Die Autos, die links und rechts von mir standen haben nicht einen Kratzer abgekriegt. Das war eindeutig Schicksal. Der Gepäckträger hat die erste Wucht des Aufpralls abgefangen und den Rest hat die Heckklappe abbekommen, die Frontscheibe hatte einen Sprung und vorne hatte der Gepäckträger auch als Buffer fungiert. Entsprechend sah er aus. Meine Diagnose: Den Rahmen hat's diesmal erwischt. Das Heck hing runter wie bei Autos, die wir in Afrika zu sehen bekommen hatten. Das ist eine Aneinanderreihung von Zufällen der unangenehmen Art. Zwei Minuten Verspätung, und es wäre rein gar nichts passiert, aber es hat halt sollen sein.

"Komm, süßer Tod..."

Die Autos links und rechts von meinem hatten nur ein paar Blätter abbekommen. Das war wohl eindeutig Schicksal. Zwei Minuten später, wenn ich angekommen wäre, wie ich mich auch sonst immer verspäte, einen anderen Parkplatz, wenn ich gewählt hätte, wie immer oder sonst irgendeine kleine Programmänderung und nichts wäre passiert. Nun, ich war erstmal bedient, ist ja klar, wenn man sein einzig Hab und Gut unter einem fucking Baum begraben sieht. Keine Frage, daß der Rahmen etwas abbekommen hat. An eine Reparatur war hier nicht zu denken, nicht bei den Preisen. Es würde wohl so bleiben, bis ich wieder nach Brasilien kam. Mal sehen, was da noch zu machen ist. Daß aber meine ohnehin nicht gute Laune völlig auf Null sank, dürfte klar sein.

Etwa zwei Monate später ließ ich es in Brasilien für etwa 500 DM richten. Ein Sprung wurde entdeckt, der von hinter der Radaufhängung bis hinter die Rückbank ging, weshalb die hinteren Räder x-beinig waren und das Heck so herunterhing. Nun sah er wieder aus wie ein Benz, hatte seine Sillouette wieder, obgleich man ihm ansieht, daß er schon einiges hat wegstecken müssen.


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