Südamerikatour 2001
Donnerstag, 16. August

Morgens gingen wir nach dem Aufstehen und Krempelzusammenpacken erst mal auf den hiesigen Markt, der direkt vor der Hostaltür anfing zum Frühstücken. Besold bekam endlich sein Sandwich und ich nahm auch eins. Beschtes Sandwich ever, übrigens, das eine Lady an so einem selbstgebastelten Stand fabrizierte und das nicht mal eine Mark kostete. Wieder ein Feuerchen unter dem Auto entfacht, es sprang an. Bis 12:30 Uhr hatten wir es dann bis zur ca. 50 m entfernten Grenze geschafft. Ausreise Peru: Dauer 15 Minuten.

Einreise Bolivien: Dauer 50 Minuten. Also alles in allem recht zügig. Und wieder mal eine Zeitumstellung, die Uhren wurden wieder vorgestellt. Zunächst noch eine Fahrt durch eine wirklich hübsche Gegend.
Die peruanisch-bolivianische Grenze liegt ja schließlich auch direkt am Titicacasee...

Wir hatten auch Gelegenheit, uns wieder einmal zu verfahren und dadurch bekamen wir eine Art Flugzeugfriedhof für verunglückte Flugzeuge mit eingebautem Flughafen zu sehen. Vielleicht war es auch ein Flugplatz mit eingebautem Flugzeugfriedhof für abgestürzte Flugzeuge. Man hatte mir mal erzählt, daß irgendein internationaler Flughafen hier in der Gegend in einem Talkessel liegt und ringsum in den Bergen die Wracks der Flugzeuge zu sehen sind, dessen Piloten die Kunst des Landens nicht 1005ig beherrschten. Ich weiß nur nicht, ob es La Paz oder Lima war, jedenfalls war da hier nicht La Paz, sondern erst Laja und alles andere als international.

Wir sahen es nur von Weitem, daher konnte man es unmöglich eindeutig feststellen. Rechts im Bild liegen die Wracks.

So wie La Paz in unserem Reiseführer beschrieben war, hatte ich speziell vor der Fahrt durch die Vororte schon etwas, sagen wir mal Respekt. Ich erwartete so eine Art Holz- und Blechhüttenfavela mit Hochhäusern, Einkaufs- und Geschäftszentrum in der Mitte, alles "very dangerous". Aber, der erste Blick auf La Paz begeisterte mich. Um in die Innenstadt von La Paz zu kommen, fährt man nämlich von einer Anhöhe in die Stadt hinunter.
Auf den umliegenden Bergen stehen tausende von Hütten, in denen keine Ahnung wie viele Menschen leben müssen...

...diese hier.

Insgesamt war ich aber recht positiv überrascht, hatte keinen negativen Eindruck und fühlte mich auch nicht unsicher, und bald war unser größtes Problem mal wieder die Parkplatzsuche. Nach ca. 1 Stunde "Fahrt" in 3.500 m Höhe, wo sich das Berganfahren mit einem 200D ohne Handbremse etwas schwierig gestaltet, durch die Rush-Hour von La Paz haben wir es trotzdem geschafft zu parken. Schnell in der Bank Geld gewechselt, im Internet-Café die Daheimgebliebenen auf dem Laufenden gehalten, getankt und dann erst mal wieder raus aus La Paz, einen gemütlichen Nachtplatz suchen und morgen noch mal wieder kommen... doch natürlich wurde aus der gemütlichen Nachtplatzsuche mal wieder nichts. Als wir nämlich vom Stadtzentrum wieder auf die Anhöhe fuhren, begann es, heftig zu schneien. Besold flippte vor lauter Freude über den Schnee gleich mal völlig aus. Meine Freude hielt sich dagegen sehr in Grenzen. Übrigens nicht nur, weil die Reifen mehr mit Slicks als mit Winterreifen gemein hatten, sondern auch aus dem Grund, weil die Leute hier schon ohne Schnee wie die gesenkten fahren. Außerdem haben wir ja in den Anden gesehen, wie das Autochen auf Kälte reagiert. Das fehlt mir gerade noch, daß wir hier pennen und am morgen das Auto nicht mehr ankriegen. Ein ganz anderer Nachteil des Schneegestöbers bestand zudem darin, das von der Hauptstraße abgehende Pisten, die zu potentiellen Nachtplätzen führten natürlich einfach zugeschneit, und somit nicht mehr zu erkennen waren. Deshalb hielten wir an einer Tankstelle an und fragten, ob wir uns zusammen mit dem Auto bis morgen hier parken könnten. "No". Danke, sehr freundlich, Du A... Da wär' dir jetzt auch sicher ein Bein davon abgefallen, oder?
Es blieb uns nichts anderes übrig als erst mal weiterzufahren. Das taten wir auch, bis wir vor einem Mauthäuschen standen... Scheiße! Maut wollten wir natürlich nicht zahlen. Vor allem nicht, weil wir ja morgen noch mal in die Stadt wollten und dann für den Rückweg wieder blechen müssten. Also dem "netten" Polizisten (!) im Mauthäuschen erzählt, daß wir uns verfahren haben (Du sehe - wir dumme Turistas...) und bitte gerne einfach umdrehen würden. Ja, das sei kein Problem. Wir könnten schon umdrehen, Maut wolle er aber trotzdem haben. Diskussion zwecklos, also zahlen! Waaahhhh sind hier eigentlich nur %$?"§!* unterwegs? Gut, umdrehen und dann doch noch irgendwann eine Piste (wenn auch sehr schlecht erkennbar), ein Nachtplatz und ein Kokatee zum Aufwärmen.

Nördliches Bolivien.

Allerdings hatte ich es nicht ganz begriffen, daß da nur ein paar Blätter reinkommen und nicht ein paar Kilo. Aber sonst hat der Tee ja keine Farbe... Schmeckte aber trotzdem gut und war gemütlich. Ich konnte immerhin durchsetzen, daß der Motor in der Nacht alle zwei Stunden angeworfen wurde, um ihm warm zu halten, was ich natürlich zusätzlich sehr gemütlich fand. Gern schlief ich dabei auch das ein oder adnere mal ein und mußte erst erinnert werden, ihn wieder auszumachen. Draußen rieselt leise der Schnee, das Gebläse füllt den Innenraum mit lauschiger Wärme, der Diesel wiegt einen in süße Träume, aber die Gabi fand das alles sehr unromantisch - das ist in Deutschland schließlich verboten. Meine Güte. Deutschland ist gottseidank soweit weg. Hier interessiert es wirklich niemanden, ob der Motor läuft oder nicht. Außer Gabi. "Allen Menschen Recht getan ist eine Kunst, die niemand kann."


Voriger Tag Zum Anfang Nächster Tag

[Hauptseite] [Besolds W123] [Reiseberichte] [Gästebuch]
© by Markus Besold