Afrika 2000
Die Überfahrt
Dienstag, den 17. Oktober

Nach dem letzten Frühstück brachte uns Brigitte zum Tor und wir verabschiedeten uns. Um 8:00 Uhr sollten wir bei SIVOM sein, um 8:30 Uhr waren wir da. Wider Erwarten war das Schiff tatsächlich schon eingelaufen und es war auch Post für uns da.

Houston an Abidjan, 16. Oktober 2000, 19:25 Uhr (Ortszeit Abidjan)


Subject: m/v "Clipper Ipanema"

Serge / Thomas

We acknowledge receipt of fax copy of LOI for couple joining vsl from Abidjan to Santos. It appear in good order. Please ensure original is being handed to master on embarking vessel. Thanks. We wish Almut and Markus an enjoyable voyage to Santos.

Brgds/Clipper/Thomas

Nun ging es an den ganz unangenehmen Teil: das Zahlen. An der Kasse hieß es, sie würden keine US-Dollar annehmen. Nur CFA. "Was? Was willste mit dem Spielzeuggeld? Da kannst Dich doch nur scheiden! Oder drüberfallen und d'Haxen brechen! Das hier ist das einzig richtige Geld, alles andere ist Dreck!" War nichts zu machen. Und die hatten natürlich einen Dreckskurs errechnet, so daß das Geld nicht langte. Wo wechseln? Im Institut. Ich bat um ein Auto, man gab mir gleich eins, zu meiner Unzufriedenheit mit Fahrer. Alle unsere Sachen wurden in dem alten FIAT-Bus untergebracht und wir fuhren los. Nun eilte es - weiß der Kuckuck, warum, aber könnte ja sein, daß das Schiff schon fertig ist. Ist immerhin schon seit mehr als 7 Stunden im Hafen.
Wir lotsten den Typ zum Institut, Almut sprang hinein und kam bald mit einem dicken Umschlag wieder heraus. Sieht schon nach viel mehr aus. Noch einmal verabschiedeten wir uns von Brigitte. Wir hatten uns nochmal Geld leihen müssen. Das erste hatte sie schon wieder zurückerhalten.
Es ging sofort wieder zurück zu SIVOM, wo ich schließlich und endlich um 10:15 Uhr bezahlen konnte. So schwer wurden wir bisher unser Geld nie los. Der Kapitän hatte angerufen. Wir wurden bereits erwartet. Gut. Ich ging nochmal zu Sam und nahm alles Restliche entgegen: Die Bill of Lading, die Quittung, die Zollpapiere und meinen Autoschlüssel, auf den ich bestanden hatte. Ich verabschiedete mich von Sam, bedankte mich im Namen des Autos und der Besatzung und ging los. Almut saß schon seit einer Ewigkeit in der Gluthitze im Auto und bewachte das Gepäck. Sie lebte aber noch, als ich ankam. Der Agent war bereits auf dem Schiff und dorthin brachte uns nun der Fahrer.
'Adieu, mein Abidjan, Du hast mich nicht zum letzten mal gesehen!' Vorbei am Posten am Hafentor, den der Fahrer belaberte und der uns dann nach anfänglichem zieren doch durchwinkte. Noch einige Kurven und wir waren da.
Wir standen vor der "Clipper Ipanema", leibhaftig, wer mochte es glauben? Unser Schiff (Pos. N 05°18.145' / W 09°34.811'). Groß, alt und grau, unter der Wasserlinie rot, die Aufbauten cremeweiß, die Planken dunkelgrün. Wir gingen die Leiter hoch und gaben unsere Pässe beim Kapitän ab. In einer Kabine saßen einige Offiziere der Polizei und des Schiffs. Es gab wohl irgendein Problem. Der Agent stauchte den Fahrer zusammen. Ich fragte mal in einer Schreipause nach, was das Problem sei. Der Agent erklärte es mir auf Englisch: "Ich habe diesem Idioten gesagt, er soll mit Euch zur Polizei fahren, um die Ausreiseformalitäten zu erledigen und er hat das nicht gemacht." Unsere Pässe gingen mit der Polizei wieder von Bord. Aber wir waren schon einmal auf dem Schiff und würden es freiwillig auch nicht wieder verlassen. Nach der Polizei kamen drei schmierige Typen vom Zoll. Jeder hatte ein 'Cellulaire' (Händy) und war furchtbar wichtig. Auf dem Tisch standen 0,35l Coladosen aus Brasilien. Ich setzte mich einfach neben die Neger. Sie konnten und nicht mehr viel und entsprechend muß ich wohl geschaut haben. Und ich wußte ganz genau, was jetzt kommen mußte. Sie hatten Papiere vor sich, ich bekam nur die Hälfte mit, nämlich das, was der Agent für den Kapitän ins Englische übersetzte und das, was der Kapitän sagte. Was die Bimbos untereinander sprachen, verstand ich nicht, es kann kein Französisch gewesen sein. Hier einige Fetzen aus dem Dialog:
Zöllner zum Kapitän:
"Hier gibt es einen Fehler. Das wurde nicht deklariert. Das ist ein großes Problem. Fällt ihnen vielleicht eine Möglichkeit ein, wie man diesen Fehler korrigieren könnte?"
Kapitän zum Zöllner:
"Ich deklariere das nie. War nie notwendig. Keine Ahnung, sagen sie mir, was ich tun soll und ich tue es. Ich habe keine Ahnung..."
Der Zöllner wiederholt ungefähr das, was er schon einmal gesagt hat. Es gesellt sich ein Inder im Weißmann zu uns und begrüßt mich, sagt, er wäre auch Passagier und würde hier das Schiff überprüfen. Ich werde ihn fortan Inspektor nennen. Wir hörten zu, wie die anderen weiterdiskutierten. Er sah sich das eine Weile an, ich saß daneben und stierte den Zöllner so verachtungsvoll an, als säße ein bayerischer Bulle vor mir. Der Inspektor bemerkte das wohl und fragte:
"What they want?"
Ohne meinen Blick vom Zollbimbo zu wenden, der an seinem Händy rumspielte, sagte ich:
"If you are in Africa and a nigger opens his mouth, he wants only one thing: Money."
Wir gingen raus. Das Theater kannte ich nun schon, hatte es oft genug erlebt. Ich war nur auf den Betrag gespannt, den sie herauspressen wollten. Der Agent ging, die Zöllner auch und es hieß, um 15:00 Uhr käme der Agent wieder. Wir sahen uns ein wenig um. Der Chief fficer zeigte uns unsere Kajüte. Sehr gemütlich, aber es gab nur ein Bett und die Luftmatratze war im Container. Die Bilder von der Kajüte sind leider allesamt nichts geworden, das ärgert mich. Fluch über das lebende Stück Dreck im Senegal, das die gute Kamera gestohlen hatte. Muß ich wieder groß beschreiben:
Deck D ('2. Stock'), Pilot's Cabin - die Lotsenkabine. Das war unser 'Zimmer'. Links neben der Tür gab es einen Schrank, rechts neben dem Schrank ein Waschbecken mit Waschschrank, rechts daneben stand das Bett. Genau gegenüber der Tür, am Ende der Kabine stand ein Schreibtisch, über dem ein Bullauge war. Der Tisch schloß rechts mit der Wand ab. An dieser hing ganz links, über dem Schreibtisch ein Wandschrank. Wir verstauten unser Zeug und man brachte und zwei Schwimmwesten, zwei Helme, zwei Kilo Waschpulver und sechs Stück Seife. Wir waren eingerichtet und schauten uns ein wenig an Bord um. "We called her the ship of dreams. And she was, she really was." Hier einige Daten zum Schiff selbst, die Almut sich aufgeschrieben hat: Name of Vessel: MV Clipper Ipanema
Name of Owner: Clipper Ipanema Shipping Company Co. Ltd.
Name of Operator: Clipper Houston
Port of Registry: Nassau / Bahamas
Type: General Cargo
Stapellauf: 1.Juni 1981 in Tadotsu / Japan
International Cross Tonnage: 15.992
Länge: 166 m
Breite: 26,5 m
Tiefgang: 14,1 m
Max.Höhe: 46,5 m
Marschgeschwindigkeit: 15,75 kn
Engine bhp: 10500
Frühere Namen: „Eternal Fuji", „Brave Spirit", „Concord Daisen"
Die Besatzung (insgesamt 29 Mann) war indisch, nur der Chief Officer war aus Burma.

Panoramaphoto Abidjan.
Freundlichst montiert von Anno v. Martial. Besuch auf  www.vonmartial.de  lohnt sich, übrigens.

Sein Englisch war nicht gerade leicht zu verstehen. Selbst Almut verstand kaum ein Wort. Er bat mich um die "Bill of Lading" und führte uns anschließend ein wenig durch die Gegend, zeigte uns, wo die Waschmaschine stand und entschuldigte sich eine Million mal für den schlimmen Zustand des Schiffes. Auch, wenn man sich mit anderen Besatzungsmitgliedern unterhielt kam als ersten eine große Entschuldigung gefolgt von vielen kleinen und immer und immer wieder beteuerten wir, daß das hier viel zuviel Luxus sei im Vergleich zu dem, was wir sonst gewohnt waren. Nachdem wir uns umgesehen und eingerichtet hatten, besuchten wir den Kapitän. Es gab nach altem englischen Brauch Tee oder nach altem amerikanischen Brauch eine eisklate Cola. War für mich. Wir fragten ihn über das Schiff aus.
Wir fragten, wie der Laden hier denn so läuft. Alle Einkäufe würden in Brasilien erledigt, nur in den brasilianischen Häfen würde die Besatzung Schiff und Hafen verlassen, Afrika sei das zu kompliziert. Wir unterhielten uns also über Afrika. Er fragte uns, wie wir es geschafft hätten, auf das Schiff zu gelangen, er hätte noch nie Passagiere mitgenommen, wo wir hergekommen seien, wie es in Afrika sonst so aussieht - er kenne nur einige Häfen usw.
Schadet nichts, das hier etwas zu vertiefen. Das Schiff verkehrt zwischen Brasilien, Angola, Nigeria, Benin, der Elfenbeinküste und zurück. Die afrikanischen Häfen sollte man nach Ansicht des Kapitäns überhaupt nicht anlaufen, denn die würden nur Ärger machen. Genau dahin wollte ich, denn sofort kam meine Frage, was die drei Zollbimbos denn wollen. Er erzählte die Geschichte von vorne: Auf dem Schiff befinden sich neben anderen Gütern einige Tonnen Zement, alles schön ordnungsgemäß deklariert. Ein paar Säcke Moltofill, die man für Ausbesserungsarbeiten braucht wurden jedoch nicht deklariert und sie werden sonst auch nie deklariert, weil das lächerlich ist. Außerdem wären wir auf das Schiff gekommen, ohne uns zuvor bei der Polizei gemeldet zu haben. Sie wollen 300 US$ haben. Solche Drecksäcke! Zu Geschichten dieser Art kann jeder, der einmal durch Westafrika gefahren ist einiges beitragen. So auch wir, es läuft ja mit unserem Dickschiff Marke Daimler nicht anders. Sie suchen irgendwas und machen aus einer Mücke einen Elephanten, damit sie einen Vorwand haben Geld abzuknöpfen. Und genau deshalb wird aus Afrika nie etwas werden. So läuft es halt nicht. Wir erzählten im unsere Vorgehensweise: Auf Zeit spielen. Wenn man lange genug im Weg steht, mit ihnen diskutiert und sie so davon abhält, andere Leute anzuhalten, dann lassen sie einen meistens für kleines oder auch für gar kein Geld ziehen. Die wichtigste Waffe ist die Zeit, man muß sich immer genug Raum verschaffen, daß man auf Zeit spielen kann, ansonsten heißt es zahlen. Und genau das hatte der Käpt'n nicht, denn hier ist Zeit Geld und zwar nicht 30 oder 40 Mark, sondern richtiges Geld und wenn die Schweine nur eine kleine Ahnung davon hätten, dann würden sie noch zwei Nullen hinten hinhängen und dann gäbe es wahrscheinlich einen Dammbruch, da die Forderungen immer höher würden. Ich denke mir, es würden dann immer weniger Schiffe die Häfen anlaufen und das hätten sie dann davon. Spätestens hier begann ich sie zu hassen, es ist wirklich eine Pest und es fing im Senegal an, nicht in den arabischen Ländern, sondern in Schwarzafrika. Man braucht sich nicht wundern, wenn in Afrika nur da was läuft, wo Inder, Libanesen oder Europäer am Werk sind. Die alte Mär von den bösen Weißen, die die armen Schwarzen unterdrücken gehört in die Mottenkiste, die sollen froh sein, wenn überhaupt noch Weiße da sind. Zimbabwe dürfte ein gutes Beispiel sein, aber auch Angola oder der Kongo. Wenn die Weißen erst einmal weg sind, dann wird es blutig, kann durchaus auch umgekehrt laufen, tut ber nichts zur Sache, Tatsache ist, daß sie alleine nichts auf die Reihe kriegen außer korrupt sein und betrügen. Die Neger, die wir auf unserer Reise trafen und mit denen man sich normal unterhalten konnte kann man an einer Hand abzählen: Es waren Sam, der eine mit seinem Katkat in Bamako, der Führer in Djenné und ein Liberianer. Im Senegal haben wir es versucht, hinterher fehlte eine Kamera und eine Sonnenbrille. Ansonsten hatten wir eigentlich nur Leuten zu tun, die sich in brüllende Primaten verwandelten, sobald sie uns erblickten. Ich dachte, ich gehöre nicht zu den besonders gut erzogenen Menschen, aber nach knapp zwei Monaten Afrika wurde ich eines besseren belehrt. Sie nerven, betteln, schnorren, brüllen, tatschen einen an, machen Frauen auf das primitivste blöd an und können gar nichts. Selbst an der Elfenbeinküste, wo es mir sehr gut gefallen hat, nicht wegen, sondern vielmehr trotz der Schwarzen, schafften sie es noch am letzten Tag, daß ich mich ihnen gegenüber überhaupt nicht mehr nett verhielt. Natürlich - allen voran die Polizei, aber den anderen fehlte lediglich die Uniform, das heißt, sie konnten nichts fordern. Und nochwas: In Afrika fand ich keinen, der mir da widersprach, nicht einmal die Afrikanisten in Bamako. Die wußten dazu auch nichts mehr zu sagen. Und da ich mir sehr gut vorstellen kann, daß ich mir mit solcherlei Aussagen nicht viele Freunde machen werde: Fahrt hin, schaut es Euch an, aber bitte mit dem Auto und nicht "2 Wochen Senegal für 699 DM bei TUI", wo vor dem Strandabschnitt des abgeschotteten Hotels zwanzig 2m x 2m Security-Neger mit Pump-Gun darüber wachen, daß Touris nicht belästigt werden. Es kursiert in Afrika der berühmte Spruch "Der Unterschied zwischen einem Touristen und einem Rassisten beträgt zwei Wochen." Auch wir bekamen ihn zu hören. Der ist eigentlich bescheuert, weil die hier genauso blöde wären, wenn sie eine andere Hautfarbe hätten, sagen wir grün.
Nach etwa zwei Stunden - der Agent ließ auf sich warten - verabschiedeten wir uns vorerst und sahen uns weiter unser Heim für die nächsten Wochen an. Wir konnten es noch gar nicht fassen, daß wir tatsächlich auf dem Dampfer nach Südamerika waren. Das schien noch vor 10 Tagen völlig unmöglich und wir hatten und fast ohne Hoffnung an die Arbeit gemacht, mehr um hinterher sagen zu können, daß wir es wenigstens versucht hätten. Noch hatten sie unsere Pässe und noch hat es nicht "Leinen Los" geheißen, aber wir waren da und sie würden uns nicht mehr so leicht von dem Pott runterkriegen und kostet es die Pässe - wir haben noch einen Satz.
Gegen 18:00 Uhr nahm dann der Agent seinen 15-Uhr-Termin wahr und holte uns. Der Käpt'n kam auch mit, wir mußten zur Polizei. Der Agent fuhr uns. Ein mieser Job, denn er kämpft genau zwischen den Fronten. Wir gingen in den Hangar, in dem die Polizei saß und man fragte und, weshalb wir uns nicht abgemeldet hätten. Ist das unsere Aufgabe? Dann sollen sie einen Stempel und Stempelkissen vor dem Hangar oder an der Hafeneinfahrt aufhängen, wenn ihre Aufgabe nicht darin besteht, uns zu kontrollieren, sondern abzuzocken. Ansonsten sollen sie das machen, wofür sie bezahlt werden und ansonsten das Maul halten. Wenn zwei Leute einfach so auf ein Schiff spazieren können, dann ist das nicht unser Fehler. Aber er zeigte sich "großzügig" und fragte, ob es uns an der Elfenbeinküste gefallen habe. Almut sagte: "Ja, die Leute sind wirklich sehr nett!" Als er meinen Gesichtsausdruck sah, fragte er, ob wir wieder kommen würden und bei mir muß ein klares NEIN auf der Stirn gestanden haben - ich war noch nie sehr diplomatisch... Ist natürlich gelogen, ich würde jederzeit wieder herfahren, aber er soll ruhig wissen, daß ich keine Lände mag, in denen einem Geld für nichts abgenommen wird und wenn es nur von diesen Typen abhinge, ob ich wieder mal vorbeischaue oder nicht, dann kann das ganze Land von mit aus sofort abbrennen...
Wir erledigten den Schreibkram und wurden höflich verabschiedet mit "Au revoir" -"Nö, lieber nicht." und dann nichts wie rauf auf den Pott und erst in Südamerika wieder runter. Der Agent brachte uns zurück. Almut gab ihm noch ein Dankesschreiben an Sm mit und ich durfte noch mit seinem Celulaire Brigitte anrufen. Ich wollte über sie eine Adresse in Rio ausfindig machen, doch Mitten im Gespräch stürzte das Netz ab und wurde auch nicht wieder. Toll! Danke, Ron Sommer! Immerhin reichte die Zeit dafür, daß Brigitte uns mitteilen konnte, daß sie vermutlich nach Buenos Aires versetzt wird. Wir konnten uns auf was freuen. Buenos Aires ist gleich ums Eck, da kann man sie über das (verlängerte) Wochenende mal besuchen. O glücklich jene, die für ihr Fortkommen nicht zu sorgen brauchen. Aber ich finde schon noch etwas, das leidlich Geld bringt ohne dafür die kostbare Zeit zu verschlingen...
Essenfassen war morgens von 7:00 bis 8:00, Mittagessen von 12:00 bis 13:00 und Abendessen von 18:00 bis 19:00 Uhr. Ansonsten konnte man sich in der Kombüse bedienen. Wir testeten das Essen an. Es gab Lammfleisch, Chapatti und zur Nachspeise Ananas. War sehr gut, gab nichts zu meckern. Almut und ich durften in der Offiziersmesse essen.
Nach dem Abendessen ging ich an Deck um eine zu qualmen und unterhielt mich mit dem 2. und dem 3. Offizier. Unten am Hangar, etwa 40m entfernt "unterhielten" sich etwa fünf Neger, das heißt, alle brüllen gleichzeitig und gestikulierten wild. Der Offizier meinte: The only difference between them and monkeys is that they wear clothes. Ich stimmte ihm zu.
Dann kamen noch irgendwelche vorbei, die Ananas, Melonen und Mangos verkauften, sie durften nicht auf das Schiff und daher brüllten sie von unten rauf, damit irgendjemand was kauft, aber auch hier reichte es nicht, einmal 'nein' zu sagen. Nicht beachten auch nicht. Sie brüllen noch 10 Minuten weiter, als ob das was ändern würde. Man könnte sie zum Aschenbecher oder Spucknapf umfunktionieren, das würde sie nicht stören. Und die Hafenarbeiter kamen auch vorbeigewankt und wollten irgendwas: Hemden, Cigaretten, was weiß ich, aber immer brüllen sie dazwischen - und bekamen natürlich nichts, außer ein "Shut up!", ein "Halt die Fresse!" oder ein paar dumme Bemerkungen.
Mit Cigaretten habe ich eigentlich nie rumgegeizt, aber irgendwann ist Schluß, und die kriegen allein schon deswegen nichts, weil sie immer ungefragt dazwischenbrüllen und anfangen, an der Brusttasche rumzugrabschen.
Vor der Halle standen vier Container. Ich hatte auf dem Schiff schon nach der Nummer 250193-7 gesucht, aber nichts gefunden und unter den vier noch nicht verladenen Containern war auch unser blauer Clippercontainer. Ich ging nocheinmal hinunter um nachzusehen, ob er dort auch sicher sei. Die Eingänge waren durch die anderen Container versperrt. Gut. Ich dachte schon, ich müßte heute Nacht im Freien schlafen. Apropos... mit dem einen Bett mußten wir noch eine Lösung finden, aber die Lösung war nicht schwer. Ich ging zu Kunhi, dem Kammerdiener und fragte nach zwei weiteren Decken. Ich bekam die Koje, Almut wollte lieber auf den Decken am Boden schlafen, weil ihr das Bett zu weich war. Ich hatte nichts dagegen, denn mir war der Boden zu hart, so war jeder zufrieden. Erste Nacht an Bord, wahrscheinlich letzte Nacht in Afrika.


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© by Markus Besold