Afrika 2000
Dritte Etappe
Freitag, den 13. Oktober

Wir fuhren gleich in der Früh zum Packing-Service. Es mußte schnell gehen, denn das Schiff sollte bereits Morgen einlaufen. Wir waren spät dran und es war Freitag und somit waren es nur noch ein paar Stunden Zeit, das Auto in den Container und den Container aufs Fisch zu bringen. Also Gas! Auf dem Weg dorthin kamen wir in eine Polizeikontrolle, die ohne Zwischenfälle verlief. Keine fünf Minuten später waren wir beim Packing-Service. Die wollten das Auto gleich dabehalten, um es in den Container zu stellen. Das geht schon mal gar nicht, aber sie wollten sich nicht auf Verhandlungen einlassen - es pressiert schließlich recht sehr. Als es aber ans Zahlen ging, hatten wir nur Dollar und DM, aber keine CFA. So konnte ich das Auto für eine halbe Stunde wieder haben. Wir fuhren stracks zum Goetheinstitut, wechselten dort Geld und fuhren sofort wieder zurück. Auf dem Stück zwischen Goetheinstitut und Packing-Service komplettierte die Reise ihre 15.000 km - eine Stunde, bevor das Auto auf unbestimmte Zeit in den Container kam. Ich merkte, daß ich alle Papiere im Couvert auf dem Tisch beim Packing-Service vergessen hatte. "Jetzt bloß keine Kontrolle..." Wir fuhren wieder da vorbei, wo sie uns in der Früh angehalten hatten und pfiffen uns wieder an die Seite - "Scheissää!!! Mann!!!" - Weiterfahren wäre hier das beste gewesen, denn das Auto würde das Gebäude im Container verlassen und sie hätten uns nichts mehr gekonnt, aber ich Depp hielt an. "Papiere" - ich halte ihm beide Pässe hin - "Papiere von Auto" - "Äh...die sind beim Zoll." - "Dann nicht weiterfahren..."
Ich versuchte alles: Ich erklärte, daß sie doch wissen, daß die Papiere in Ordnung seien, weil sie sie vor anderthalb Stunden gesehen hätten. Ich ging zum anderen Polizisten, appellierte an sein gutes Gedächtnis und er bestätigte, daß er sie gesehen hätte, aber der andere ließ nicht mit sich reden. "Also, gut. Ich geb Dir Geld, Du gehst derweil ein Bier trinken und ich fahre los und komme in einer Halben Stunde wieder mit den Papieren, OK? Das Auto muß nämlich in den Container." Nichts zu machen. HASS!!! Du $§#@&*!!!
Ich hielt ein Taxi an, fuhr zum Packing-Service, erklärte dort auf Zeichensprache:
"Bin wieder da! Hab das Geld!" Ich zahlte gleich, nahm die Rechnung und als sie mich fragten, wo das Auto sei:
"Voatür awek Police. Piess de Voatür ici, Voatür labah. Côte d'Ivoire trä bäll, Euer Scheißhaufen!"
Sie entschuldigten sich, klang wohl wie ein Vorwurf "No, no, patt problem, war nicht so gemeint" - Papiere gekrallt und sofort mit dem nächssten Taxi zurück zur Kontrolle. Dort Pässe vorgezeigt. Der Depp schaut sich das Zeug an, ich murmle "Hat sich bestimmt in der Stunde geändert, Penner..." dann giebt er mir die Papiere zurück und wir dürfen weiterfahren. Bier? Geh arbeiten und kauf Dir eins. Ich mach jetzt nämlich eine Kreuzfahrt und Du Arsch darfst hier weiterhin die Leute anhalten. Meld Dich in Deutschland bei der Polizei, dort suchen sie Blöde, wie Dich, nur verdienst ein bißchen mehr. HASS!!! Das war die letzte Polizeikontrolle in Afrika für den Daimler... und das auf dem letzten Kilometer in Afrika - gut hingekriegt. Noch schnell eine Tanke ansteuern, um den Tank vollzumachen, weil ich nicht weiß, was das Diesel in Brasilien kostet, doch die Tanke hatte kein Diesel ('pa de gasoil'). Dann mußt halt im Container sparsam mit dem Diesel umgehen...
Beim Packingservice in den Hangar gefahren, der Container stand bereit, Almut packte unsere Sachen aus dem Auto in die Taschen. Unser Container stand bereits auf dem Hof und ich bekam ein Zeichen, daß ich das Auto nun hineinfahren könnte. Ich ließ Hans Albers dazu "La Paloma" singen: "Ein Wind weht von Süd und zieht mich hinaus auf See...
Mein Kind, sei nicht traurig, tut auch der Abschied weh.
Mein Herz geht an Bord und fort muß die Reise gehn.
Dein Schmerz wird vergeh'n und schön wird das Wiederseh'n.
Mich zieht die Sehnsucht fort in die blaue Ferne,
Unter mir Meer und über mir Nacht und Sterne..."

Passte dazu, fand ich...
Um 11:45 / Kilometerstand 650.053 / Reisekilometer 15.053 / Tageskilometer 225,3 stellte ich höchstpersönlich das Auto in den Clipper-Container mit der Nummer 250193-7.
Schluß. Das war's für den Daimler vorerst mit Afrika. Der hat sich seine Pause redlich verdient. Afrika? Der Süden. Eines Tages vielleicht, wenn fett die Kohle am Start ist... Und einen Traum brauch der Mensch noch für später, hab' ich mir sagen lassen...

Kilometerstand im Container: 650.053 km
Gesamtstrecke: 15.053 km


Elfenbeinküste:
Es wird ein Visum benötigt, das in Bonn für 30 DM ausgestellt wird. Es dauert "mindestens 48 Stunden", unseres kam nach etwa einer Woche. An der Elfenbeinküste fragte man uns zum ersten mal nach einem Carnet der Passages. Da wir keines hatten, wurde ein Passavant Touristique ausgestellt. Impfausweis wollte niemand sehen. Kostenpunkt: 5.000 CFA. Die Polizei nervt oft. Erinnert ein wenig an den Senegal. Die Fahrweise ist als sehr zivilisiert zu bezeichnen.
An der Elfenbeinküste gefiel es uns trotz der Nervbullen eindeutig am besten, da gibt es gar nichts. Trotz aller Nachrichtenmeldungen und Wahlkampf und was nicht noch alles würde ich jederzeit wieder an die Elfenbeinküste fahren. Und wer nach Abidjan kommt sollte in Cocody in Walters Wirtschaft, dem besten Restaurant in Westafrika, einkehren. Ist Pflicht! Das Wiener Schnitzel ist sehr zu empfehlen, die Weißwürste auch, dazu eine Maß Spezi oder, wer lieber das deutsche Bier mag, dem stehen Warsteiner und Paulaner zur Verfügung.
Klimaanlagen für Mercedes soll es hier um die 300.000 CFA geben. Da lohnt es sich schon fast hinzufahren und auf dem Rückweg in Marokko die Stoßdämpfer richten zu lassen.


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