Türkeitour 1999
Freitag, 2. April

Nun ging es endlich gen Osten. Wir fuhren los mit Tagesziel Nevshehir, wo unsere Gastgeberin Bekannte hatte. Vorher Material- und Brennstoffergänzung in Manavgat. Sehr bequem, weil man nichts zu machen braucht, außer im Auto zu warten. Versteh ja nichts, was soll ich also mitlatschen? Sollte man vielleicht in Deutschland auch anfangen.

Hier begann die Gebirgsstrecke.

Im Gebirge mußte einmal kurz angehalten werden, weil sich die Damen unbedingt eine Schneeballschlacht liefern mußten. Das war sehr unangenehm, weil ich da immer das krankhafte Bedürfnis habe, mitzumachen. Wenn irgendwo geschossen wird, dann nicht ohne mich. Es störte keinen, wenn da drei geistig noch nicht ganz Ausgewachsene sich mitten auf der Straße gegenseitig mit Schnee bewarfen. Verkehr gab es auf der Strecke wenig.

Mitten im Gebirge auf einem hübsch gelegenen Rastplatz. Die Straßen waren nicht besonders gut und wurden auch nicht besser. Nichtsdestotrotz kamen wir zügig voran.

Und langsam kamen wir in eine Gegend, in der es sich für das Weibsvolk nicht ziemt, kurzbehost durch die Gegend zu springen. Es hat sich gefälligst zu verhüllen und ansonsten die Männer zu bedienen. Nicht, daß ich da was dagegen hätte, das Verschleiern dient in vielen Fällen nur dazu, bei den Männern das Augenkrebsrisiko zu senken - kann man ruhig auch in Deutschland einführen - und bedienen lasse ich mich auch gerne, doch auf dem Rastplatz mußte ich aussteigen, um Getränke zu holen. Ja, was? Sind wir hier in der Türkei oder nicht? Ich bin ein Mann, also müßten eigentlich die Weiber springen und mich bedienen und nicht umgekehrt, das ist des Landes nicht der Brauch. Allerdings will man ja auch niemanden provozieren, nicht, daß da so ein Verrückter Allahanbeter seinen islamischen Krummdolch zieht, meine beiden Bedienungenumhackt und mir am Ende dabei gar noch einen Kratzer in den Lack macht, das muß ja nicht sein, also blieben die hübsch brav im Auto und ich ging zum Einkaufen. Am Ende mußte ich sogar nch hinten im Gepäck zwei lange Hosen vorbringen.

Die Landschaft hier ist durchaus mit der mitteleuropäischen Gebirgslandschaft vergleichbar (die Straße nur mit mancher österreichischen Autobahn, mit dem Unterschied, daß hier nicht auch noch gezahlt werden muß). Die Gegend wird nun wieder flacher. Die Straßen wurden zwar immer gerader aber der Belag immer schlechter und auch die Schlaglöcher wurden nicht weniger.

In Sachen schlechte Straßen hatte nun die Türkei den unangefochtenen ersten Rang. Dabei gehe ich natürlich von dem allgemeinen Eindruck aus und nicht danach, ob mal eine wirklich katastrophale Straße da ist. Wenn man drei Viertel der Zeit irgendwelchen Schlaglöchern ausweichen muß oder den Eindruck hat, man würde auf Feldwegen fahren, obwohl es Asphalt ist, dann reicht mir das, um die Aussge zu treffen, daß es sich dabei um schlechte Straßen handelt, ob wissenschaftlich belegbar oder nicht, das interessiert weder mich noch das Auto. Genauso wenig interessieren mich die Gründe, warum das jetzt so ist oder sein muß. Straßen sind die Visitenkarten eines Landes. Ist natürlich gemein, ein Land nach seinen Straßen zu beurteilen, aber was interessiert mich denn in erster Linie? Es sind nun mal die Straßen. Gerade in der Türkei muß ich allerdings sagen, daß sich eine Fahrt hierher trotzdem lohnt, die Landschaft macht einiges wieder wett, die Menschen auch und man darf nicht die Türken, die man von daheim kennt zum Maßstab für die Beurteilung der in ihrem Land gebliebenen machen. Haben beide miteinander nur die Sprache gemeinsam. Es ist hier bei weitem nicht so wie in manch anderen Ländern, daß es hier nichts zu sehen gibt und dann auch noch die Straßen so sch... lecht sind, daß man es sich sparen kann, das Land zu besuchen. Nein, hier liegt es anders, ganz anders.

Bei einem Honigverkäufer. Ab und zu ließ sich auch die Sonne blicken.

Weite Ebenen taten sich auf. Ein bißchen Wüste würde hier auch guttun, aber schlecht ist das auf keinen Fall, hier. Honig wurde leider keiner gekauft, weil angeblich zu teuer. Aber er schmeckt gut. Pappsüß und dann ist da auch noch dieses Wachs dabei auf dem man ewig rumkauen kann und durch die Gegend spucken und so. Am besten ißt man ihn mit diesem Fladenbrot, das man hier überall nachgeworfen bekommt. Der Nachteil - zumindest sehe ich das so - ist der, daß man etwas Eßkultur an den Tag legen muß und ihn am besten nicht an die Finger bekommt, weil sonst alles klebt, was man anlangt. Wahlweise kann man sich von der Beifahrerin füttern lassen, dann kann sie sich mit der Problematik auseinandersetzen, doch mangels Honig erübrigten sich weitere Tests in dieser Richtung.

Das letze Tageslicht. Die Landschaft war bretteben. Im Hintergrund erheben sich Berge.

In Nevsehir angekommen versuchten wir einen Plan aufzustellen, wie es weitergehen sollte. Die Familie, bei der wir untergebracht waren riet uns davon ab, weiter in den Osten vorzustoßen. Es sei eine unruhige Gegend und mit unserem deutschen Kennzeichen würden wir auffallen. Wir spielten mit dem Gedanken nach Siirt weiterzufahren, wo auch wieder Bekannte unserer Gastgeberin zu Hause waren. Davon wurde uns wieder abgeraten mit Hinweis auf PKK. Der Vater stammte von dort. Es wäre besser abzuwarten, bis sich die Situation wieder beruhigt hat. Schön, aber in den nächsten Tagen würde das bestimmt nicht der Fall sein. Also streichen. Vielleicht Ankara, vielleicht Schwarzmeerküste, vielleicht, vielleicht... Wir kamen zu keinem Schluß. Fest stand nur, daß am nächsten Tag Kapadokien unter die Räder genommen werden würde.


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