Libyentour 1999
Dienstag, 31. August

Die Anmeldung hätte schon längst vorgenommen werden müssen, deshalb erledigten wir das an erster Stelle. "Wir" ist gut. Die ganze Schreibarbeit - was anderes gab es nicht zu tun, blieb natürlich an Almut hängen, die als einzige diese Zeichen entziffern konnte und auch wußte, was sie am Ende für einen Sinn ergaben. Jeder, der in Libyen einreist, muß sich innert 7 Tagen bei diesem "Immigration Office" melden, zu dem wir uns durchfragten. Dort holten wir die Formulare, Almut füllte sie aus und abgeben mußten wir sie ganz woanders. Auch dieses Gebäude fanden wir nach mehrmaligem Fragen. Ich blieb beim Auto, da es keine richtigen Parkplätze in der Gegend gab. Die anderen erledigten die Formalitäten. Das mit den 7 Tagen hatten wir natürlich auch nicht so genau genommen und nun hieß es, wir müßten 50 US$ Strafe zahlen. Es blieb aber, wie in Libyen üblich, bei einem netten "Schwätzle" mit dem Amtschef, der schon einmal in der Bundesrepublik war und - aus welchen Gründen auch immer - anscheinend davon begeistert war. Als Deutscher hat man in Libyen ein Bonus. Die Sympathie, nicht nur für die deutsche Nationalelf, sondern auch für Deutschland an sich ist riesengroß und das tut gut. Es mag nicht zuletzt daran liegen, daß die Araber und die Juden sich so gerne mögen. Meine Sympathien liegen ganz klar bei den Arabern. Die könnten, wenn sie sich mal zusammentun würden, ein Ersatz für die zerbröselte UdSSR sein, aber dazu sind sie vielleicht einfach zu faul, ich weiß es nicht. Und sie haben mit den Deutschen eines gemeinsam: Während wir uns hier gegenseitig die Köpfe einschlugen, haben sich seinerzeit die Engländer und Franzosen die Halbe Welt unter den Nagel gerissen. Als wir dann eine Nation waren, merkten wir, daß wir bei der Verteilung der Welt in den vorangegangenen Jahrhunderten zu kurz gekommen sind. Wie die nachträglichen Versuche das zu ändern, endeten, wissen wir alle. Und auch die Araber sind damit beschäftigt, sich gegenseitig zu beschimpfen, während die Juden über sie lachen. Allein Gadaffi versucht, eine Einigung zwischen den Arabern herbeizuführen. Bislang ohne Erfolg. Wie es der restlichen Welt wohl ergehen würde, wenn die Araber wüßten, was sie mit dem Erdöl sonst noch alles machen könnten, außer Geld?

Anläßlich des 30. Jahrestages der Großen Revolution paradierten am Abend die Gruppen vieler afrikanischer Staaten auf dem Grünen Platz. Überall hingen Plakate aus, die klarmachten, daß Libyen sich nicht nur geographisch sondern auch politisch und geschichtlich als afrikanischer Staat versteht. Das wollen Tunesier, Marokkaner und auch Ägypter gar nicht so gerne hören, genauso, wie die Engländer sich nicht ohne weiteres zu Europa ("der Kontinent") zählen mögen.


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