In der Heimat, in der Heimat...
Mittwoch, 24. März 2004

Gepäck hatte ich nicht einchecken müssen. War schon recht knapp, ich war wie immer der Letzte. (Originalton Herr Trum, ehemaliger Sport- und Lateinlehrer: "Besold, ist Dir schon mal aufgefallen, daß Du immer der Letzte bist? Allmählich fang ich an zu glauben, daß Du das Letzte bist...") Manche Dinge ändern sich eben nie. Unangenehm wäre es schon gewesen, hätte ich den Flug verpaßt. Der nächste ging erst um sechs Uhr früh. Es war ohnehin eine selten dämliche Strecke. Ich hatte damals in Seattle das Rückflugticket nach Europa gekauft, um es an der Grenze nötigenfalls herzuzeigen. Das billigste, das ich finden konnte war mit Continental von Newark nach London Gatwick und kostete 270 US$. Nun mußte ich allerdings von L.A. nach Neu York kommen und dazu buchte ich einen weiteren Einwegflugschein. Da nun das Touri-Visum schon wieder abgelaufen war, entschied ich mich, nach Europa zu fliegen. Der Plan war eigentlich einige Tage in Frankreich und Flandern zu weilen, von dort aus dann wieder zurückzufliegen, aber Madame Hinz hatte keine Zeit und allein im Schlamm auf Schlachtfeldern herumzuspringen ist nicht unbedingt die beste Art und Weise, die Tage zu töten. Daher buchte ich noch bei Ryan-Air ein Ticket von London nach Linz. Fein. Plan steht.
Bis Neu York ging es mit ATA, dann weiter mit Continental, wie schon erwähnt. Natürlich nicht Non-Stop, sondern mit Zwischenlandung in Chicago mit einer Stunde Aufenthalt. Da will mir irgendein Schlaumeier erzählen, daß Fliegen entspannender sein soll als das Fahren mit dem eigenen Auto. Das kann nur einer sagen, der entweder nicht fahren kann oder der noch nie geflogen ist. Es ist wohl billiger, schneller, aber keinesfalls entspannender - und spannender ist es auch nur in der Hinsicht, als daß man im Flugzeug sicher sein kann, daß man tot ist, wenn etwas schiefgeht und daß man nicht weiß, was die Maschine macht, weil man selbst nicht am Ruder hängt.

Ich saß in der hintersten Reihe, weder am Gang noch am Fenster, flankiert von zwei Mädels. Nicht gerade häßlich. Die linke war extrem laut, die rechte war extrem leise, die Stewardessen extrem häßlich, aber doch recht nett, soweit natürlich eine Frau eben nett sein kann, wenn sie häßlich ist. Aber für 130 Dollar kann man nicht alles haben. Nicht viel mehr als einen Sitz, um genau zu sein. Man bekommt, wenn überhaupt, nur sehr wenig zu Essen. "Wünschen Sie Chicken oder Steak?" Fragte mich eine der Besagten. "Eigentlich beides..." Die links neben mir lachte los, die Stwardess war darob verwirrt und fragte nach, als ob sie sich verhört hätte: "Wie bitte?" "Steak", sagte ich dann resigniert. Das ist wohl überall auf der Welt gleich: Man gibt als Bedienung die Oder-Frage ab und erwartet eine von den zwei Antworten. Kommt jedoch irgendetwas, was nicht in die Schablone paßt, dann meint man, sich verhört zu haben. Ich bekam mein Steak, die Chicks mir zu den Seiten ihre Chickens. Gabel und Messer aus Plastik, damit man nicht in Versuchung kommt, eine Geisel zu nehmen und Löseverpflegung zu fordern. Die Messer können sie aber genausogut wegkürzen, denn ich fragte mich, was ich mit dem Messer an dem winzigen Steak schneiden sollte. Eine Lupe wäre weitaus Sinnvoller gewesen. Ich war nach zwei Bissen fertig - der Teller, der mehr einem Bierdeckel glich, war leer bis auf die Deko. Zum Glück hatte ich im Kino Pop-Corn gegessen, sonst wäre ich bis Chicago verhungert. "Frechheit, daß man hier überhaupt gar nichts zum Essen bekommt", quatschte ich die rechts neben mir an und starrte auf ihren Teller. Die hatte die Dekoration aufgegessen und den Gockel liegengelassen. "Brauchst Du das noch?", fragte ich sie mit meiner mir eigenen Zurückhaltung. "Nein, kannste haben." Na, wenigstens was. "Thank you...", sagte ich, wieder zwei Bissen und der Gockel war auch weg, "...very much, Mylady..." Dann sah ich zu der links neben mir. Die meinte nur: "Sorry, das Hühnchen ist schon weg. Aber Du kannst meine Nachspeise haben, wenn Du sie magst. "Dankeschön..." Als die Stewardess wieder kam, um abzuräumen, fragte ich, ob ich auch ein Abendessen bekommen könnte, wie alle anderen auch. "Haben Sie keines bekommen?", fragte sie verstört und zeigte auf die Sammlung von Untertassen auf meinem Tablett. "Achso", begann ich zu verstehen, "das war das Abendessen? Sorry... wußt' ich nicht." Frustriert schlief ich dann ein. Kein Wunder, daß kein Mensch diese Fluglinie kennt. Die Hälfte der Passagiere verhungert für gewöhnlich und die andere Hälfte wird den Teufel tun und soetwas weiterempfehlen.

Meiner Meinung nach sollte das Cicago O'Hare sein. Das Wetter war schon eine gute Einstimmung auf das europäische Wetter, besonders das englische, das ich bislang nur vom Hörensagen kannte.

Als ich wieder zu mir kam, setzte das Flugzeug zur Landung in Chicago an. Mein verdammtes Handy funktionierte natürlich nicht. Aber ich hatte mit Frank, der zur Zeit in Neu York weilte, ausgemacht, daß ich ihn von Chicago O'Hare anrufen würde. Das tat ich dann auch, nachdem ich mir für teures Geld eine Pizza gekauft und verschlungen hatte. Wir verabredeten uns für 10 Uhr vor dem Flughafen in Newark. Die Warterei auf den Anschlußflug schien endlos, aber als ich erst in der Maschine saß, vergingen die zwei Stunden wie im Flug. Die Stewardessen hatten nicht einmal die Zeit, ein Essen zu servieren. Ich stieg aus und rief Frank an. "Was geht, wo bist?" Bei Frak klappt wie immer alles wie besprochen. Da kann ich noch was lernen. Er stand dort, wo wir uns verabredet hatten, ich stand irgendwo weit davon entfernt - aber immerhin auf demselben Flughafen, daher konnte auch das ohne Probleme ausgebügelt werden. Leider war er nicht mit seinem 300D da, sondern mit irgendeiner amerikanischen Schüssel, bei der das Dach fehlte. Das war das erste mal, das ich in einem Chrysler saß. Hätte ich das vor Jahren mal ausprobiert, dann hätte ich bei Mercedes angerufen und denen gesagt, sie sollen das Zeug ja nicht kaufen, geschweige denn, den Namen dahingehend zu vergewaltigen, daß man statt Benz nun Chrysler auf den Fahnen führt. Mußte ja schiefgehen. Aber wahrscheinlich hätten sie nicht auf mich gehört. Auf mich hört nie einer. Kein Wunder, daß es auf der Welt so aussieht, wie es aussieht.

Wir fuhren durch Neu York. Ich hatte mir das alles viel größer, weiter, höher, protziger und wichtiger vorgestellt. Ist immerhin die Welthauptstadt der internationalen Finanz. Wahrscheinlich hätte ich das auch so empfunden, wenn ich nicht schon mit eben dieser Erwartungshaltung in diese Stadt gekommen wäre. Ich kam mir jedenfalls vor, wie Ernst Jünger, als er an der Nordsee stand und von den Wellen enttäuscht war, die nur Mannhoch waren und eben nicht Hochhaushoch. Selbst das Reichsstaatsgebäude, besser bekannt als Empire State Building vermochte nicht wirklich zu beeindrucken. Ich dachte, es sei höher als der Aconcagua, aber Null. Los Angeles bleibt nach wie vor mein Favourit und wenn es auch nur wegen des Klimas ist. Hier war es ziemlich europäisch. Wir kurvten durch die Gegend, Frank kannte sich hier für meine Auffassung sehr gut aus. Ich hätte mich wohl erst hundert mal verfahren, denn ich komme leicht in Verwirrung bei den vielen geraden Straßen. Natürlich kamen wir auch am Welthandelsmittelpunkt vorbei - besser gesagt, an dem, was davon übrig ist. Grund Null, oder Ground Zero, wie die Amis dazu sagen. Umzäunt liegt die riesige Baustelle wie eine Lichtung mitten im Betondschungel. Geschäft ist Geschäft. Wenn das Geschäft Krieg ist, dann muß man damit rechnen, daß die Kameraden von der anderen Feldpostnummer auch mal was treffen. Und man muß ganz sachlich feststellen, daß die Sache hier wirklich mehr als nur glimpflich verlaufen ist. Man braucht nur die Zahl derjenigen besehen, die es hätte erwischen können und die dagegenhalten, die es tatsächlich erwischt hat. Der Unterschied beträgt mehrere Zehntausende. Dreitausend Tote inmitten von Manhattan bei der Größenordnung würde man in der Fachsprache unter "leichte Verluste" ad acta legen. Die Straßen hier sind voll von Menschen, es herrscht eine Hektik wie in Santiago de Chile. Etwas, was man in LA eigentlich weniger sieht. Jeder ist allein in seinem eigenen Auto unterwegs, wenn man in Hollywood jemanden auf der Straße sieht, dann sind das mehr so die Obdachlosen. In Neu York ist das anders. Viel Zeit hatte ich nicht. Einige Stunden, nur. Frank parkte das Auto in der Brazil und ging seinen Geschäften nach. Ich spazierte durch die Gegend, lief hin und her, wagte aber nicht abzubiegen. Als vollkommener Orientierungsidiot ohne Handy wollte ich nicht riskieren, den Flug zu verpassen. Viel kann man da zwar nicht falsch machen, wenn man abbiegt. Man dreht einfach um und achtet auf die Querstraße. Lesen kann ich ja, und wenn Brazil dransteht, dann schrillen sowieso die Alarmglocken. Dann biegt man wieder ab und läuft eine Stund, wenn das Parkhaus nicht vorbeikommt, dann dreht man um und läuft in die entgegengesetzte Richtung für zwei Stunden. Wenn das Parkhaus dann immer noch nicht vorbeikommt, dann sollte man sich an Ort und Stelle aus Rücksicht auf seine Umgebung erschießen, denn dann ist die eigene Blödheit wahrscheinlich sogar ansteckend. Ich wollte das jedoch nicht wirklich herausfinden, daher blieb ich auf der Brazil.

Das berühmte Neu York. Hier die Kreuzung 7th Avenue und 46th Avenue, wie die Brazil offiziell bezeichnet wird. Kapiert wahrscheinlich eh keine Sau, wie was wirklich heißt.

Nach einigen Stunden kam Frank zurück und wir fuhren wieder zum Flughafen. Natürlich kamen wir auch bei Grund Null wieder vorbei. Ich konnte es mir nicht nehmen lassen, im Cabrio aufzustehen und eine Aufnahme zu machen. Hier stand es also, das mächtige Welthandelszentrum. Auch hier, genau vor dem Grunde, wo sich dieses spektakuläre Ereignis zutrug, kann ich nicht einen einzigen Funken Mitleid, Empörung, Bedauern, was auch immer verspüren. Nichts, einfach. Es ist wie ein Geschäft, ich kann es nur immer wiederholen. Das war Amerikas eigene Wahl, zumindest die Wahl derer, die hier tatsächlich regieren. Und die nehmen soetwas in Kauf. Es erwischt immer die Unschuldigen, das wird sich nie ändern. Wenn die Monarchen ein Problem miteinander haben, dann schießen sich die Fabrikarbeiter gegenseitig tot. So ist es nun mal. So war es in 3000 Jahren Menschheitsgeschichte, so wird es einfach bleiben. Kein Mensch kann das ändern, denn kein Mensch hat dieses Gesetz erlassen, daher kann man nicht viel mehr tun, als sich zu fügen. "Darum, still, füg ich mich, wie Gott es will. Nun, so will ich wacker streiten, und sollt' ich den Tod erleiden, stirbt ein braver Reitersmann". Ich war eigentlich völlig zerstört, denn ich hatte keine sechzehn Stunden Schlaf bekommen. Als Kind hat mir das nie etwas ausgemacht. Ich wollte gar nicht schlafen, Fliegen war viel zu aufregend. Alle zwei Jahre flogen wir nach Deutschland, um die Familie zu besuchen. So geschah es 1981, 83, 85 und für mich zuletzt 87. Wie kann ein Junge da schlafen, wenn die stählernen Schwingen im Sonnenschein blitzen, die starken Motoren ihr Lied singen, der Donnersang, von Menschenkunst erschaffen, der das Herz im tiefsten Inneren packt und erhebt. Aber man wird alt und es half nichts, es muß geflogen werden. Diesmal war es ein internationaler Flug und daher war auch das Boarding, wie man weltweit das Anbordgehen nennt, etwas aufwendiger. Menschenmassen wie auf dem Märzfeld. Unglaublich. Ich versuchte in meiner stillen, vornehmen Art zu erklären: "Haut's alle ab, ich will jetzt da durch!", aber es half gar nichts. Keiner konnte Deutsch. Ich stellte mich also an, ging durch die Terroristenkontrolle. Immer wieder das selbe, das wird langsam langweilig. Ich mußte feststellen, daß die Metalldetektoren immer unterschiedlich reagieren. Noch in LA konnte ich meinen Gürtel anlassen. Hier hieß es: "Den Gürtel bitte auch abnehmen. "You mean... you want me... tackle out..?" "Yes, Sir, youn have to take off your belt." Ich tat so, ging anschließend durch den Metalldetektor. "Piiiiiep." Die metallbehängte Hose war dafür verantwortlich. "No problem, soll ich die auch noch ausziehen? Machen wir, mußt nur was sagen..." Sie baten mich zur Seite. Ground ZeroNachdem sie jeden einzelnen Knopf untersucht hatten und feststellten, daß es sich wirklich nur um harmlose Knöpfe handelte, ließen sie mich passieren. Ich nahm also meine Ausrüstung wieder an mich, was einige Minuten in Anspruch nahm, obwohl ich diesmal die Jeanshose trug, statt der schwedischen Lodenhose, die hauptsächlich aus stahl besteht. "Tut mir ja Leid, aber Metall ist Metall." Ich hätte gerne gesagt, daß Eisen zum Mann dazugehört wie seine Hände, denn der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte. Eisen ist für den freien Mann. Leider konnte ich das auf Englisch nicht ausdrücken, daher ließ ich es bei einem "No Problem" bewenden. Aber es ist wahr. Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte. Drum gab er Säbel, Schwert und Benz dem Mann in seine Rechte. Drum gab er ihm den kühnen Mut, den Zorn zur freien Rede, daß er bestände bis aufs Bludt, bis in den Tod die Fehde. Mal ehrlich. Was wäre unser Leben ohne Blut und Eisen? Es gäbe keine Maschinen, die einen durch die Lüfte tragen zu den enlegensten Gegenden. Millionen starben, damit Milliarden leben können. So ist es nun mal, es gibt nichts daran zu rütteln. Unser Wohlstand erwuchs den Schlachtfeldern, so war es immer, so wird es ewig bleiben. Und bevor das hier zu philosophisch wird, zurück zum Punkt, welcher ist, daß ich mich nun, unwiderruflich auf dem Weg zurück nach Europa befand. Nach wenigen Minuten saß ich im Flugzeug und es war wieder soweit, als es vor anderthalb Jahren war. Kein gutes Gefühl. Das alte Europa mit seinen starren Vorschriften. Ich rede nicht von Südfrankreich, Italien, und so weiter. Eigentlich meine ich nur das klebrige Deutschland. Ekelhaft. Nur gut, daß die meisten Leute dort gar nicht wissen, was Freiheit ist. Sie reden nur darüber wie blinde über Fraben reden. Klar, es gleicht sich alles aus... dennoch. Deutschland ist nicht wirklich das gelbe vom Ei. Aber das verstehen die wenigsten. Jeder Deutsche erklärt, daß Deutschland das beste Land zum Leben sei. Jeder Amerikaner erklärt, Amerika sei das beste Land dafür. Und das groteskste ist, daß auch jeder Brasilianer erklärt, das beste Land dafür sei Brasilien. Dabei sagt das überhaupt nichts über die Länder aus, sondern es zeigt nur, wie sehr der Mensch mit der Scholle verbunden ist. Die Heimat, der Platz, an dem er aufgewachsen ist, es ist der Platz, zu dem er sich zugehörig fühlt, es ist wie eine Mutter. Da kennt er sich aus, da weiß er, woran er ist, er weiß sich darinnen zu bewegen. So sehr das Wort Heimat heutzutage außer Mode ist, ja mit etwas schlechtem verbunden wird, so sehr hängen doch die meisten mit ihrem Herzen daran und wollen die Heimat nicht missen. Insofern war es für mich doch ein Glücksfall, daß ich als Kind niemals mich zu einem festen Punkt zugehörig fühlte, sondern immer hin und hergeschoben wurde. Das macht immerhin den Blick frei und dann kann man sehen, was andere Länder an Vor- und Nachteilen zu bieten haben. Und meines Erachtens gleicht sich alles immer wieder aus. In Deutschland existiert so etwas wie persönliche Freiheit nicht. Das meint man immer nur. Dort, wie in allen Ländern, ist persönliche Freiheit nur innerhalb eines gewissen Rahmens erlaubt. Auf der einen Seite kann man nicht alles machen, was man will, auf der anderen dürfen das die anderen auch nicht. Sobald man sich also in diesem bestimmten Spektrum bewegt ist man fein raus. Wenn es mal nicht mehr geht, dann hilft einem der Staat. Auf der anderen Seite ist es nutzlos, besser als der Durchschnitt zu sein, denn alles, was dann passiert ist, daß man der Allgemeinheit einen Gefallen tut. In Amerika ist der Grundgedanke ein anderer. Ist man besser, ist man auch feiner raus, ist man schlechter, dann ist man auch schlechter dran. Die Ausschläge in beide Richtungen sind einfach größer. Aber es liegt an jedem selber. Als Penner ist man in Deutschland jedenfalls besser aufgehoben als hier oder in der dritten Welt, soviel steht fest.

"Keep, ancient lands, your storied pomp!" cries she
With silent lips. “Give me your tired, your poor,
Your huddled masses yearning to breathe free,
The wretched refuse of your teeming shore.
Send these, the homeless, tempest-tost to me,
I lift my lamp beside the golden door!”

Doch es ist nutzlos, darüber nachzudenken, was besser ist, wenn man sich schon im Flugzeug befindet, das einen zurück nach Europa bringt. Der Kontinent, dem man vor Jahren zu entfliehen trachtete, und dem man auch entfliehen könnte, wenn man nur 300 Jahre fr:uher den Gedanken zu fassen erlaubt gewesen wäre. Noch scheitert es daran, daß einen Amerika nun mal nicht mehr braucht. Nun ist Amerika das gelobte Land, mit gutem Grund, doch nun werden auch keine Siedler mehr gebraucht. Die brauchte man vor Jahrzehnten, als das hier eine weitgehend unbesiedelte Wildnis war. Nun hat man ein Problem, wenn man legal bleiben möchte. Die wollen nicht den Müll, den andere Länder auch nicht brauchen, nicht die nutzlosen Penner, die Taugenichtse, die Nichtskönner. Amerika will die Leute, die mehr wissen, mehr tun, mehr können als der Durchschnitt, um sicherzustellen, daß der Fall des amerikansichen Reiches so weit wie möglich hinausgezögert wird. Und das bedeutet, daß man besser zusieht, daß man tatsächlich besser ist. Oder man wählt den billigen weg. Kein Papierkrieg, keine Schreiberei. Doch da sich immer alles wieder ausgleicht: Kaum eine Möglichkeit, sich selbst zu verwirklichen. Man kann den Weg selbst wählen. Es ist nicht einmal eine Frage des Geldes. In Amerika findet man Leute, die einem das Geld zur Verfügung stellen. Doch hier ist nichts umsonst. Das Geld wird nur dann zur Verfügung gestellt, wenn man selbst auch wert ist, daß einem das Geld gestellt wird, denn das tut keiner aus Nächstenliebe, sondern nur aus Liebe zum Profit. Am Golde hängt, zum Golde drängt doch alles, ach, wir Armen.


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© by Markus Besold