Destroit zum zweiten
...und hoffentlich letzten Male...

Es blitzen die stählernen Schwingen...Während des Fluges schlief ich die meiste Zeit. Ich wachte erst auf, als im Osten der Morgen rotgolden heraufdämmerte. Schöner Flug, wenn er nur nicht nach Destroit ginge. Wir landeten auf dem Internationalen Flughafen in Chicago. Zwischenlandung. Kaum da, klingelte das Telephon. Matthias war dran. Das Gespräch ging irgendwie so: "Servus, ich bin am Flughafen, wo bist Du?" "Auch. Allerdings nicht in Detroit sondern Chicago, mach das was?" "Ja, schon irgendwie. Ich dacht halt, es ist viertel nach Sieben. Hol ich Dich halt mal ab." "Da ist wohl was schiefgelaufen. Hier ist es viertel nach Sechs, der Flug dauert eine Stunde, also bin ich um 6:40 Ortszeit in Detroit. Steht auf dem Ticket. Hä? Wart mal..." 6:40 Uhr Abflug in Chicago, Flugdauer eine Stunde, eine Stunde Zeitverschiebung, also komme ich um 6:40 Ortszeit in Detroit an. Logisch. Aber wieso ist es bei denen schon 7:15 Uhr? Ich rief an und erklärte, daß das Flugzeug Verspätung hatte und erst um 7:15 Uhr starten würde. "Fahr wieder heim, ich ruf Dich an, wenn ich gelandet bin." Ei, hier klappt ja schon wieder gar nichts, man kann förmlich spüren, wie Destroit immer näherrückt. Ich glaube langsam auf dieser Stadt muß so etwas wie ein Fluch liegen. Bloß weg hier, so schnell wie möglich raus aus diesem Schlamassel, sobald der Diesel läuft, das Weite suchen.

Als wir in Detroit landeten hatte das Handy erst wieder Empfang. Ich funkte Hias an. "Das Flugzeug ist gelandet..." "OK, ich fahr jetzt los." Als ich vor dem Eingang stand, klingelte es abermals. "Ich sthe vor der Tür und Du?" "Ich auch..." Hm. "Stehst Du unten vor der Tür?" "Ja, vor Arrivals, halt, oder?" "OK, ich steh vor Departures, aber ich komm gleich runter, Servus..." Ich weiß nicht wie, aber irgendwie hatte ich es geschafft, daß ich bei den Abflügen in aller Seelenruhe gewartet hatte. Nunja, es findet sich alles. Ich stieg in den Panzer. "Heute ist schon wieder so ein Tag, wo nichts klappt", erklärte er mir während der Fahrt. "Klar, willkommen in Detroit. Da haste Dir für'n Anfang gleich ne dufte Ecke ausjesucht..." Er hatte wieder eine absurde Erfahrung mit Airlines gemacht. "Ich hatte ein Ticket gebucht und wollte den Rückflugtermin umändern. Das ging nur gegen 200 Dollar Gebühr, denn es war ein 'Discount-Ticket'... So nannte es er, ich nenne es 'normal' für 500 Euro. Das was er 'normal' nennt, das nenne ich 'Fantasy-Ticket'. Dann dachte ich, ich zahl halt die 200 Euro und buche es um auf das Datum, das ich will, also anstatt 4. März bis 8. März, nun 4. März bis 18. März. Das ging so weit ganz gut, nur war für den 18. schon alles weg. Schau ich nach am 17. Alles weg. 16., 15., 14., 13., alles weg. Am Schluß lande ich wieder am 8., "umgebucht" für 200 Euro. Dann versuchte ich es mit einem anderen Flug. Das ging zwar, aber nur, wenn man einen Flug nimmt, der teurer ist. Ich hab einen für 510 Euro gefunden und wenn man einen anderen Flug nimmt, dann zahlt man nur 100 Euro Gebühr. Flug storniert und neu gebucht, Ergebnis: 610 Euro, aber ich hab die Flugdaten, die ich wollte. Jetzt frag ich: Wieso können das die nicht machen?" Schenken wir uns die Fragen nach dem Warum...

Ich kam an und richtete mich erst mal ein. Dann bat ich um den Panzer. Ich mußte den geliebten Daimler besuchen und die überfälligen Standgebühren zahlen. Ich fuhr hin und da stand er noch. Genau so wie ich ihn vor zwei Wochen abgestellt hatte. Die 220 Dollar Standgebühr schmerzten nicht so, wie das Auto zu sehen, daß da paralysiert stand seit Wochen ind er Kälte, völlig verdreckt und wie ich darauf wartete, daß diese verdammten Schlampentreiber in irgendeiner Drecksecke des Landes endlich den Motor herschaffen, um ihm neues Leben einzuhauchen.

Ungeduldig auf Herztransplantation wartend, der gute alte Daimler.

Der Panzer wurde dann noch vollgetankt. Langsam habe ich es satt, fremde Autos vollzutanken, wird wieder mal Zeit, daß ich einen Dieselhahn in die Fingern kriege und den Tank des Daimlers mit dem köstlichen Rohöl vollasse.
Erstmal schlafen. Diese Flüge in Richtung Osten haben einfach nichts. Westwärts klappt es scheinbar besser, doch am besten klappt es, wenn man nicht fliegt, sondern selber fährt und ich werde Destroit entweder auf den vier vertrauten Rädern verlassen oder gar nicht. Jetzt werden Nägel mit Köpfen gemacht, denn anscheinend hat es keinen Sinn, nur zu bezahlen und darauf zu warten, daß hier auch nur irgendwas klappt.
Wir beschlossen, im Lotto zu tippen, denn Detroit ist soetwas wie eine Garantie dafür, daß es 100%ig danebengeht. Minus mal minus ergibt bekanntlich plus, wenn das danebengehen schiefläuft, dann sind wir gut im Plus. Mit Glück sogar 177 Millionen, das wäre schon was. So hoch ist nämlich der Jackpot gerade.


Voriger Tag Zum Anfang Nächster Tag

[Hauptseite] [Besolds W123] [Reiseberichte] [Gästebuch]
© by Markus Besold