Gammel in Mexiko 2003
Mittwoch, 28. Mai

Obwohl ich zeitig zu Bette gegangen war, weil abends absolut nichts los war, verschlief ich in der Früh. Als ich rauskam war alles verregnet, es war etwas kühler, allerdings war es noch nässer als sonst, besonders die Luft. Ekelhaft. Man hat hier die Auswahl zwischen warm und feucht oder weniger warm und naß, etwas anderes gibt es nicht. Ich fange an zu glauben, daß der Teufel persönlich hier irgendwo in der Nähe seinen Hauptwohnsitz haben muß. Und das obwohl mir der Ami aus Denver ausdrücklich versichert hat, daß die Hölle dunkel und kalt ist. Kann nicht sein. Ich weiß, daß das nicht stimmt, ich bin römisch katholnisch.
Nichtsdestotrotz machte ich mich an die Arbeit. Bodenschleifen.

Nachmittags setzte starker Regen ein und ich spielte ein wenig Kellner.

Die Tür in der Rezeption regte mich schon seit einer Weile auf. genaugenommen, seit ich sie immer geschlossen hielt, denn man geht rein, die Tür bleibt urplötzlich stehen, weil sie am Boden schleift und man rennt mit dem Schädel, der Schulter oder der Kamera, die sich immer in der linken Knietasche befindet, dagegen. Ausbauen, abschleifen, einbauen. Sache von 10 Minuten, aber machen muß man es halt...
Abends regnete es erneut ziemlich stark. José kam mal wieder vorbei, ging aber ziemlich früh und ich blieb noch mit Dewey vor der Rezeption und unterhielt mich. Er war seit 15 Jahren erstmals wieder im Ausland, doch er hatte die USA nie für länger als ein paar Tage verlassen. Danach klang er aber überhaupt nicht. Gut, er wunderte sich schon ein wenig, daß hier überall amerikanische Musik lief, aber ich erklärte ihm, daß das nur in wenigen Ländern nicht der Fall sei, woraufhin er meinte: "Wir exportieren also unsere nicht vorhandene Kultur quer über den Planeten..." Das hört man selten von einem Amerikaner, normalerweise immer das Gegenteil, nämlich, daß dank dem Opferwillen des amerikanischen Volkes der Welt die Freiheit, die Demokratie, überhaupt, alles Gute gebracht wurde. Die Wahrheit dürfte wohl, wie so oft, irgendwo dazwischen liegen. Vielleicht bin ich ja schlauer, nachdem ich in den USA gewesen sein werde. Er erzählte mir wieder die Sache mit seinem Paß und seinem Führerschein. Er war hier einen Tag nach Rob und John eingetroffen, und zwar deshalb, weil er bei der Ausreise ein Problem gehabt hätte. Sie wollten ihn erst nicht rauslassen, weil er eine Namensänderung vorgenommen hatte und die Papiere noch nicht alle aktualisiert waren, so trugen Paß und Führerschein verschiedene Namen. Endlich erreichte ihn dann am Flughafen ein behördliches Papier, mit dem er ausreisen durfte. "Garantiert mir also dieser Fetzen, daß ich hier ein- und ausreisen kann?", fragte er den INS-Typen. Dieser meinte "Nein, es garantiert nur, daß sie ausreisen dürfen..." Er hat dabei nicht gelacht, war wohl kein Witz. Aber Dewey ist seit Generationen Amerikaner...


Voriger Tag Zum Anfang Nächster Tag

[Hauptseite] [Besolds W123] [Reiseberichte] [Gästebuch]
© by Markus Besold