Gammel in Mexiko 2003
Donnerstag, 5. Juni

Ich stand in der früh schon auf und fuhr los, um eine Werkstatt zu suchen. Ich hatte es übertrieben, denn sie hatten noch alle zu. Eine Stunde später fuhr ich wieder los. Ich fuhr zur Werkstatt von Papa-Tere und schilderte das Problem. Er beschrieb mir den Weg zu einer Werkstatt, die ich aber auch nach nochmaligem Nachfragen nicht fand. Es ging wieder zum Hotel zurück, und da fragte ich Alberto. Er fuhr mit dem Moped voraus, ich mit dem Benz hinterher. Sechzig Dollar wollten sie haben. Wenn die Arbeit gut gemacht ist, zahle ich 80. Ich ließ den Benz ohne Schlüssel dort und fuhr wieder zum Hotel.

Die Autowerkstatt in Colosio.

Als ich wieder am hotel war, bat mich tere, den Dodge zum Waschen zu fahren. So kachelten Alberto und ich gleich wieder los, ich stellte den Dodge ab und wir fuhren wieder zum Hotel. Ich kellnerte, schliff und strich mir einen ab, nahm aber jede Gelegenheit wahr, zwischendurch mal nach dem Auto zu sehen. Ich fuhr jedesmal mit einem anderen Gefährt vor und sah nach dem Stand der Dinge. Als ich das erste mal ankam hatte sich herausgestellt, daß ein weiteres Problem zu bewältigen war.

Stoßdämpferdom backbord achtern... ...und steuerbord achtern.

Das waren noch die Nachwirkungen des Baumschadens aus Buenos Aires. Ich fuhr dann wieder zum Hotel, als José gerade aufwachte. Der Hund sah frisch bebadet aus. Ich versuchte, ihm einzureden, daß er den Köter doch endlich wegwerfen solle, der sei zu nichts nütze und ist nur noch ein Faktor, um den man sich sorgen muß. Das Lohnt sich nicht, weil da nichts zurückkommt. "Was man nicht nützt ist eine schwere Last..." Ich konnte Leute nie verstehen, die sich einen Köter halten, wenn dieser Köter nicht irgendeinen nutzen hat. Wachhund, Jagdhund, Schäferhund, Blindenhund, Drogenhund, Minenhund, das ist ja alles OK, aber einfach nur einen dummen Hund, der blöd im Wege steht oder liegt, der nicht gehorcht und der nichts kann, außer Fressen und Dreck produzieren, das macht für mich null Sinn. Und die meisten Hunde sind nun mal so, deshalb leben sie auch auf der Straße. Natur hat solch wunderbare Viecher erfunden, nämlich die Wölfe, aber der kleine Gott der Welt meint, er könnte es besser und erschafft solch sinnlose Kreaturen wie Hunde, damit er ihnen hinterherlaufen und ihren Dreck aufsammeln kann. Der Hund legte sich natürlich mitten auf die Straße. José redete eine halbe Stunde auf ihn ein, erklärte ihm, daß das nicht geht, weil es da böse Taxifahrer gibt, die ihn womöglich überfahren. "Das geht so nicht... darf ich das machen? Ich zeig Dir, wie das geht." Er gestattete es. Ich trat vor den Hund, zeigte auf den Gehsteig und meinte "Ab!" Der Hund rührte sich nicht, da half ich mit den Stiefeln nach. Dann ging es plötzlich. Als er auf dem Gehweg war, befahl ich ihm, zu sitzen, er zögerte, ich sagte es nochmals und hob den Fuß, der Köter saß. "Du hättest ihn einfach mal erziehen sollen. Stell Dir vor, der Hund sitzt im Auto, Du machst die Tür auf, der Hund springt auf die Straße und wird überfahren. Du tust ihm keinen Gefallen dadurch, daß Du ihm Gutmütigkeit entgegenbringst. Ich hab ihn jetzt getreten, aber er hat nicht gejault, also hat es ihm nicht wehgetan, jedoch hat er kapiert, daß ich nicht will, daß er auf der Straße liegt. Wenn ihn ein Auto tritt, dann jault er auch nicht, aber aus dem Grund, weil er dann hin ist... Scheiße... wieso hab ich ihn nicht liegen lassen? Geh sofort wieder auf die Straße, Hund, verhauter..." Keine Lust, den Leuten zu erklären, wie ihre Hunde funktionieren, sie kapieren es eh nicht. "Ich hatte da mal einen Fall..." Lang und breit erklärte ich ihm die negativen Punkte, die ein Hund in der Größe mit sich brachte. Zuletzt erklärte ich ihm, daß er zum Beispiel nicht in ein Hotel gehen kann mit Hund, das geht einfach nicht, er kann auch sonst kaum irgendwohin gehen, weil nun mal Hunde Hunde sind und in ein großes Haus mit Garten gehören, am besten unter die Erde, und nicht in Hotels, nicht in Supermärkte, nicht in Restaurants. Ich erklärte ihm auch, daß Tere mir verboten hätte, Hunde in die Zimmer zu lassen, weil das Zimmer dann hinterher mit Chlor gewaschen werden müsste und den Hundegestank rauszukriegen. Es ist nun mal so, da beißt die Maus keinen Faden ab.
Während José sich aufmachte, sein Auto zu verkaufen, fuhr ich wieder zur Werkstatt. Als ich ankam war der Typ gerade mit Schweißen beschäftigt. Er lag im Kofferraum und das Wasser lief ihm in Strömen hinunter.

Mir fiel keine bessere Begrüßung ein als "Ertrink fei nicht, da drin..."

Die Sache sah schon mal ganz gut aus, allerdings wurde es nichts mehr mit dem vereinbarten Termin (16:00 Uhr), an den ich eh nie wirklich geglaubt hatte. War mir auch wichtiger, daß sie die Arbeit gut erledigten, die Zeit spielt keine Rolle. Sie hatten den Rahmen wieder einigermaßen in seine ursprüngliche Position gebracht und schweißten nun alles Fest.

Vorne drücken... ...hinten stemmen.

Ich fuhr wieder los, um den Dodge abzuholen. Ich hatte verstanden, er wäre um 12:30 Uhr fertig, allerdings hatte der 14:30 Uhr gemeint. "Dos" und "Doze" kann man leicht verwechseln. Als ich das nächste Mal in die Werkstatt fuhr hatte sich ein weiteres problem ergeben. Der Dieselschlauch war sogut wie durch, wir mußten einen Neuen aufstellen, Alberto und ich fuhren mit dem Mopped los. Da man es gleich von Vornherein vergessen kann, ein Originalteil irgendwo aufstellen zu wollen, suchten wir einfach nach einem Laden, der Dieselschläuche verkaufte. Der dritte, den wir anfuhren, hatte noch offen. Ich bat um ein Stück eines dickeren Schaluches und überbrückte einfach die Schwachstelle. Damit fuhren wir wieder zurück. Das Auto war eigentlich fertig, es fehlte nur noch der Tank.

Die Arbeit sah auch gar nicht so schlecht aus im Vergleich zu vorher.

Sie meinten dann, ich solle um halb Sieben kommen, dann sei das Auto fertig. Ich fuhr wieder mit Alberto zum Hotel. Alberto machte nun Feierabend und fuhr heim. Ich schliff ein wenig den Boden bis um sieben. Dann kümmerte ich mich langsam um eine Fahrgelegenheit.beide Moppeds waren da, aber kein Schlüssel nicht. Ich fragte Anna, aber die war gerade auf dem Weg in die Arbeit. Dann ging ich zu Alltournative und fragte nach, ob man mir wohl das Motorrad leihen könnte. "Das ist schlecht, die vordere Bremse geht nicht." Ich parierte: "Macht nichts, ich kenn das, hat mein Auto auch ab und zu." Wiederwillig ließ er sich langsam überreden. Ich bestieg das Motorrad, er erklärte mir, daß der erste Gang drinnen sei. "Eins ist nach unten, dann kommt Leerlauf, dann zwei, drei, vier, weißt ja..." Ich saß zum ersten mal in meinem ganzen Leben auf einem Motorrad und sichte nach dem Kickstarter. "Du weißt, wie man das Teil fährt, oder?" "Jaja, keine Sorge, wo ist denn hier... ach, das ist er wohl..." Ich trappte, bis das Motorrad anprang. "Alles klar?" fragte er nochmal. Ich nahm meine Digitalkamera aus dem Etui, drückte sie ihm in die Hand. "Da, behalt die mal derweil..." Er wollte sie nicht haben, es ginge ihm nicht darum, daß er glaubte, ich würde das Motorrad klauen. "Natürlich nicht, Du sollst sie halten, damit sie nicht kaputtgeht..." ich fuhr auch gleich los, bevor bei ihm der Groschen fiel. Wie eine Tunte bog ich um die Kurve, suchte die Gänge zusammen und tuckelte in Richtung Werkstatt. Als ich ankam, stellte ich schon bal fest, daß ich schon wieder Mist gebaut hatte. Wer sollte jetzt das Motorrad zurückbringen? Ich redete mich hinaus. "Was kostet das? Ich muß Geld holen, hab keines da. 80 Dollar? Gut, ich komm gleich wieder." Auf dem Rückweg ließ ich die Kupplung etwas zu schnell kommen während ich mich in einer Linkskurve befand, weil ich noch schnell vor dem Bus über die Kreuzung wollte und das verdammte Vorderrad hob ab. Ich fuhr geradewegs auf einen Laden zu, versuchte das Körpergewicht (65 Kilo insgesamt) möglichst weit in Richtung Bug zu bringen, indem ich mich am Lenker hochzog, aber dadurch erreichte ich nur, daß ich aus Versehen noch mehr Gas gab. Ich ließ in meiner Panik mit der Rechten den Lenker los, trappte die Fußbremse durch, das Motorrad schlug vorne hart auf, ich schlug mit dem Kopf gegen irgendwas und im nächsten Augenblick stand ich mit beiden Füßen auf dem Boden, in der Hand das abgewürgte Motorrad, das nach rechts umzukippen drohte. Scheißteil. Ich setzte mich wieder drauf, warf es wieder an und fuhr dann vorsichtig bis zum Hotel.

Als ich wieder vor dem Eclipse war, wartete der Motorradbesitzer schon? "Und? Alles klar? Wo ist Dein Auto?" "In der Werkstatt." Das hatte er sich scheinbar gedacht, und deshalb gewartet. "Ich komm gerade mal mit dem Teil hier klar, wie soll ich da noch gleichzeitig ein Auto fahren." Was daran nun so schwer sei? "Nichts, eigentlich, ich sitz nur zum ersten Mal auf so einem Teil." "Mann, das sagst Du mir erst jetzt..." Ja, was sollte ich denn tun? Keiner läßt einen fahren, wenn man sagt, man sei noch nie gefahren, aber wie soll man denn fahren, wenn einen keiner läßt? Das ist ein Karussel... Ich gab ihm das Motorrad, das er genau inpizierte, nahm die Kamera, bedankte mich und ging zu Eikka, der aber nicht da war. Nur Yannik saß vor dem Rechner. Ich fragte ihn, wo Eikka sei. "Daheim". Dreck. Kannst Du mich schnell zur Werkstatt fahren?" "Ja, klar, kein Problem." Er sattelte die Harley, ich schwang mich auf den Soziussitz und es ging los. Was für ein Lärm das Teil macht... Ich kam mich schon wesentlich sicherer vor, aber sicher ist der Mensch erst, wenn er in seinem Daimler sitzt und selbst das Ruder in der hand hat.

Mit der harley zur Werkstatt.

War überhaupt kein Thema hinfahren, absteigen, bezahlen, einsteigen und weiterleben. Ich hasse Motorräder. Die Jungs hatten gute Arbeit geleistet. Ich konnte zwar nicht nachprüfen, ob sie den Tank wieder aufgeblasen hatten, aber das würde ich schon beim nächsten Tanken feststellen. Ein Leck konnte ich jedenfalls nicht feststellen. Ich ließ ihnen noch mein Warndreieck da. Bei dem war infolge des Baumschlags die Verankerung gerissen. Ich sollte es am nächsten Tag abholen. Ich fuhr nun mit dem Daimler wieder zum Hotel und richtete den Kofferraum ein. Ich nahm auch die Bremsklötze und die neuen Federn aus dem Gepäck und legte sie ins Auto, alles war vorbereitet für di Morgige Fahrt nach Cancún. Das sollte der letzte vorgesehene Werkstattaufenthalt in Mexiko sein. Abends kamen noch Andrej und Rosana vorbei. "Seid ihr denn immer noch da?" Sie wollten morgen früh fahren. Wir saßen noch vor der Rezeption und quatschten. Es ging hauptsächlich um den Weg. Etwa 2500 km bis zur Grenze, er soll auf keinen Fall Ami sein. Russesein ist besser. Er machte sich hauptsächlich Sorgen um die Einreise, er hatte sich eigens eine Brille gekauft "This is for american gouvernment...". Damit er etwas gebildet aussehe. Ich hatte auch sowas. "Is also for american gouvernment..." und setzte meine Sonnenbrille auf. Rosanna meinte, die solle ich auf keinen Fall aufsetzen. "Ja, seid ihr denn alle am Spinnen in den USA?" Ja, das waren sie, meinte Rosanna. Alle sind paranoid und gerade deshalb solle man vorsichtig sein. Sie wurde irgendwann müde und meinte zu Andrej, sie würde nun schlafen gehen, aber er könne sich gerne noch weiterunterhalten, schließlich wollten sie um Fünf in der Früh fahren und er könne im Auto weiterschlafen. "No, stay here and talk with Markus..." "We can talk in New York..." Er ging auch, wir wünschten uns gegenseitig viel Glück und vielleicht sieht man sich wieder mal. Als sie wegwaren, sagte ich zu José: "Morgen abend sitzen wir wieder hier mit ihnen und reden über den übermorgigen Aufbruch..."

Andrej, Rosanna, Ich, Lourdes und José.

Voriger Tag Zum Anfang Nächster Tag

[Hauptseite] [Besolds W123] [Reiseberichte] [Gästebuch]
© by Markus Besold