Gammel in Mexiko 2003
Sonntag, 1. Juni

In der Früh wachte ich auf, weil einer ständig "Mierda" (=Scheiße) in die Rezeption hineinbrüllt. Ich schau mich verstört um und sehe Sebero, den Nachmittagskoch. "Was plärrst jetzt Du Trottel hier mir mitten in mein Ohr hinein? Was machst Du denn um die Zeit hier, hast Du nicht am Nachmittag Dienst? Und überhaupt hast Du in der Küche Dienst und nicht hier... Mich mitten in der Nacht aufwecken, gleich schmier' ich Dir eine..." Er wollte mir nur mitteilen, daß die Kanadier schon vor geraumer Zeit abgereist sind. "Ach quatsch, die bringen nur ihr Gepäck zur Station und kaufen das Busticket, dann kommen sie wieder zum Frühstücken." Aber nun war ich schon wach, also stand ich auch auf. Ich zog mich an und ging ins Restaurant. Absolut nichts los. Verfluchter Sonntag. Kein Essen, keine Gäste, rein gar nichts, nicht einmal Passanten, man könnte glatt den ganzen Tag schlafen.
Als ich am Nachmittag meine Berichte tippte, hielt mir Gerardo das Telephon hin. "Für Dich". Wer sollte mich hier anrufen? Ich ging ran, fragte vorsichtig nach. Es war Paul. Ich war etwas überrascht, ob was nicht in Ordnung sei, ob sie irgendwo festhängen. Sie waren mittlerweile in Kanada angekommen, der Flug war nicht um Eins, sondern um zehn Uhr gegangen, sie hätten ihn beinahe verpaßt. Er hätte nur angerufen um Tschüss zu sagen, "Vanessa was kicking me all the way..." Das fand ich aber nett. Vanessa riß ihm den Hörer aus der Hand und meinte, die CDs würden gebrannt und am Dienstag verschickt. Und wegen Alberta wollte sie sich auch erkundigen, wenn sie es schafft, schickt sie mir die genauen Angaben. Sie arbeitet übrigens bei DHL, was sehr praktisch ist, weil es sich dann um lächerliche Beträge handelt. Wieder mal die Portokosten "elegant" im Griff...
Eine seltsame Begegnung gab es noch. Es kam ein Viech die Straße entlanggeirrt, sah aus wie eine Ratte, war aber so groß wie ein Jack-Russel, man nennt sie Claquache oder so ähnlich. Es war auch seltsam zutraulich. José versuchte, es ins Gebüsch zu scheuchen, aber es wollte nicht. "Komm, laß, das ist schon so gut wie tot..." José ging, kaum war er ums Eck gebogen, kam ein Taxi vorbei und setzte dem Leben dieses seltsamen Viechs ein Ende. Blöder Vollidiot. Das war kein Köter, den man gedankenlos überfährt und schon gar nicht vor dem Laden, wo die Leute in der Früh frühstücken wollen. Ich warf ihm einen Stein hinterher, traf aber leider nicht. Das Viech lag nun vollständig tot vor dem Laden. Ich kehrte es, unauffällig pfeifend vor das Hotel gegenüber.

Gestern noch auf stolzen Rossen,
heute durch die Brust geschossen...
...Morgen in das kühle Grab.


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