Panamericana-Tour 2002
Donnerstag, 17. Oktober

Epilog

Ettal, Hort meiner Jugend.An Schlaf war nicht zu denken. Ich war zu sehr mit Zittern beschäftigt. Und ich konnte nichts dagegen tun. Es hatte alles zu. Um 3:56 Uhr lief der Zug nach Innsbruck ein. Es war nicht mehr weit. Bloß nicht aus Versehen im Zug sitzen bleiben. Eine Grenzkontrolle, und die nächste Station ist der Knast. Ankunft in Innsbruck: 04:37 Uhr. An diesem Bahnhof galt es nun für mich rumzuhängen bis Gabi Mittags kam, um mich abzuholen. Gegen sieben Uhr machte der Bäcker auf. Ich hatte seit Buenos Aires keine Butterbreze mehr gegessen. Die gab er hier für 1,20 €. "Wie bitte? Also zu meiner Zeit hätte sich einer trauen sollen eine Mark für die Butterbreze zu verlangen. Dem hätten wir die Bude zerlegt. Aber mittlerweile scheint man sich hier alles erlauben zu dürfen. Ich nahm sie dennoch. Und eine Cola. Und dann war bis auf einen Schein und ein paar Münzen alles Geld weg.

Mittags kam Gabi mit ihrem weißen Citroën und holte mich ab. Nur irgendwie ohne Kontrolle über die Grenze kommen. Je mehr wir uns der Grenze näherten, desto nervöser wurde ich. Meinen Paß hatte ich unter der Fußmatte. Vielleicht half es, wenn ich bei einer Kontrolle angab, meine Papiere vergessen zu haben. Aber es waren keine Bullen und kein Zoll zu sehen. Einfach durchsacken lassen. Und es klappte.

Als die Kuppel der ettaler Basilika auftauchte, fühlte ich mich wieder sicher. Die letzten zwei Jahre waren auf einmal wie weggewischt. Ich hatte das Gefühl, ich würde heimkommen und in den Benz einsteigen, der in der Einfahrt auf mich wartete. Aber der stand fast 9.000 km Luftlinie von hier. Und dennoch wurde ich das Gefühl nicht los, als hätte ich damals auf 'Pause' gedrückt und nun, bei der Einreise wieder. Es hatte sich nichts geändert, bis auf die Währung. Versäumt hatte ich allem Anschein nach gar nichts.

Ich mußte nur zusehen, nicht den Bullen zu nahe zu kommen. Ich sah die Typen schon früher am liebsten durch ein Zielfernrohr. Oder tot - noch besser. Aber am liebsten war es mir, ich mußte sie überhaupt nicht sehen. Nutzlose Wesen, die sich nicht um das Wesentliche ihrer sogenannten Arbeit kümmern, sondern ihren Lebensunterhalt dadurch ergaunern, daß sie Leute schikanieren. So wichtig und so intelligent wie Fußpilz, die Brüder. Aber ich glaubte, dafür sorgen zu können, daß sie nicht meiner habhaft werden. Im Prinzip ging es auch nur darun, den LapTop zu schnappen, mein Mädel kurz wiederzusehen, ein paar Kumpels besuchen und dann wieder in die Schweiz und von dort zurück nach Playa, um dort weiterzumachen, wo ich aufgehört hatte. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun würde. Aber ich hatte ja nun Zeit, es mir zu überlegen. Als aller erstes ließ ich mir den Bart stutzen, um halbwegs zivilisiert auszusehen. Aber ich nahm ihn nicht ab. Erstens wollte ich nicht unbedingt erkannt werden, zweitens nehme ich mir den Bart erst ab, wenn die Fahrt vorbei ist. Und das war sie nicht. Es war nur eine kurze unterbrechung für ein paar Wochen. Jetzt war erst mal Urlaub angesagt - oder so ähnlich. Aber die Geschichte, die hier nun beginnt, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Happy ja, aber noch kein End...

 


Voriger Tag Zum Anfang Reiseberichte

[Hauptseite] [Besolds W123] [Reiseberichte] [Gästebuch]
© by Markus Besold