Afrika 2000
Zweite Etappe
Mittwoch, den 27. September

Frühstück mit Zuschauerinnen. Sie gehen vorbei, dann drehen sie sich um und bleiben mit ihren Wannen auf dem Kopf stehen und schauen. Man könnte sie für Statuen halten, daß ihnen das nicht zu schwer wird...
Um zehn weiter nach Ouagadougou. Wir fuhren nicht lange, Almut hatte im 'Lonely Planet' nachgekruschtelt und in Ouagadougou einen Biergarten Namens "Tam-Tam" unter österreichischer Leitung gefunden, den wir anzusteuern vorhatten. Es war nicht sehr schwer, ihn ausfindig zu machen, denn er liegt genau an der Hauptstraße, von Bobo kommend auf der rechten Seite stadteinwärts (Position: N 12°21.551' / W 01°32.585'). Auf der Straße, kurz davor ein Bild des Grauens. Quer, mitten auf der Straße stand ein grüner 123er, über (!) dessen Motorhaube ein Bus gefahren war.
Ich hatt' einen Kameraden...
"...und bringt uns einer wirklich um, dann singen wir's noch mal von vorn..." Es hat einen erwischt, dahinter kommt schon der Nächste. Auch der gelbe hat noch lange nicht ausgedient. Er ist Organspender und sorgt dafür, daß die anderen weiterfahren können und unser 123er nicht von den Straßen dieses Kontinents verschwindet. Eher würde man die Kakerlaken ausrotten, als daß man es schafft dieses Auto vom Erdboden zu tilgen.
Wir verbrachten den Nachmittag im Biergarten. Hier sah es schon ganz anders aus, als in dem Restaurant in Bobo. Die Bedienung war sauber angezogen, freundlich, mußte nicht gerufen werden. Das gebrachte stimmte mit der Bestellung überein, die wiederum mit der Rechnung übereinstimmte. Es gab eine Karte, das Lokal war sauber und nett eingerichtet, mit Fässern von Wrsteiner und Villacher Bier, die Toiletten waren benutzbar, die Ventilatoren funktionierten, man wurde nicht belästigt und die Preise lagen nicht erheblich über dem des afrikanischen Restaurants, im Gegenteil, wenn man berücksichtigt, daß man hier einen Gegenwert für das Geld bekommt. Vielleicht liegt es daran, daß das Geschäft hier besser läuft als anderswo. Ich bestellte mit ein Wiener Schnitzel.
Am späten Nachmittag brachen wir auf nach Tibele auf. Das liegt auf dem Weg nach Ghana und Gerüchten zufolge soll es hier Elephanten geben, die wir aber nicht zu sehen erwarteten. Das umliegende Gras war Höher als sonst, was die Nachtplatzsuche sicher nicht erleichtert, aber es gefiel uns.
Und wie wir so dahinfahren erfaßt mich ein Gefühl der absoluten Glückseligkeit. Gute Straße, wir fahren durch Afrika, davon träumte ich ein Jahr lang, endlich ward es Wirklichkeit; der Tag wirft die letzten Sonnenstrahlen durch einige Wolkenlüchen, die Savanne erschimmert in tausend Farben, der Duft von frischem Diesel liegt in der Luft... Hä?, irgendwas ist komisch. Schnüffel... "Riecht ihr das auch, oder bilde ich mir das ein? Ich finde, hier riecht es nach Diesel." -"Stimmt, jetzt, wo Du's sagst..." Sofort anhalten. Da stimmt was nicht. Ich hielt an und checkte die Kanister, alle trocken, dann legte ich mich hinter das Auto, nach vorne blickend und siehe da, es tropfte auf die obere Manschette der Steckachse oder Gelenkwelle oder was das ist. Wußt' ich's doch. Diesel rieche ich wie Dagobert Duck das Gold. Verdammt, Seife her. Ich tippte auf den Schlauch und schmierte ihn mit Seife ein. Diesen Trick hatte ich von 207-Daniel in Mauretanien gelernt, als ihm ein Sandblech den Tankstutzen beschädigte. Bei ihm hatte es funktioniert, bei mir nicht. Wir fuhren trotzdem weiter, der Dieselverlust ist schließlich größer, wenn man stehenbleibt. Es war 18:45 Uhr, als wir von der Piste nach Tibele auf einen Trampelpfad abbogen. Almut lif voraus. Dort fanden wir einen netten Nachtplatz und stellten das Zelt auf.
NPL an der Piste nach Tibele
Von der Piste auf einen Trampelpfad abgebogen und langsam vorgeschaukelt. Dann wurde der Weg breiter und besser befahrbar und hier waren wir.
Ich nahm einen Dieselschlauch aus der Ersatzteilkiste, setzte ihn auf den Entlüftungsstutzen und saugte an. Dann knickte ich das Ende, wickelte ein Band drumherum, so daß der Schlauch Dicht war und stellte ein Nutellaglas unter die Stelle an der es tropfte, damit das Diesel nicht verlorenging.
Abends wetterleuchtete es sehr schön aus drei verschiedenen Richtungen. Joe und ich schliefen im Zelt, Almut auf den Blechen, aber auch nur, bis es anfing zu regnen.


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© by Markus Besold