Afrika 2000
Zweite Etappe
Mittwoch, den 20. September

In der Früh beobachteten wir einen Verrückten, der mit einer Steinschleuder spazieren ging während wir genüßlich frühstückten. Das Auto sprang schon wieder sehr schlecht an. Was soll das? Irgendwann lief er dann und wir setzten unseren Weg in Richtung Timbuctu fort.

Termitenhügel
Termitenhügel in Zentralmali.

Zwischen Douentza und Gao passierten wir zum zweiten mal die Zehntausend-Kilometer-auf-einer-Feindfahrt-Marke.
An diesem Tag wurde nur gefahren. Wir hielten einmal, um Wasser zu filtern, denn Almut war eine preiswerte Alternative zum teuren Coca-Cola eingefallen: Zitronenlimonade. Schmeckt bestens und man muß sich weder mit dem afrikanischen Pfandflaschensystem rumschlagen noch ist man auf irgendwelche Läden angewiesen. Zitronen bekommt man überall für ein paar Pfennige, Zucker auch und original deutsches Leitungswasser hatten wir in den Kanistern. Und das beste ist, daß sie im Gegensatz zur Cola auch im warmen Zustand schmeckt. Die Klima war immer aus wegen dem Geratter.
Und einmal hielten wir an um zu Tanken. Ich sagte dem Tankwart, er soll voll machen, wir fuhren schon seit langer Zeit auf Reserve und die Kanister waren leer. Nichts besonderes. Nur, daß die Tankanzeige auf 3/4 voll stand. Ich ließ ihn machen, während ich einen Idioten davon überzeugen versuchte, daß ich seinen Hut nicht kaufen will, weil mir meine fertige Kraftfahrermütze viel besser gefällt. Als wir weiterfuhren, war die Reserveleuchte zwar erloschen, doch zeigte sich die Tanknadel unverändert. Da fiel mir erst als Almut für die Reisekassenabrechnung nach der getankten Menge fragte auf, daß er nur 48 l hineingelassen hatte. Ich ging zurück und machte den Tankwart in einem recht unfreundlichen Ton an, ich hätte ihm gesagt, er soll Volltanken, ob er nicht wüßte, was voll heißt. "Voll - full - Plä, ist doch nicht schwer, macht die Zapfsäule von selber, sogar die weiß, wie das geht." Er kam mit, ich deutete auf den Tank und auf die Zapfe, doch er machte keine Anstalten etwas tun zu wollen. "Almut! Hilfe! Der ist zu blöd! Mach was!" Almut schüttelt den Kopf, steigt aus, sagt, "Dann mach's ihm halt vor. Excuse moi, Monsieur...", nimmt den Zapfhahn und will weitertanken. Die Zapfsäule läßt sich nicht feststellen, geht immer wieder aus. Ich denke mir "Woman and machinery. Do not mix." und nehme es selbst in die Hand, aber auch bei mir verhält sich das Teil nicht anders. Das Diesel steht am Stutzenrand, da paßt definitiv nichts mehr rein. Ich entschuldige mich beim Tankwart, der nur verständnislos den Kopf schüttelt.
Wir fahren weiter und rätseln, was sich der Tankwart jetzt denken muß, wenn da Europäer vorfahren und ihm sagen, er soll volltanken, er das tut, was man ihm gesagt hat und dann noch einen Anschiß kassiert. Der arme Mann konnte mit der ganzen Aktion sicher nichts anfangen. Noch mehr rätselten wir natürlich darüber, warum in einen fast leeren 80-Liter-Tank nur 48 Liter hineinpassen. Wir fanden keines Rätsels Lösung.

Welcome to Mali
Wenn er umfällt, war das zulässige Gesamtgewicht überschritten.

Die Gegend, durch die wir fuhren war die schönste seit wir die Wüste verlassen haben. Flache Savanne, oder Steppe, ich kenn den Unterschied immer noch nicht, jedenfalls hohes Gras, einzelne Bäume, romantisch in der platten Landschaft verteilt, aus der hohe steile und bewuchslose Berge herausragen, mal nur spitz, mal wie eine riesige Kasematte. Und da es sowieso schon anfangen wollte zu dämmern und es in der Ferne blitzte, beschlossen wir, in der Nähe eines solchen Felsmassivs unseren Nachtplatz aufzuschlagen. Heute früher (18:30 Uhr / km 645034), da wir auf jeden Fall das Zelt aufstellen mußten. Das war ein wunderschöner Nachtplatz, 295 km vor Gao. Als ich das Auto abstellte und mir eine Cigarette ansteckte, taten mir die Daheimgebliebenen richtig leid. Die mußten Morgen früh aufstehen und in der Trostlosigkeit des beginnenden Herbsttages in die Vorlesung oder in die Arbeit fahren, während wir hier mitten in dieser göttlichen Landschaft lagen, ohne Termine, ohne Hektik, frei. Wir machten uns ein nettes kleines Lagerfeuer neben dem Zelt und kochten uns was zusammen. So soll es sein.


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