Afrika 2000
Das dicke Ende
Donnerstag, den 14. Dezember

Am späten Vormittag ging ich mit dem Agenten ins Zollager. Wir kamen an zwei FIATs mit italienischen Kennzeichen vorbei, die unter einer dichen Staubschicht mehr lagen als standen. Ich vermute, sie mußten aufgegeben werden. Stumme Zeugen irrsinniger Importgesetze - oder wie man das auch immer beschönigend nennen will. In einem besonders heruntergekommenen Nebengebäude warteten wir auf den eigentlich auf 11 Uhr angesetzten Termin. Gegen 14:00 Uhr kam dann doch eine Beamtin dahergetröpfelt und wir gingen zum Auto. Jetzt kam es nochmal darauf an, denn beim Zoll hatte jemand gesagt, daß das Gepäck wohl Probleme machen würde und es käme auf die Laune des Beamten an, ob er es übersieht oder nicht, denn das Gepäck außer Kleidung und Büchern müsse gesondert deklariert werden. Nur ein Brasilianer kann annehmen, daß ein Auto, das in Deutschland angemeldet ist und von Afrika aus verschifft wurde, ohne Gepäck unterwegs ist, aber mit Logik braucht man auch hier nicht ansetzen. Die habe ich befehlsgemäß in Ceuta über Bord geworfen.
Die Beamtin ging mit, sah das Auto ganz groß an, als stünde sie vor einem UFO, nahm alles verwundert zur Kenntnis, was ich ihr so erzählte und meinte nur, es sei schon OK, ob das Auto aus Argentinien sei. -"Nein, aus Deutschland", das steht doch so in den Papieren. "Ja, das wird schon stimmen..." Unterschrift, dann wieder ins Büro, Stempel und fertig. Die Papiere mußten natürlich wieder zurück zum Zoll, aber - kennen wir ja schon - der Rest passiert am Ende des Tages, wenn der Page vorbeikommt. Das Auto stand auch nicht mehr so da, wie ich es hingestellt hatte, sondern zwar am gleichen Platz, nur verkehrt herum und an der rechten hinteren Säule war eine Dulle. Das war die gerechte Strafe, warum gebe ich auch den Schlüssel aus der Hand? Und dann auch noch irgenwelchen Rohfleischfressern...

Die Dulle an der achteren Steuerbordsäule...

Alerdings konnte ich dann, als es um das Bezahlen ging, den Preis um 300 US$ drücken. Der ganze Spaß mit der Lagerung belief sich auf 1.400 US$, die mir meine Oma freundlichst zur Verfügung stellte. Es hieß zwar "0.6 % des Warenwertes alle 10 Tage", aber der Agent hatte natürlich verschwiegen, daß es einen Mindestbetrag gibt, nämlich 300 US$. Hinzu kam die Port-Tax, die Trading-Handling-Charge, die Handelsmarinenmafia und zum Schluß waren wir bei den 1.400 US$. Einen 10-Tagessatz erließen sie mir nach langer Diskussion wegen der Dulle. Lieber wäre mir zwar gewesen, den Verantwortlichen dafür totschlagen zu dürfen, also nicht ein bißchen weh tun, sondern tatsächlich so lange mit dem Spaten auf ihn eindreschen, bis er tot ist, ihn dann in Stücke zu zerhacken und den Kötern auf der Straße zum Fraß vorwerfen, aber die ließen nicht mit sich reden, das kann man selbst in Brasilien nur dann machen, wenn keiner herschaut. Alles Verbrecher! 1.800 US$ für den Transport plus 1.400 US$ dafür, daß die Brasilianer nichts auf die Reihe kriegen, Bus- und Taxifahrten nicht miteinberechnet ist ein sattes Sümmchen für ein Auto, das gerade mal ein paar Mark wert ist - und doch ist er unbezahlbar der alte Daimler.


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© by Markus Besold