Afrika 2000
Das dicke Ende
Freitag, den 8. Dezember

Wieder so früh wie möglich zum Zoll. Die Papiere waren natürlich immer noch nicht weiter, sie lagen im Verteiler und sollten noch vor der Mittagspause weitergeleitet werden. Die Papiere der Australier waren einen Schritt weiter, doch irgendein Theaterproduzent hatte nun seine Papiere zwischen Steves Maschine und meinen Daimler geschoben, denn sein Stück sollte am Montag aufgeführt werden. Tja, das wird wohl auch nichts nützen, aber was soll die Aktion mit dem Theater? Theater ist was für Kulturnationen und hat hier sowieso nichts verloren. Keine Chance, hier etwas machen zu wollen. Also das übliche, nämlich ins Internet und am Nachmittag wieder her.
Die Papiere kamen nun wieder in die andere Abteilung, bei der wir es damals geschafft hatten, daß der Zuständige sie vorzeitig weitergab, nur waren sie diesmal im Nebenzimmer. Hier wurden die Papiere und die Eingabe im Computer auf Richtigkeit überprüft. Das dauerte natürlich den restlichen Tag und das auch nur, wenn es gut ging. Zum Glück habe ich Bluttiefdruck, sonst wäre ich spätestens hier geplatzt. Reicht das nicht, wenn das einer macht? Geht man hier einfach davon aus, daß hier nur Blöde arbeiten? Nicht, daß es nicht so wäre, aber wenn sie das selbst schon zugeben wird es kritisch.
Auch meine Einstellung zur deutschen Bürokratie hat sich durch diese Erfahrung ein gutes Stück geändert. Als ich einmal in Augsburg auf der Führerscheinstelle war und darauf wartete, aufgerufen zu werden, kam ein Beamter mit einer Tasse Kaffee in der Hand vorbeigeschlendert. Da ich Beamten nicht ausstehen konnte, mußte ich natürlich meinen Kommentar dazu abgeben und ließ ihn sich ein paar Schritte entfernen und sagte dann so, daß es auch ja jeder hört "Also, wenn ich einen Kaffe trinke, dann kann ich nicht mehr schlafen." Hauptsache blöd angemacht, er reagierte auch entsprechend mit "Ich will ja auch nicht schlafen." - "Achsooo..."
Doch nun hatte ich meinen Vergleich und dadurch bin ich auch mit der deutschen Bürokratie versöhnt. Ich werde nie wieder so lange ich lebe einen deutschen Beamten dumm von der Seite anquatschen, nur weil er ein Beamter ist und ich kam zu der Erkenntnis, daß die deutsche Bürokratie nämlich gar keine Bürokratie ist, sondern auch nur ein süßer Versuch. Wer das hier erlebt, der kriecht hier winselnd heraus und sehnt sich wieder die deutsche Art herbei, mit der man solche Sachen erledigt: Unfreundlich, aber korrekt und unglaublich schnell. Deutsches Organisationstalent muß sein, sonst sieht es so aus, wie hier.
Erst wenn Du in der Fremde bist, weißt Du, wie schön die Heimat ist... - wie wahr!


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© by Markus Besold